Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 23. Sitzung / Seite 85

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Also, was wollten Sie uns, Herr Bundesminister Platter, mit diesem Beispiel eigentlich sagen? Dass wir Abfangjäger brauchen (Abg. Murauer: Natürlich!), um ein Flugzeug, das sich nicht meldet, an die österreichische Grenze begleiten zu können? (Abg. Murauer: Um es zu identifizieren!) Das kann es doch nicht gewesen sein, Herr Bundesminister! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich hätte mir von Ihrer Seite, meine Damen und Herren von der ÖVP, schon erwartet (Abg. Hornek: Deswegen ist es gut, dass wir an der Regierung sind und nicht ihr!), dass Sie nicht im Jahre 2003 mit Zitaten aus dem Jahre 1986, in dem es ganz andere Bedrohungsszenarien gegeben hat, Abfangjäger zu rechtfertigen versuchen!

Inzwischen gibt es tatsächlich andere Bedrohungsszenarien! Egal, welches Land auf der Welt – von den USA bis zum kleinen Österreich –: Auf diese neuen Bedro­hungs­szenarien eine militärische Antwort zu finden, wird nicht ausreichen. Keines dieser Länder kommt mit militärischen Antworten auf diese Bedrohungsszenarien zurecht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Murauer: Alle Länder irren – und nur Sie haben Recht!)

Ich hätte mir gewünscht, dass wir uns einmal gemeinsam diese Bedrohungsszenarien ansehen (Abg. Hornek: Wie schauen denn diese Ihrer Ansicht nach aus?): ob das Terrorismus ist, ob das nicht-staatliche Kriegsführung ist (Zwischenrufe des Abg. Murauer) – hören Sie vielleicht zu, Herr Murauer! –, ob das das Problem asym­metrischer Kriegsführung ist. Da braucht es neue Antworten! Wir werden mit einem Hoch- oder Aufrüsten sicher keine Antwort auf diese Bedrohungsbilder finden können. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Neuerliche Zwischenrufe des Abg. Murauer.)

Das, Herr Murauer, sollte man doch zuletzt auch aus dem 2. Irak-Krieg als Konse­quenz ziehen können! Glauben Sie – Sie glauben es auch nicht, nehme ich an –, dass der militärische Einsatz in den USA tatsächlich den Terrorismus im Nahen oder Mitt­leren Osten bekämpfen geholfen hat! Glauben Sie das? Ich mit Sicherheit nicht! (Zwi­schenrufe der Abgeordneten Murauer und Hornek.)

Die USA sind die stärkste militärische Macht, eine Macht, mit der es selbst eine hochgerüstete Europäische Union nicht aufnehmen könnte – ohne dass ich damit suggerieren will, dass es überhaupt vorstellbar wäre, dass es zwischen den USA und der Europäischen Union zu Konflikten kommen könnte. – Aber stellen Sie sich das nur vor!

Kommen wir wieder auf das vorherige Thema zurück: Was macht da einer unserer 18 neuen österreichischen Abfangjäger?! – Was ich aus dem, wie die Entscheidung um den Abfangjäger-Kauf gelaufen ist, schlussfolgern kann: Unsere Abfangjägerflotte – das „Flöttchen“ von 18 Abfangjägern – dient der Testphase. Österreich und die 18 Abfangjäger beziehungsweise die vier oder sechs, die zunächst einmal ins Land kommen, werden als Testobjekte eingesetzt, aus denen EADS und vermutlich auch andere europäische Länder einiges lernen werden, denn in keinem anderen euro­päischen Land findet vor dem Einsatz in Österreich der Einsatz dieser Abfang­jäger statt. Reicht das aus, um den Einsatz von Abfangjägern und eine militärische Anschaf­fung in der Höhe von mehreren Milliarden Euro zu rechtfertigen? (Abg. Hornek: Was ist denn Ihre Strategie? – Weiterer Zwischenruf bei der ÖVP.)

Zum nächsten Punkt. Seitens der ÖVP ist in dieser Debatte – an unsere Adresse gerichtet – gesagt worden: Vorsicht, da wird nur beschuldigt: mit der „Perspektive“, jemanden anzuschwärzen! – Meine Damen und Herren, wenn Sie Schluss machen wollen mit dem, dass wir hier darüber weiter im Plenum diskutieren müssen, dann geben Sie doch einen diesbezüglichen Untersuchungsausschuss frei! Seien Sie nicht


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