Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 29. Sitzung / Seite 119

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Die SPÖ fordert in diesem Zusammenhang, dass die beiden Aufsichtsräte ihre Ämter zurücklegen sollen bzw. fordert alternativ den Finanzminister dazu auf, die beiden abzuberufen, da grundlegende Elemente der international anerkannten Wohlverhal­tensregeln in den Corporate Governance - Vorschriften nicht eingehalten werden. Die vom Finanzminister geduldete Vorgangsweise widerspricht internationalen Standards, die eine unbefangene Entscheidung des Aufsichtsrates sicherstellen sollen. Damit wird auch dem Vertrauen in den Wirtschafts- und Investitionsstandort Österreich schwerer Schaden zugefügt – ein Schaden, den die SPÖ von Österreich fernhalten möchte.

Der Finanzminister hat nach Auffliegen dieses Skandals angeblich „inoffiziell“ ein­gegriffen und den in der ÖIAG eingerichteten Arbeitskreis gestoppt. Für die SPÖ ist der Magna-Deal allerdings alles andere als vom Tisch. Es besteht die Gefahr, dass das Projekt „Minerva“ nur wegen des oberösterreichischen Wahlkampfes vorübergehend gestoppt wurde.

Der Rechnungshof zeigte im Zusammenhang mit der ÖIAG und deren Privati­sierungstätigkeit bereits zahlreiche schwerwiegende Ungereimtheiten auf:

Jahresgagen in der ÖIAG von mehr als 650.000 Euro (über neun Millionen Schilling!) für blau/schwarze Günstlinge;

Mietbeihilfen, die 14 mal pro Jahr ausbezahlt werden;

eine Verdoppelung der Aufsichtsratsgagen;

Spesenexplosion um unglaubliche 2.000 Prozent;

Verrechnung privater Ausgaben auf Kosten der ÖIAG;

Missachtung des Aktienrechtes.

Der Präsident des Rechnungshofes und die Abgeordneten warten bis heute auf das vor zwei Jahren von Aufsichtsratsvorsitzendem Heinzel in einer Rechnungshof-Aus­schusssitzung im Parlament versprochene Privatisierungskonzept.

Auch in anderen Fällen war der Umgang von Heinzel und Co mit dem Aktienrecht sehr locker. So kritisiert etwa der Linzer Universitätsprofessor Peter Jabornegg in einem Gutachten, das von den Betriebsräten im ÖIAG-Aufsichtsrat angefordert wurde, dass bei der Entscheidung über den Verkauf der Austria Tabak an Gallaher „der ÖIAG-Aufsichtsrat-Vorsitzende und der ÖIAG-Vorstand im konkreten Anlassfall mehrfach pflichtwidrig handelten“. So wurden etwa den Mitgliedern des Aufsichtsrats weder ausreichende Informationen noch Vergleiche des Gallaher-Angebots mit jenen anderer Kaufinteressenten vorgelegt. Diese Verfahrenmängel, so Jabornegg, würden „für die Annahme einer Beschlussnichtigkeit ausreichen“ (Trend 3/2003).

Die VOEST-ALPINE liegt nicht nur im europäischen, sondern auch im weltweiten Vergleich unter den Top-Stahlunternehmen und hat eben das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte erzielt – „trotz“ des ÖIAG-Anteils von 34,7 Prozent. Es entbehrt somit jeder Logik, dass der Finanzminister dieses Gewinn bringende Weltklasseunternehmen gerade jetzt verkaufen will.

Dass es dem Finanzminister bei den sogenannten „Privatisierungen“ nur um eine kurz­fristige Geldbeschaffung für sein notleidendes Budget geht (denn langfristig fehlen natürlich die jährlichen Gewinne), zeigt die drohende Übernahme der Telekom Austria durch die Swisscom: Da die Swisscom selbst derzeit zu 62,7 Prozent im Eigentum des Schweizer Staates steht, könnte wohl niemand in diesem Zusammenhang von einer Privatisierung, sondern von einem reinen Ausverkaufsgeschäft des österreichischen Staates an den Schweizer Staat sprechen.

II. Gesetzeswidrige Unterzeichnung des Eurofighter - Kaufvertrages

 


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