Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 24. Sitzung / Seite 76

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enpflichten gerechter aufzuteilen. Wir haben noch immer ein Verhältnis – ich würde eher sagen: ein Missverhältnis – von 2 Prozent zu 98 Prozent! Wie die deutsche Män­nerstudie aufzeigt, sind es immerhin 37 Prozent der Männer, die Kinderbetreuung als Bereicherung sehen. Das würde uns an und für sich eine positive Perspektive geben. (Beifall bei der ÖVP.) Auch eine Studie des Boltzmann-Instituts zeigt viele positive As­pekte auf, die es sinnvoll machen würden, dass sich Väter mehr Zeit für Kinder neh­men würden, auch aus pädagogischen Gründen. (Abg. Mag. Wurm: Warum tun Sie es nicht, Ihrer Meinung nach?)

Ich denke aber auch und bin davon überzeugt, dass hier Gesetze allein zu wenig sind. (Abg. Mag. Wurm: Zu wenig Geld verdienen die Frauen!) Frau Kollegin! Wir brauchen auch ein Umdenken, und darum gilt es zu werben, ein Umdenken in den Köpfen der Menschen, ein Umdenken in den Köpfen der Männer und der Frauen. Nur dann wird sich etwas in diesem Sinne ändern. (Abg. Mag. Wurm: Fangen Sie an bei den Män­nern da drüben! Eine Umfrage im ÖVP-Klub wäre interessant!)

Sie erlauben mir noch einen Schlusssatz im Sinne des Gender Mainstreamings, weil Frau Kollegin Glawischnig hier ist: Sie haben in der letzten Woche in ihrem Debatten­beitrag bezweifelt, ob es zu einer begleitenden Überprüfung der Reformmaßnahmen kommen wird. Es wird dazu kommen! Ich halte es auch für wichtig, zu schauen, welche Auswirkungen die Reformen auf Frauen und Männer haben. Tatsache ist, dass sowohl die Steuerreform als auch die Pensionssicherungsreform insbesondere niedrigeren Einkommen und daher auch Frauen zugute kommt. Ich denke, das ist richtig.

Wir brauchen aber über Parteigrenzen hinweg mehr Seilschaften unter den Frauen. Machen wir doch bessere Seilschaften, liebe Kolleginnen, über Parteigrenzen hinweg! (Abg. Mag. Wurm: Vernetzen! – Zwischenruf der Abg. Dr. Glawischnig.) Wir brauchen auch mehr Lobbying für all diese Bereiche, in denen es Defizite gibt. Ich lade hier auch die Männer ein, mitzuhelfen, dass Ungerechtigkeiten beseitigt werden.

Ich sage es noch einmal: Wir brauchen vor allem ein Umdenken in der Gesellschaft, in Richtung von mehr Partnerschaft und mehr gemeinsamer Verantwortung! (Beifall bei der ÖVP.)

13.10

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Weinzin­ger. – Bitte.

 


13.10

Abgeordnete Mag. Brigid Weinzinger (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Insbe­sondere: Geschätzte Damen und Herren, die sich so freuen, mich am Rednerpult zu sehen, dass das vorab schon wieder kommentiert wird! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie interpretieren das falsch!) Besonders natürlich: Sehr geschätzte Frau Ministerin Rauch-Kallat, die Sie dem Titel nach Frauenministerin sind! Dem Titel nach – denn zumindest in den ersten hundert Tagen Ihrer Ressortführung ist es mir nicht gelungen, Sie als Frauenministerin aktiv zu erleben. (Abg. Steibl: Haben Sie geschlafen? ... oder Sie halten Reden, und dann gehen Sie hinaus! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich kann zwar verstehen, dass man in einer schwarz-blauen Regierungsmannschaft als Generalsekretärin so viel Disziplin brauchte – vielleicht eine an Selbstverleugnung grenzende Disziplin –, dass es schwer ist, aus dieser Rolle wieder herauszukommen. Aber, Frau Ministerin, ich erwarte mir von jemandem in diesem Ressort, dass sie die Interessen der Frauen vertritt, dass sie als Frauenministerin und als Regierende tätig wird und nicht als Wellness- oder Lebensberaterin für Frauen in allen Lebenslagen, mit guten, aber relativ ineffizienten Tipps. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

 


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