Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 329

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Sie nicht, dass es Kleidervorschriften gibt?) Liebe Freunde der schwarz-blauen Umfal­lerfraktion, als die ich Sie jetzt legitim bezeichnen darf (Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: Krawatte! Krawatte!), da Sie in der Früh – zunächst Kollege Jakob Auer, dann mein lieber Freund Uwe Scheuch – den Offenbarungseid geleistet und erklärt haben, Sie werden zustimmen! Ich gratuliere Ihnen herzlich. (Beifall bei der SPÖ. – Weitere Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: Krawatte! Krawatte!)

Es freut mich, dass Sie sich an meiner Krawatte, die ich nicht trage, stoßen. Da haben Sie wenigstens eine Möglichkeit, sich über ein unverfängliches Thema zu unterhalten. (Abg. Scheibner: Der Knopf vom Sakko! – Abg. Neudeck: Aufsteiger schauen auch anders aus!)

Ich bin Ihnen übrigens sehr dankbar für die letzten beiden Tage, in denen ich sehr viel an Dichtung und Wahrheit lernen durfte – ich gebe schon zu: mehr Dichtung als Wahr­heit. Allerdings durfte ich auch wirklich sehr viel über neue Wörter beziehungsweise den neuen Sinn von Worten, die mir bekannt schienen, wie zum Beispiel das Wort „Mut“, lernen. Fasziniert nahm ich zur Kenntnis, dass sich der Herr Bundeskanzler, den der Mut inzwischen verlassen hat, uns hier Rede und Antwort zu stehen, herstellt und sagt: Ja, es bedarf eines gewissen Mutes, diese Reform durchzuführen. (Abg. Scheib­ner: Sie bringen das wie in einer Predigt! Sie sind in der falschen Partei!)

Ich kann schon sagen, was nach dem Verständnis des Herrn Bundeskanzlers Mut ist! Schon bei seinem ersten Amtsantritt hat er den „Mut“ gehabt, sich der Bevölkerung und deren Willen zu entziehen – und ist unterirdisch aus dem Kanzleramt entschwunden! Und ich prophezeie Ihnen: Wenn die Bevölkerung die Auswirkungen dieser Pseudore­form erfährt, wird er diesen Weg wieder wählen, denn er hat sich bisher ja auch nicht getraut, sich der Straße und dem Druck zu stellen. Ich zitiere jetzt Ihre Worte! (Beifall bei der SPÖ.)

Der Herr Bundeskanzler hat es nicht gewagt, sich dem berechtigten Druck der Straße und den berechtigen Sorgen der Bürger zu stellen, und er wird wieder unterirdisch ver­schwinden! Und ich prophezeie Ihnen: Das wird schneller der Fall sein, als Sie alle es erwarten! Die neuesten Umfragen, die „NEWS“ zitiert, tragen schon Ihre Totengräber-Merkmale, die Sie sich jetzt an die Brust heften können! (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Sie waren schon bei der FPÖ, und jetzt sind Sie bei der SPÖ, nicht wahr? – Weitere Zwi­schenrufe bei den Freiheitlichen.)

Für dieses Stichwort danke ich, das führt mich zum Stichwort Wendehals: „Wendehals“ ist ein Wort, das wir aus der Geschichte kennen. Es ist 13 Jahre alt. Und wir haben bei der FPÖ gesehen, dass auch in diesem Zusammenhang ein neuer Begriff geschaffen beziehungsweise ein neuer Sinn gefunden wurde. (Lebhafte Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Wenn wir schon von Positionen reden, Frau Dr. Partik-Pablé, dann darf ich Sie daran erinnern, was Wendehals auf Blau heißt: Wendehals heißt, dass wir in Kärnten heute noch mit „Danke, Jörg! Du hast die Abfangjäger verhindert!“-Plakaten belästigt werden, während uns Herr Kollege Dr. Bösch im Fernsehen vollmundig erklärt: Wir Freiheitli­chen waren schon immer für die Abfangjäger! – Ich weiß nicht, ob das Jörg Haider auch weiß oder ob er kein Freiheitlicher ist! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Im Gegensatz zu Ihnen bleibt er aber bei einer Partei!)

Herr Verteidigungsminister außer Dienst! Ihr Zwischenruf gefällt mir, ich glaube ihn aber nicht! (Abg. Neudeck: Er ist Klubobmann! – Zwischenruf des Abg. Dipl.-Ing. Scheuch.)

Aber bleiben wir beim Thema Mut. Ich sage Ihnen als Jurist, was ich für mutig halte: Wenn Sie sich hierher stellen, ein Paket von 91 Gesetzen mit 700 Seiten in drei Mona-


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