Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 25. Sitzung / Seite 133

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plötzlich die Schüler hinausgehen und gegen weniger Schulstunden protestieren. Da stimmt doch etwas nicht! Das kann doch nicht sein! Jeder Vernünftige weiß, dass sich die Schüler freuen, wenn sie weniger Stunden haben. HTL-Schüler, die über 60 Stun­den in der Schule verbringen, können froh sein, dass sie jetzt eine kleine Reduzierung erfahren. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenruf bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, Sie unterstützen dann auch noch die Streiks der Lehrer! Jeder hat natürlich das Recht zu streiken, aber man kann es schon kommentieren, ob es sinnvoll ist, mit den Schülern und den Eltern, die auch mittun, zu streiken, die Schüler zu instrumentalisieren. Ich für meinen Teil sage nein. (Abg. Öllinger: Die meisten sind doch bei der ÖVP!) Vielmehr sind vernünftige Verhandlungen zu führen, dann kommt man zur Einsicht, und dann wird auch die Schulreform mitgetragen, meine Damen und Herren. (Abg. Dr. Cap: Wieso loben Sie nicht die Regierung?)

Abschließend, weil schon das rote Licht leuchtet, werde ich dieses Mal nicht den ge­wohnten Vierzeiler bringen, sondern, Herr Kollege Öllinger, eine Bauernregel abän­dern, sodass sie in etwa das Niveau und die Qualität der Streiks zum Ausdruck bringt. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Hören Sie zu, meine Damen und Herren, eine österreichische Bauernregel:

Streiken im Mai die Gewerkschaftsleit, ist der Juni nimmer weit! (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

16.44

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Rada. – Bitte.

 


16.44

Abgeordneter Dr. Robert Rada (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Herr Bundesminister! In Anbetracht der Kürze der Zeit und nach dieser langen Debatte über die Bildung im Besonderen und im Allgemeinen möchte ich mich am Schluss dieser Debatte doch noch einmal der allgemeinen Pflichtschule widmen.

Es ist bei Gott nicht so, wie Sie, Frau Abgeordnete Rossmann, Schule geschildert haben. Das mag vielleicht Schule gewesen sein, wie sie vor 30, 40 Jahren gewesen ist, als Sie zur Schule gegangen sind. Im 21. Jahrhundert ist die Pflichtschule und vor allem die Grundschule eine völlig andere geworden! (Beifall bei der SPÖ.)

Frau Bundesministerin! Sie haben erklärt, warum Dienstposten weniger werden: Das ist dieser „böse“ Finanzausgleich. Und, Frau Bundesministerin, Sie haben uns Kennwerte vorgestellt, nur: Diese Kennwerte stimmen für das Schuljahr 2003 und 2004 nicht mehr. Wir sind nicht mehr bei den plakativen 14,3 in der Volksschule, sondern bei 14,8 mit Ziel 15. Wir sind nicht bei 9,7 in der Hauptschule, sondern bei mehr.

Warum ich „plakativ“ sagte: Denn das klingt ja für alle, die von der Pflichtschule wenig Ahnung haben, so, als ob tatsächlich für 9,8 Kinder ein Hauptschullehrer zur Verfügung stünde. Ganz genau umgekehrt ist es! Es muss damit die gesamte Schulorganisation getragen werden, es muss damit auch jeder Krankenstand, jeder Sonderurlaub, jeder Fortbildungsurlaub bewirtschaftet werden.

Wenn heute von vielen Abgeordneten der Volkspartei immer das Erhalten der Klein­schulen gelobt wurde: Genau das Gegenteil (Abg. Großruck: Stimmt ja nicht, ist ja falsch!) wird der Fall sein, denn mit diesen Kennziffern wird es nicht mehr möglich sein, vierklassige Schulen mit 50 und 60 Kindern zu bewerkstelligen. (Abg. Rossmann: Das ist vielleicht in Wien so! – Abg. Großruck: Das ist falsch!) Schon im kommenden Schuljahr werden aus diesen ehemaligen vierklassigen Kleinschulen zweiklassige Schulen mit Abteilungsunterricht (Abg. Großruck: Wieder falsch!), den es vor 50 Jah­ren gegeben hat, den wir überwunden zu haben glaubten.

 


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