Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 29. Sitzung / Seite 24

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Abgeordneten der SPÖ.) Nur, Herr Kollege Molterer von der ÖVP: Es ist keine zwei Tage her, dass wir hier in einer Aktuellen Stunde, auf Wunsch der ÖVP, zu Recht die wirtschaftliche Lage und allfällige Wachstumsstrategien diskutiert haben. – Einen Tag später fällt Ihnen offenbar ein: Na ja, das war vielleicht doch nicht ausreichend. Ma­chen wir noch eine Erklärung dazu! (Abg. Scheibner: Wir diskutieren schon seit Wo­chen über Grasser!)

Zweitens: Minister Gorbach hat für heute ebenfalls die Abgabe einer Erklärung bean­tragt – Minister Gorbach, der heute sage und schreibe ein Dutzend Tagesordnungs­punkte, praktisch die Hälfte der gesamten Tagesordnung, für sich hat, wenn man so will. 12 Punkte der Tagesordnung betreffen Berichte des Verkehrsausschusses – das alles fällt ausnahmslos in den Bereich von Minister Gorbach! Aber nein, vor einem Tag fiel ihm ein: Eigentlich möchte ich noch einen 13. Punkt haben, weil ich mit den 12 Ta­gesordnungspunkten nicht auskomme!

Das nenne ich „Planung“, meine Damen und Herren: Planung der Bundesregierung, die die Planung des Parlaments total über den Haufen wirft!

Vom Wirtschaftsbericht will ich gar nicht erst reden. Jahre hindurch war es Usus, es war bekannt, dass Ende Juni, Anfang Juli der Wirtschaftsbericht vorliegt und dass er natürlich in die Tagesordnung des Plenums des Parlaments eingebaut wird. – Jetzt vergessen die Regierungsparteien darauf. So wichtig ist er ja vielleicht ohnedies nicht. Aber einen Tag vor der Sitzung fällt ihnen ein: Na ja, vielleicht sollten wir doch noch etwas machen! – Das ist so unglaubwürdig, Herr Kollege Scheibner, Herr Kollege Molterer, wie nur irgendwas! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Worum es Ihnen in Wirklichkeit geht, ist etwas ganz anderes und etwas ganz Durch­sichtiges, nämlich einen Vorhang, eine Nebelwand vor die Probleme des Finanz­minis­ters zu stellen – eines Finanzministers, der, gerade bei dieser Debatte, wenn es um wirtschaftliche Fragen geht, wenn es um die wirtschaftliche Situation des Landes geht, natürlich hier anwesend sein sollte, weil er ein Teil des Problems ist und nicht der Lösung für die wirtschaftlichen Probleme des Landes! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Scheibner: Na geh!)

Ich kann nur sagen: Das Recht eines Ministers, eine Erklärung abzugeben, ist unbe­stritten. Aber wenn das einreißt, was heute hier geschieht, dann können wir die parla­mentarische Planung irgendwo hinstecken! Dann brauchen wir uns nicht in der Prä­sidiale zu überlegen, wie man es am besten macht – Opposition hin, Regierung her –, sondern dann können wir planen, was wir wollen, und dann kommt ein Minister und sagt: Holadrio, da bin ich! Mir ist es Wurscht, was ihr für eine Tagesordnung vereinbart habt – ich spreche jetzt!

Und nur er, der Minister, weiß genau, worüber er sprechen wird. Wir hingegen dürfen uns diese mündliche Erklärung anhören (Abg. Scheibner: Wir wissen ja auch vorher nicht, worüber Sie sprechen, Herr Kollege!) und können nicht darauf vorbereitet sein – im Gegensatz zu Ihnen von den Regierungsparteien. – Das ist kein parlamentarisches Procedere!

Und noch einmal: Gerade in dieser Debatte, in der es um die wirtschaftliche Situation des Landes geht, fehlt der, der das Problem ist: Karl-Heinz Grasser, der Finanz­minis­ter, der durch seine Unglaubwürdigkeit in den verschiedenen Punkten in den letzten Wochen nun wirklich den letzten Rest an Glaubwürdigkeit, an Respekt verspielt hat! Ich erwähne hier nur den letzten Punkt, weil es gestern passiert ist und weil es skan­dalös ist, wie die Regierungsparteien mit dieser Frage umgehen:

Grasser hat von Banken Honorare für Vorträge erhalten. (Abg. Eder: Das muss man sagen!) Und ich sage Ihnen eines: Es geht nicht nur darum, ob Grasser hier auf wenig


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite