Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 306

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beginnen, sechs Jahre früher in Pension gehen und zwölf Jahre länger leben. Mit diesen Durchschnittswerten sollen alle Österreicherinnen und Österreicher über einen Kamm geschoren werden.

Eine solche Vorgangsweise führt in Hunderttausenden Einzelfällen zu unakzeptablen, extrem ungerechten Ergebnissen. Besonders für die Arbeiterinnen und Arbeiter stimmt diese Stummvoll-Formel überhaupt nicht. Es zeugt von einer unglaublichen Ver­höhnung jener Menschen, die mit 15 Jahren eine Lehre beginnen und so am längsten und am härtesten arbeiten, wenn man ihnen nun mit dem Argument, sie würden ohne­hin um drei Jahre später zu arbeiten beginnen, die Pension kürzt und sie zwingt, 50 Jahre zu arbeiten – nämlich vom 15. bis zum 65. Lebensjahr. Das ist, gelinde gesagt, ... – Das Wort darf ich nicht mehr sagen, sonst bekomme ich einen zweiten Ordnungsruf. (Abg. Silhavy: Aber wir haben es verstanden!)

Dass man 1970 drei Jahre früher zu arbeiten begonnen hätte, trifft auf Arbeiter, die mit 15 eine Lehre beginnen, nicht zu. Nach der Logik des Kollegen Stummvoll hätten diese vor 30 Jahren mit zwölf Jahren eine Lehre beginnen müssen. Aber auch damals, meine Damen und Herren, hat man die Lehre nicht um drei Jahre früher begonnen. – Das hätten vielleicht so manche in ÖVP und FPÖ gerne, doch so weit haben Sie Österreich – Gott sei Dank! –noch nicht gebracht, auch wenn es sich manche von Ihnen noch so herzlich wünschen würden. (Beifall bei der SPÖ.)

Auch die Aussage, 1970 hätten alle die Pension erst sechs Jahre später angetreten, stimmt nicht und dient nur der Propaganda. Im Jahre 2001 lag das durchschnittliche Pensionsantrittsalter der Arbeiter bei 58,1 Jahren. 1970 hätte es laut Falschinformation des Herrn Stummvoll um sechs Jahre höher, also bei 64,1 Jahren liegen müssen. – Tatsache ist, dass im Jahre 1970 die Arbeiter durchschnittlich mit 59,8 Jahren ihre Pension angetreten haben, meine Damen und Herren!

Auch bei der Länge der durchschnittlichen Bezugsdauer der Pension liegt der selbsternannte „beste Redner“ des Parlaments weit daneben. Die Arbeiterinnen und Arbeiter in Österreich sind heute nicht um zwölf Jahre länger in Pension, sondern nur um vier Jahre. Heute können Arbeiterinnen und Arbeiter zum Glück noch nach bis zu 45 Arbeitsjahren rund 17 Jahre ihre Pension genießen; 1970 waren es rund 13 Jahre.

Meine Damen und Herren! Ich habe es von diesem Pult aus schon mehrmals gesagt und muss es leider heute wiederholen: Kollege Max Walch! – Er ist wieder einmal nicht da. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Da steht er!) – Ah, da ist er eh. (Abg. Walch: Ich horche dir bei deiner vorgeschriebenen Rede zu!) – Wie willst du das den Arbeitern in deinen Betrieben erklären, was du hier und heute sagst? Kollege Walch, du kannst das schlicht und einfach nicht! (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Wahrscheinlich steht in der Rede drin, dass Max Walch fehlt!)

Darum habe heute den Mut und stelle dich auf die Seite derjenigen, die du vertreten willst! Verlass die Reihen rund um die Herren Stummvoll, Schüssel, Grasser und Bar­tenstein und kehre zurück in die Reihen, aus denen auch du kommst, nämlich aus den Reihen der Arbeiter, falls du das inzwischen vergessen hast, Kollege Walch! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wir sind alle Arbeiter, Herr Kollege!)

Ich richte dir einen Gruß von deinen Bauarbeitern aus und teile dir den O-Ton dessen mit, was am Wochenende knapp 600 Bauarbeiter gesagt haben: Wenn der Walch für diese Pensionsreform stimmt, verjagen wir ihn mit einem nassen Fetzen! – Präge dir das ein, Kollege Walch! Wir werden in ganz Oberösterreich die Arbeiter über dein Ab­stimmungsverhalten informieren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Walch: Kannst du frei auch reden oder nur lesen? – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Wer hat dir denn die Rede ge­schrieben?)

14.31

 


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