Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 23. Sitzung / Seite 144

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

die keinen über den Pflichtschulabschluss hinausgehenden Bildungsabschluss aufwei­sen, und das sind mit 45 Prozent immerhin fast die Hälfte. Das zeigt für mich – und das haben heute auch schon viele Rednerinnen und Redner von den Regierungsparteien gesagt –, wie eng Bildungspolitik mit Arbeitsmarktpolitik zusammenhängt und in der politischen Verantwortung zusammenhängen sollte.

Es ist heute auch schon gesagt worden, dass in zwei Wochen Schulschluss ist. Meine Damen und Herren, es werden wieder einige tausend junge Menschen sein, die im nächsten Schuljahr nicht in ihrer Wunschschule unterkommen werden, weil es dort zu wenige Plätze gibt. Vielleicht werden sie auch gar keinen Platz in einer Schule be­kommen, sondern auf den Arbeitsmarkt drängen und eine Lehrstelle suchen. Auf der anderen Seite wird es viele Pflichtschulabgängerinnen und -abgänger geben, die gleich eine Lehrstelle suchen und keine bekommen werden, weil schon aus den Vorjahren einige tausend – in den letzten Tagen und heute sind die Zahlen bereits oft genannt worden – in der Warteschleife sind, ebenfalls eine Lehrstelle brauchen und darauf warten.

Ich glaube, dass es ein bisschen zu wenig ist, wenn wir immer nur die schlechte Kon­junkturlage dafür verantwortlich machen. Es ist zu viel passiert, Herr Bundesminister Bartenstein, im Bereich der Jugend und der Jugendarbeitslosigkeit, und zwar in Bezug darauf, dass vieles zurückgenommen und abgeschafft wurde, zum Beispiel die Lehr­lings­stiftungen. Vieles wurde ausgehöhlt, wie das zum Beispiel jetzt der Fall ist mit den Budgetmitteln, die für Ausbildungsmaßnahmen nicht mehr vorhanden sind. Die Finan­zierung dieser Maßnahmen muss zur Gänze aus Rücklagen des AMS erfolgen, damit die jungen Leute zumindest in eine Überbrückungsmaßnahme kommen.

Herr Bundesminister, ich habe Sie das schon im Ausschuss gefragt, vielleicht können Sie uns heute eine Antwort darauf geben: Es gibt eine Lehrlingsstiftung der ÖBB, dort hätten im Herbst 58 Lehrlinge die Möglichkeit, eine Lehrausbildung zu beginnen. So eine überbetriebliche Lehrwerkstätte hat auch den Sinn, dass Sachen übernommen werden können, die andere Betriebe nicht leisten können. Das heißt, das muss und sollte auch eine Vorbildwirkung haben. Es bedürfte nur einer Unterschrift – einmal „Bartenstein“ –, dass so eine Lehrlingsstiftung eingerichtet werden und ab Herbst beginnen kann! Herr Bundesminister, seit Monaten liegt dieses Ansuchen auf Ihrem Schreibtisch, und Sie haben es bis heute nicht unterschrieben. Vielleicht sagen Sie uns noch, warum nicht. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.) Das heißt, die Jugendlichen können in Wirklichkeit nichts dafür, dass die Situation so ist, wie sie ist.

Herr Bundesminister! Sie fordern von uns immer Konzepte ein. Wir haben ein Zehn-Punkte-Lehrlingsprogramm ausgearbeitet, das ich Ihnen hier lassen werde, weil die Redezeit nicht mehr reicht. Daher verweise ich nur auf ein paar Überschriften.

Bildungspolitik und Arbeitsmarktpolitik hängen so eng miteinander zusammen, dass wir sagen, es müsste in der Schule eine Bildungsweg- und Berufsorientierung schon sehr zeitig beginnen. Ich diskutiere sehr viel mit Schülerinnen und Schülern, die eigentlich sagen: Ich werde zu wenig beraten. Wie könnte es sein, dass ich früher und besser beraten werde? – Man könnte das ab der 5. Schulstufe einführen.

Es müsste möglich sein, dass junge Menschen gebührenfrei ihren Hauptschulab­schluss als Mindestvoraussetzung dafür, dass sie vielleicht einen guten Beruf ergreifen können, nachholen können.

Es sind noch viele, viele Punkte mehr, Herr Bundesminister. Zum Abschluss lasse ich Ihnen dieses „Paket“ da, vielleicht können wir darüber in nächster Zukunft diskutieren.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite