Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 38

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Wir haben uns, was die soziale Dimension anlagt, nach sehr vielen Diskussions­pro­zessen in der eigenen Fraktion und zwischen den Regierungsparteien, an den Tisch ge­setzt und versucht, etwas für die Bürger, auch in Richtung sozialer Verantwortung, so in den Gesetzesprozess einzubringen, wie wir das heute und spätestens morgen mit einem weiteren Abänderungsantrag auch verantwortungsvoll tun können. (Abg. Dr. Gusenbauer: Aha! Ein neuer Abänderungsantrag!)

Wir werden eine 10-Prozent-Deckelung von allen möglichen Verlusten verankern. Mei­ne Damen und Herren! Wenn ich nicht mehr als 10 Prozent einer Pension von 2003 verlieren kann, dann, glaube ich, kann niemand mehr sagen, wir müssen auf die Stra­ße gehen, streiken und sagen: Pensionsraub! (Abg. Verzetnitsch: ... die 700 € weni­ger!) Das, was Sie hier geliefert haben, ist völlig überzogen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Wir werden zum Zweiten die so genannte Frühpension wegen sehr langer Versiche­rungs­dauer bei 45 Beitragsjahren fortbestehen lassen. Es wird auch künftig die Mög­lichkeit geben, nach 45 Beitragsjahren, weil man eben so lange gearbeitet hat, in Pen­sion zu gehen. Wir werden den Ausgleichszulagenrichtsatz für Ehepaare auf 1 000 € an­heben – auch eine soziale Dimension! Und wir werden einen Härtefonds einrichten, der all jene Fälle mildert, die durch alle gesetzlichen Regelungen nicht erreicht werden können.

Das ist eine soziale Dimension, die diesen Namen verdient, meine Damen und Herren! Es war schwierig genug, zu dieser Lösung zu kommen, aber ich halte sie im Interesse der Österreicher für sehr verantwortungsvoll und zukunftsreich. (Abg. Dr. Matznetter: Warum haben Sie den ... Vorschlag nicht genommen?)

Lassen Sie mich noch zu den Alternativen kommen, die Sie von der Opposition auf den Tisch gelegt haben. Bei der SPÖ sind wir da schnell fertig: Ein Konzept, ja, aber erst nächste Woche, und dann ein wenig später und in ein paar Ansätzen, aber nicht mehr. (Abg. Dr. Gusenbauer: Sie haben es nicht gelesen!)

Vom ÖGB habe ich bereits erwähnt, dass Herr Präsident Verzetnitsch mit seinen sozi­aldemokratischen Gewerkschaftern von Beitragserhöhungen gesprochen habe. Dies ist nicht der richtige Weg! (Abg. Gradwohl: Der Neugebauer wird sich bedanken, dass er sozialdemokratischer Gewerkschafter ist!) Aber dass Sie jetzt auch noch versuchen, auf uns Druck auszuüben! Dazu darf ich Ihnen ein Schreiben vorlesen – ich zitiere –:

Wie soeben bei der Sitzung der Vorsitzenden besprochen, führt der ÖGB am heutigen Tag folgende Aktion durch: Am Vormittag führen wir rund um das Parlament einen Au­tokonvoi durch. Abgesehen von den Fahrern muss in jedem Auto eine zweite Person sitzen, die ein Plakat mit aussagekräftigen Aufschriften Richtung Parlament hält. Dies wird lautstark durch Gashupen, wie sie die Sportfans benutzen, unterstützt. Nach eini­gen Runden wird die Polizei reagieren und die Nebenstraßen rund ums Parlament sperren. – Zitatende. Und so weiter und so fort.

Meine Damen und Herren! Das wird offensichtlich mit den Beiträgen, welche die ÖGB-Mitglieder zahlen, von Ihnen, Herr Präsident, vorgesehen. Ich frage mich: Wo bleiben die soziale Dimension und die Verantwortung des ÖGBs? Welche soziale Kompetenz hat er heute noch, wenn mit solchen Maßnahmen, die wir hier herinnen nicht einmal hö­ren – Herr Präsident, das können Sie Ihren Leuten erzählen: Hier im Plenarsaal hö­ren wir gar nichts davon! –, vorgegangen wird? Wenn das seine soziale Kompetenz ist, meine Damen und Herren, dann gute Nacht ÖGB! Mit unseren Mitgliedsbeiträgen, auch mit meinen, sollten Sie das wirklich nicht finanzieren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

 


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