Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 133

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Wenn ich nur Ihren Offenen Brief hernehme, den ich dankenswerterweise von Ihnen erhalten habe, und lese, dass Sie da an unser politisches Gewissen appellieren, dann muss ich Ihnen sagen: Da brauchen wir wirklich von niemandem eine Aufforderung, denn bei der Abstimmung morgen werden wir genau unserem Gewissen folgen! (Abg. Dr. Gusenbauer: Das habe ich befürchtet!) Dazu brauchen wir, brauche ich keine Auf­forderung von Ihnen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Da Sie hier davon sprechen, dass wir um Gerechtigkeit und Glaubwürdigkeit bemüht sein sollen: Es ist es nichts anderes, wenn wir morgen die Pensionssicherungsreform hier beschließen werden, als ein Beitrag zur Gerechtigkeit, zur Generationengerechtig­keit! Ich sage Ihnen: Nichts tun wäre ungerecht! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheit­lichen.)

Was den zweiten Punkt, die Glaubwürdigkeit, angeht, sind Sie Tag für Tag sehr ge­fährdet, denn dass Sie nichts tun, meine sehr geehrten Damen und Herren, macht für mich eine Fraktion von der Größe der SPÖ äußerst unglaubwürdig, wenn es darum geht, Verantwortung wahrzunehmen.

Der dritte Punkt, den Sie hier anschneiden, ist schlicht unwahr, dass nämlich jeder mindestens 12 Prozent des bisherigen Pensionsanspruchs verlieren wird. Das ist schlichtweg unrichtig, das ist falsch – und trotzdem behaupten Sie es!

Sie gehen ja noch weiter: Heute heißt es auf der Homepage der SPÖ – entweder sind Ihre Leute noch im Pfingsturlaub, oder Sie setzen bewusst diese Falschmeldungen fort –: Angestellte, 30 Jahre: – 40 Prozent. – Ist das verantwortungsbewusste Politik? Ist das, wie Sie es in Ihrem Brief nennen, glaubwürdig? (Zwischenrufe der Abg. Mag. Wurm.) Das ist äußerst unglaubwürdig! Sie wissen es: Es gibt diesen Deckel mit den 10 Prozent, der selbstverständlich gilt, und wir lassen uns von Ihnen nicht davon abbringen, bei der Wahrheit zu bleiben! Es ist schlichtweg falsch, hier zu sagen: min­destens 12 Prozent! (Abg. Dr. Gusenbauer: Wie lange hält der Deckel?)

Der Deckel hält so lange, solange dieses Pensionssicherungssystem, das wir morgen beschließen, in Kraft ist; das ist relativ einfach. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitli­chen. – Abg. Broukal: Falsch!)

Falsch ist, was Sie sagen! Und falsch ist auch, wenn hier steht: „Die im Sinne von mehr Gerechtigkeit so dringend notwendige Harmonisierung ist von der Regierung nicht vorgesehen.“ – Das ist unrichtig! Das Gegenteil ist der Fall! Sie können morgen mitstimmen, wenn es um die Harmonisierung geht. Wir laden Sie herzlich ein, mitzu­stimmen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Die Regierungsfraktionen brin­gen morgen den entsprechenden Antrag ein. (Abg. Silhavy: Warum gibt es dazu keine Regierungsvorlage?)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der SPÖ-Vorsitzende hat sich in diesem Be­reich persönlich ins Abseits gespielt. (Ironische Heiterkeit des Abg. Dr. Gusenbauer.) Zweifach sind Sie ins Abseits geraten, Herr Dr. Gusenbauer: erstens inhaltlich, denn seit dem Jänner, seit den Regierungsverhandlungen, wo Sie noch konstruktiv bei der Sache waren, ist inhaltlich nichts mehr von Ihnen gekommen, und – zweitens – Sie haben sich auch strategisch ins Abseits gespielt. Wenn Sie nämlich geglaubt haben, dass Sie als großer „Sprengmeister“ der Regierung auftreten können, haben Sie sich gewaltig geirrt! Ein Spargelessen reicht dafür nicht aus. Sie sind kläglich gescheitert! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Ich sage Ihnen abschließend Folgendes: Nicht nur, dass Sie persönlich gescheitert sind, es wird auch die SPÖ mit ihrer Verunsicherungskampagne nicht erfolgreich sein. (Abg. Bures: Sind Sie für eine Volksabstimmung? Haben Sie den Mut?) Es wird in den nächsten Wochen unsere Aufgabe sein, deutlich zu machen, wie sorglos Sie mit der


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite