Kunstgegenständen umgeht, ansprechen. Wie es in einem Land um die Kultur steht, sieht man eben unter anderem auch daran, wie dieses Land mit seinen Kulturgütern umgeht.
Da lässt es sich nicht vermeiden, dass man auch über den jüngsten Kunstdiebstahl spricht. Ich sage: Unglaubliche Fahrlässigkeit, Nachlässigkeit und Schlamperei (Abg. Wittauer: Gerhard! Waren das die Sicherungsmaßnahmen, die die Sozialdemokraten gemacht haben? Das haben sie übersehen!), ja sogar Überheblichkeit eines Museums-Multis ermöglichten Kunstdieben einen relativ leichten Zugriff auf die auf 50 Millionen € geschätzte „Saliera“ aus dem Kunsthistorischen Museum. Man hat es den Verbrechern relativ leicht gemacht: Nicht gesicherte Gerüste, abgeschaltete Alarmanlagen, die „Saliera“ war nicht durch Panzerglas geschützt, und die Videoanlage war ausgeschaltet.
Konsequenzen, meine Damen und Herren, braucht Herr Direktor Hofrat Seipel nicht zu befürchten. Er steht ja in einem offen zelebrierten Naheverhältnis zur ÖVP und braucht deshalb auch keine Konsequenzen zu ziehen. (Abg. Wittauer: Er hat eine alte Sicherung von euch übernommen!) Im Gegenteil, lieber Kollege: Er wird von der Bundesministerin geschützt und verteidigt (Abg. Wittauer: Weil er nichts dafür kann!), und die Frau Bundesministerin meinte, dass trotz der belegten „technischen Hilfen“ – unter Anführungszeichen – für die Diebe, die diese „Saliera“ geraubt haben, die Sicherheit im Kunsthistorischen Museum ausreichend sei.
Meine Damen und Herren! Das ist Kunstraub auch mit Hilfe des Staates!
Ich bin entsetzt und besorgt darüber, wie man in Österreich mit seinen Kunstschätzen umgeht, denn nicht nur im Kunsthistorischen Museum verschwinden Kunstschätze, nein, auch in der Galerie Belvedere ist das offensichtlich schon beinahe Normalität. Der Rechnungshofbericht stellt der Galerie Belvedere ein erschütternd schlechtes Zeugnis über die Verwaltung, Verwahrung, Sammlung der anvertrauten Kunstwerke sowie über die finanzielle Gebarung aus. Und auch in diesem Falle wird der Geschäftsführer, Direktor Frodl, geschützt (Abg. Wittauer: War das unter dem Staatssekretär Wittmann auch so?) und von der Bundesregierung sogar mit einer Verdoppelung des Jahresbezuges belohnt.
Hier einige Beispiele für den fahrlässigen Umgang der Österreichischen Galerie Belvedere (Abg. Wittauer: Gerhard! War das damals beim Wittmann auch?): 410 Kunstwerke, eines davon im Wert von rund 1,09 Millionen €, wurden bei einer Spedition in einem Bereich mit erheblicher Brand- und Explosionsgefahr gelagert. 226 Kunstobjekte sind mit ungeklärtem Aufenthalt verschollen. Die „Sammlung Poiret“, 14 Blätter von Egon Schiele sowie zahlreiche andere Kunstwerke sind überhaupt verschwunden.
Meine Damen und Herren! Bestürzende Zustände in der Inventarisierung und bei der Entlehnung der Objekte sind die Ursache dieser Verluste. Doppelinventarisierungen konnten nicht bereinigt werden. Die Österreichische Galerie Belvedere hat die vom Rechnungshof aufgezeigten Zustände nicht im Griff. Die Verantwortlichen werden von der Bundesministerin Gehrer geschützt und sogar, wie man am Beispiel des Direktors Frodl sieht, mit Bezugsverdoppelungen belohnt.
In Österreich muss man offensichtlich nur
der richtigen Partei angehören! (Beifall
bei der SPÖ.)
15.51
Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Schiefermair. Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.