Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 24. Sitzung / Seite 51

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und nachhaltigen Landwirtschaft, also letztlich darüber, ob sich das viel gepriesene europäische Agrarmodell bewähren kann.

Wenn es nicht gelingt, die bäuerlichen Einkommen über Markterlöse abzusichern, wer­den die öffentlichen Zahlungen an die Bauern noch mehr an Bedeutung gewinnen. Faktum ist: Die Handelsketten bestimmen immer mehr, was die bäuerlichen Familien für ihre Produkte auf dem Markt erlösen. Damit die klein strukturierte Landwirtschaft, die uns besonders am Herzen liegt, auch in Zukunft existieren kann, muss die Umstel­lung des Fördersystems Priorität haben, das heißt: Entkoppelung der Agrarförderung von der reinen Produktion, der Arbeitseinsatz muss berücksichtigt werden, Acker- und Grünflächen müssen gleich hoch gefördert werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Das ganze System muss entbürokratisiert werden. Die Sozialversicherungsanstalt der Bauern ist hoch verschuldet, und am Zustandekommen dieses Schuldenbergs, ge­schätzte Damen und Herren, war kein Sozialdemokrat federführend beteiligt. Grund für die Verschuldung ist das ungerechte Beitragssystem, das Großbauern enorm begüns­tigt, während die kleinen Bauern über Gebühr belastet werden. Warum distanziert sich die vom Bauernbund dominierte österreichische Agrarpolitik so sehr von den Reform­vorschlägen der EU-Kommission? – Das kann meines Erachtens nur daran liegen, dass der Bauernbund Agrarpolitik für Großbauern macht.

Sehr geehrte Damen und Herren! Familienbetriebliche Bauernhöfe schaffen insbeson­dere Frauenarbeitsplätze. Bauernhöfe sorgen für Pflege und naturnahe Bewirtschaf­tung. Aber nicht nur Bauernhöfe erhalten den ländlichen Raum, sondern auch die vie­len gewerblichen und kleinindustriellen Betriebe verhindern die Landflucht. Zudem wä­re es notwendig, Mittel in die ländliche Entwicklung umzuleiten, denn – und da geben Sie mir sicher alle Recht – der ländliche Raum geht uns alle an, wobei unter ländlicher Entwicklung auch öffentliche Einrichtungen zu verstehen sind, wie zum Beispiel Schu­len, der Nahverkehr, Kinderbetreuungseinrichtungen und so weiter. Die derzeitige Re­gierung ist jedoch drauf und dran, den ländlichen Raum auszuhöhlen, anstatt ihn ent­sprechend zu unterstützen. (Beifall bei der SPÖ.)

11.33

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Das Wort erhält nun Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Auer. – Bitte.

 


11.33

Abgeordneter Dipl.-Ing. Klaus Hubert Auer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Werte Damen und Herren Zuhörer! Ganz kurz zu meiner Vorrednerin: Ich habe einen kleineren Bauernhof in sehr steiler Lage zu Hause, einen Bergbauernhof, und ich darf Ihnen Folgendes sagen, Frau Kollegin Schönpass: Hätte es in den letzten Jahren und Jahrzehnten den starken Einsatz des Bauernbun­des nicht gegeben, hätten wir unseren Hof schon längst aufgelassen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenruf des Abg. Gradwohl.)

Auch in der Regionalpolitik, in der Regionalentwicklung ist in den letzten Jahren viel geschehen, aber die wirklichen Fehler sind vor Jahrzehnten passiert, als die große Zentralisierung stattgefunden hat.

Ich möchte mich einem weiteren Thema zuwenden. Da diese Woche die Woche des Waldes ist, darf ich die Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft ganz kurz hervorhe­ben.

Eine aktuelle Umfrage besagt: 90 Prozent der Österreicher gehen gerne in den Wald, 50 Prozent tun dies zumindest einmal jährlich und 25 Prozent gehen regelmäßig in den Wald. Aber nur 4 Prozent der Bevölkerung leben vom Wald und vom Holz, das sind immerhin noch rund 300 000 Menschen. Rund 2 Prozent der Bevölkerung gehört die-


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