Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 23. Sitzung / Seite 15

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Jetzt könnte man sagen: Super, der Staat macht ernst und die Bürger zahlen! – In die­sem Fall ist das nichts anderes als eine versteckte, verdeckte Steuererhöhung, weil die österreichischen Rechtsuchenden die Kosten zu tragen haben.

Ich sage jetzt mit der gesamten Tragweite dessen, was diese Umschichtung oder Ver­lagerung des monetären Volumens bedeutet, wer trägt wo, wie viel und welche Kosten zu den Parteien und damit in die Hände der Anwälte, die damit verdienen, Folgendes: Das ist etwas, was seit Ihrer Ministerschaft evident ist. Sie sind eben Rechtsanwalt, und ich nehme Ihnen Ihren Lobbyismus nicht übel, aber bitte, Herr Minister, hören Sie auf, so damit zu übertreiben, weil irgendwann einmal ist die Grenze der Peinlichkeit er­reicht, und sie droht auch überschritten zu werden. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

9.35

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nunmehr ist Frau Abgeordnete Dr. Partik-Pablé zu Wort gemeldet. Wunschgemäße Redezeit: 10 Minuten. – Bitte.

 


9.35

Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé (Freiheitliche): Sehr geehrte Damen und Her­ren! Dieses Budget ist die Fortsetzung der Sanierungspolitik, die schon in der vorigen Legislaturperiode eingeleitet worden ist und zum ersten Mal seit 30 Jahren auch dazu geführt hat, dass es eine geringere Neuverschuldung gibt als in den vergangenen Jahren, weil die Schuldenlast natürlich auch zu unendlich hohen Be­lastungen der Steuerzahler führt. Wir müssen bedenken, 100 Milliarden Schilling – in Schil­ling noch gerechnet – müssen jährlich aufgewendet werden, um die Zinsen der Staatsschulden zu decken. Ich glaube, daran sieht man, dass diese Budgetpolitik weitergeführt werden muss.

Natürlich schlägt sich das auch auf die einzelnen Bereiche, auch auf das Justizressort durch, aber trotzdem – das muss man schon sagen, Frau Abgeordnete Stoisits – ist das Niveau der Justiz im Allgemeinen – damit meine ich alle Bereiche – in Österreich sehr hoch. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Nicht nur die Legistik hat einen sehr guten Ruf, dafür ist sicher auch den Beamten des Ministeriums zu danken, sondern auch organisatorisch ist sehr viel geschehen, hat es Verbesserungen gegeben. Es gibt noch solche Kanzleien, von denen Sie geredet haben, von denen man annimmt, sie sind aus dem vorvorigen Jahrhundert, aber das sind sehr wenige.

Wir stehen mit unserer gesamten Justizpolitik an der Spitze Europas, und ich glaube, das sollte man schon einmal sagen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Vor allem fällt die österreichische Justiz dadurch auf, dass es eine sehr rasche Ver­fahrensabwicklung gibt. Besonders die Strafverfahren stehen immer im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit. Der Herr Minister wird mich korrigieren, wenn es nicht stimmt, aber ich glaube, ungefähr 80 Prozent der Fälle werden innerhalb von drei Monaten erledigt, und nur 20 Prozent, wenn es nicht sogar noch weniger sind, brauchen eine längere Zeit. Das ist aber nicht immer nur die Schuld der Staatsanwälte oder der Richter, sondern vielfach sind es Sachverständige, die solche Verfahren verzögern, die auch wegen Arbeitsüberlastung blockiert sind. Die Sachverständigengebühren sind nicht sehr hoch in Österreich, und deshalb kommt es immer wieder zu Verzögerungen. Aber ich glau­be, wir können schon sagen, dass wir uns mit unserem Justizsystem in vielen anderen Ländern sehen lassen können.

Richtig ist – das haben alle meine Vorredner auch schon angeschnitten –, dass die Justiz mit dem Personalproblem, mit den knappen oder nicht knappen Personal­res­sourcen fällt und steht. Wenn ich an das Vorhaben der StPO-Reform denke, Herr


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