Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 142

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Wer sich das Budget­begleit­gesetz angeschaut und die heutige Diskussion etwas nach­vollzogen hat, der merkte, dass immer gesagt wurde: Wir brauchen die Abfangjäger, koste es, was es wolle, es ist alles Wurscht, die brauchen wir, das müssen wir uns leis­ten!, nach dem Motto: Jeder braucht sein Spielzeug!, und da hilft halt einmal nichts!

Aber auf der anderen Seite hält es die Bundesregierung für eine Selbstverständlichkeit, dass die Pensionen gekürzt werden, dass Sozialversicherungsbeiträge erhöht werden, indem jetzt auch ein Versicherungsbeitrag für Freizeitunfälle bezahlt werden muss, et cetera. Das alles findet anscheinend die Bundesregierung korrekt. Wenn es darum geht, den Leuten Geld abzunehmen, dann sind Sie die Ersten, die für diese Sache zu haben sind, und wenn es darum geht, für sich selbst irgendetwas anzuschaffen, dann sind Sie auch die Ersten, die das wirklich ohne Hemmung tun.

Herr Sozialminister Haupt hat das auch in seinem Bereich sehr deutlich vorgeführt – schade, dass er heute nicht mehr da ist –, und er wird auch wissen, warum.

Ich möchte das nur am Bei­spiel der Pflege­vorsorge demonstrieren. Damals, als Schwarz-Blau in die Regierung gekommen sind, war es Frau Ministerin Sickl  – einigen doch noch sehr bekannt –, die damals gesagt hat: Es gibt eine Einmalzahlung beim Pflegegeld! Dann ist die Frau Sickl weg gewesen und Herr Haupt gekommen. Er hat gesagt: Ich habe euch nichts versprochen, von mir bekommt ihr nichts! – Okay, das mussten wir zur Kenntnis nehmen.

Jetzt haben wir die neue Regierung. Die ist wieder schwarz-blau. Bevor Herr Haupt noch Sozialminister war, hat er groß­mundig erzählt: Wenn ich wieder Sozialminister werde, gibt es 2,5 Prozent Valorisierung beim Pflegegeld! – Da haben wir uns gedacht, ein schöner Einstieg dafür, dass seit 1996 das Pflegegeld nicht valorisiert worden ist, denn das ist uns damals unter Rot-Schwarz gekappt worden. So ist es eben.

Dann war plötzlich von den 2,5 Prozent nicht mehr die Rede. Er hat gesagt: Nein, das war ein Blödsinn, machen wir nicht die 2,5 Prozent, ihr bekommt alle eine Einmalzah­lung! Es wurde eine Regierungsvorlage gemacht, die eine Einmalzahlung vorgesehen hat, und dann hat es drei oder vier negative Stellungnahmen gegeben, und diese wa­ren für Sozialminister Haupt der Grund, warum er gesagt hat: Okay, wenn es drei, vier gibt, die das nicht wollen, dann gibt es eben gar nichts mehr!

Jetzt gibt es die Einmalzahlung auch nicht. Das kann man, wenn man möchte, zur Kenntnis nehmen. Wenn aber heute über 600 000 Menschen dagegen unterschreiben, dass Abfangjäger angekauft werden, setzt man sich darüber hinweg. Zwei, drei gibt man Recht, aber wenn es Hunderttausende sind, dann setzt man sich darüber hinweg. Angesichts dessen frage ich mich schon: Wo ist da die Wertigkeit?

Ich möchte wirklich einmal aufgeklärt werden, ob 400 000 BezieherInnen von Pflege­geld nichts mehr wert sind, nur weil drei dagegen sind. Wenn aber 600 000 Menschen gegen etwas sind, dann sagt man: Diese sind auch nichts wert, weil wir trotzdem ma­chen, was wir wollen. Es ist also völlig egal, in welche Richtung es geht, es wird sowie­so nur das gemacht, was die Regierung will, und die Stimme der Bevölkerung hat über­haupt keinen Stellenwert mehr. Man setzt sich darüber hinweg und sagt: Wir sind wir, wir machen das, was wir wollen, und das, was die anderen wollen und sagen, ist uns einfach egal! Wir sind die Größten, hinter uns die Sintflut! Da kann jeder machen, was er will, wir ziehen alles durch, was wir wollen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist nicht die Demokratie, die wir uns vor­stellen und die sich die Bevölkerung vorstellt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

Wenn wir heute schon so weit sind, dass die Bevölkerung und Menschen, die ohnehin nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind, heute überhaupt nichts mehr wert


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