ist, auch in eine neue Dimension in der Sozialpolitik hineinzugehen? Haben wir eine Mehrheit, die nicht nur im bestehenden System verharrt, sondern die bereit ist, auch neue Herausforderungen anzunehmen, um das Sozialsystem des 21. Jahrhunderts zu schaffen? Da stellt sich für mich die Lage schon ganz anders dar.
Wir haben vor uns eine Situation, die nicht nur im quantitativen Bereich vollkommen anders ist als in den letzten Jahrzehnten. Ja, es ist so, dass sich die Alterspyramide de facto auf den Kopf gestellt hat. Heute sind die Ältesten oder die Älteren die größte Gruppe – oder sie werden es zumindest –, und die Jüngeren sind die schwächste Gruppe in der Gesellschaft.
Aber wir haben auch im qualitativen Bereich eine ganz andere Voraussetzung – ganz anders, als sich das etwa im Industriezeitalter dargestellt hat. Es ist nicht mehr die Maschine im Mittelpunkt. Es gibt keine fixierten Arbeitszeiten und vorgegebenen Karriereverläufe mehr. Es ist nicht mehr so, dass man einen Beruf erlernt, vielleicht einmal wechselt und dann Jahrzehnte im gleichen Unternehmen bleibt.
Nein! Wir müssen umstellen. Dieser Umstellungsprozess ist sicherlich schwierig, aber ich glaube, er ist es wert, dass wir ihn gehen, denn nur so wird es gelingen, die Leistungsfähigkeit unseres Sozialsystems für das 21. Jahrhundert auch tatsächlich zu sichern. Das ist kein leichter Weg, aber ein entscheidender Weg! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Beschäftigen wir uns ein wenig mit den einzelnen Fragen, den großen Themenkomplexen in der Sozialpolitik! Nehmen wir die Pensionsreform! Was wollen wir? (Abg. Silhavy: Mehr Privat!) – Wir wollen, dass es in Zukunft nicht nur eine Harmonisierung der Systeme gibt, sondern wir wollen auch das persönliche Pensionskonto. Wir wollen die Leistungsfähigkeit über die Generationen hinaus gleichmäßig verteilt gesichert wissen. Ich halte das deshalb für wichtig, weil das persönliche Pensionskonto eine Voraussetzung für die unterschiedlichen neuen Lebensläufe darstellt.
Selbstverständlich wird es in Zukunft so sein, dass man ein paar Jahre bei einem Unternehmen und dann bei einem anderen Unternehmen ist, dass man vielleicht ein paar Jahre im öffentlichen Dienst verbringt, dass man vielleicht ein paar Jahre selbstständig ist, dann unselbstständig, dann wieder selbstständig und dann wieder unselbstständig. Wir werden nur dann eine sichere Pension und ein sicheres System haben, wenn die einzelnen unterschiedlichen Systeme harmonisiert sind, sodass auch die Übergänge reibungslos vollzogen werden können. Deshalb ist das wichtig und nicht einfach nur, damit es sich in Zukunft groschenmäßig oder euromäßig, centmäßig ausgeht.
Wir brauchen auch in unserem Gesundheitssystem ganz große Reformen. Ja, wir haben eines der besten Systeme, insbesondere im kurativen Bereich. Aber wir haben Schwachstellen, enorme Schwachstellen im präventiven Bereich. Und wir haben eine Kostenexplosion durch den Fortschritt in der Medizin. Wenn wir wollen, dass der medizinische Fortschritt allen zugute kommt, dann werden wir nicht nur einen Schwerpunkt Prävention setzen müssen, um große Kosten gar nicht erst entstehen zu lassen, sondern wir werden unsere Systeme auch überprüfen müssen. Nicht nur die Überinvestition in das Grundsystem, so wie wir sie zurzeit im Spitalswesen vorfinden, wird rückzuführen sein, sondern wir werden vor allem auch in Spezialdisziplinen sehr viel mehr an Kapazität schaffen müssen und daher auch dort, wo es Überkapazitäten gibt, entsprechend einsparen müssen.
Auch in der Familienpolitik werden wir dort fortsetzen müssen, wo wir in den letzten Jahren angesetzt haben, nämlich dass wir die Familien stärken und dass wir ihnen, vor allem auch den Frauen, die Wahlfreiheit einräumen, ob sie zuhause bleiben oder einen Beruf ausüben wollen. Wie viele Jahre sie zuhause sein können, um sich voll der Kindererziehung widmen zu können, wie viele Jahre sie im Beruf stehen müssen, ohne