Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 25. Sitzung / Seite 110

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15.17

Abgeordnete Mag. Brigid Weinzinger (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Frau Ministerin! Ihre Kollegin, die Frau Frauenministerin Rauch-Kallat, ist in den vergan­genen Tagen hier im Hohen Haus und in den letzten Wochen auch in verschiedenen Diskussionen nicht müde geworden, darüber zu klagen, dass bei Frauen und bei Mädchen, wenn sie sich für einen Beruf entscheiden, immer noch drei klassische Frauenberufe etwa drei Viertel der Berufsentscheidungen ausmachen. Das ist natürlich nicht nur eine Frage dessen, was in den Schulen, im Bildungswesen an Rollenbildern transportiert wird, aber gerade das Bildungswesen hat einen wichtigen Anteil daran. Ich möchte Sie daher fragen, Frau Bildungsministerin: Welche Maßnahmen haben Sie bereits gesetzt oder planen Sie, um die geschlechtsspezifischen Rollenvorstellungen, die in den österreichischen Schulen nach wie vor gegeben sind, abzubauen und um zu einer Gleichbehandlung von Mädchen und Burschen beizutragen und um auch zu erreichen, dass Mädchen ein breiteres Spektrum bei ihrer Berufswahl heranziehen.

Ich glaube, eine wichtige Maßnahme dafür wäre sicher die, beim Lehrkörper, bei den Lehrerinnen und Lehrern selbst anzusetzen und sie im punkto geschlechtssensibler Wahrnehmungsweisen weiterzubilden. Lassen Sie mich Ihnen ein kleines Beispiel dafür erzählen.

Ich habe mit einigen Lehrerinnen Gespräche geführt, die von sich selbst sagten, sehr gezielt auf eine gleiche Behandlung von Mädchen und Burschen zu achten, und die sich freiwillig einem Selbstversuch unterzogen haben und Stricherllisten geführt haben darüber, wie oft sie Mädchen und wie oft sie Burschen im Unterricht drannehmen und ihnen Aufmerksamkeit schenken. Diese Lehrerinnen haben zu ihrer eigenen Über­raschung festgestellt, dass je nach Unterrichtsgegenstand die Buben bis zu einem Drit­tel öfter die Aufmerksamkeit der Lehrerin erhalten haben. Sie waren ziemlich schockiert darüber, was bei diesem Selbstversuch herausgekommen war.

Daher glaube ich, dass es wichtig wäre, dass man es nicht den Lehrerinnen oder Leh­rern überlässt, aus eigenem Engagement Selbstversuche durchzuführen, sondern ihnen mit gezieltem Instrumentarium und mit Hilfestellung zur Seite steht, um zu einer Gleichbehandlung der Geschlechter im Unterricht beizutragen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich meine, dass es gerade im Pflichtschulbereich, aber auch noch in den Oberstufen wichtig wäre, darüber hinaus zu einer Maßnahme zurückzukehren, die es in früheren Jahren schon einmal gab und die ausgezeichnete Erfolge verzeichnete. Unter der ehe­maligen Frauenministerin Dohnal gab es, sofern ich mich richtig erinnere, Selbst­bewusstseinstrainings für Mädchen. Ich denke, dass es für Mädchen in der Pubertät ganz wichtig ist, in einer Gesellschaft, die ihnen sehr häufig ein, sagen wir, zumindest schwieriges Rollenbild vorgibt, sicherzustellen, dass sie eben in dieser sensiblen Ent­wicklungsphase mit entsprechendem Selbstbewusstsein gewappnet werden, und dass es ganz wichtig ist, sie dahin gehend zu motivieren, dass sie sich selbstbewusst auch in untypische Fächer, in untypische Berufssparten einbringen und untypische Bereiche für sich erobern.

Ich fordere Sie daher auf, Frau Bundesministerin, diese Selbstbewusstseinstrainings für Mädchen möglichst flächendeckend wieder anzubieten!

Lassen Sie mich jetzt weg von der Pflichtschule und vom Schulwesen auf die Univer­sitäten zu sprechen kommen. Ehrlich gesagt, habe ich einfach eine simple Frage: Wie kann das sein, Frau Ministerin, dass zumindest die Hälfte aller Studieren­den Frauen sind, dass der Studienerfolg bei Frauen um nichts schlechter ist als bei Männern – eher im Gegenteil: der Durchschnitt ist manchmal besser – und wir an den Universitäten trotz­dem hauptsächlich männliche Professoren vorfinden? Erklären Sie mir das, bitte,


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