Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 29. Sitzung / Seite 121

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Ungerechtfertigtes Ausscheiden der Lockheed Martin F-16:

In der APA-Meldung Nr. 535 vom 2. Juli 2003 ist zu lesen:

„Ausdrücklich wies der Manager darauf hin, dass die F-16 den Kriterien des österreichischen Bundesheeres "voll gerecht" werden. Im Vorjahr hatte die zuständige Heereskommission vor der Typenentscheidung die Bewertung des US-Jets eingestellt, weil Angaben zu zwei geforderten Kriterien gefehlt hatten. Im Herbst habe der damalige Verteidigungsminister Herbert Scheibner (F) dann aber brieflich bestätigt, dass die F-16 den Kriterien entspreche.“

Der Bundesminister unterstellt seinen Beamten damit Amtsmissbrauch. Die Konse­quenz wäre, dass der gesamte Ausschreibungs- und Bewertungsvorgang nicht den Vor­schriften entsprochen hat und daher neu durchzuführen gewesen wäre.

Viel zu hoher Preis für die Eurofighter:

Laut einem Bericht der „Financial Times“ vom Dienstag, 1. Juli 2003 haben die vier Produzentenstaaten des Eurofighters eine Vereinbarung unterzeichnet, wonach die Wartungs- und Erhaltungskosten für die zweite Staffel der Eurofighter ab 2007 um 10 – 20 % gesenkt werden sollen. Just an diesem Tag hat Österreichs Regierung den Kaufvertrag zu den überhöhten Preisen unterschrieben. Diese Vorgangsweise entspricht nicht der Sorgfaltspflicht eines ordentlichen Kaufmannes.

Einflussnahme des Finanzministers auf die Beschaffung:

Das Nachrichtenmagazin „Format“ berichtet am 3. Juli 2003, dass der Finanzminister Einfluss auf die Beschaffung genommen hat. Im „Format“ ist zu lesen:

13. Juli 2001: Karl-Heinz Grasser stattet EADS in München einen Besuch ab. Das Eurofighter-Konsortium ist der einzige Anbieter, mit dem der Finanzminister direkten Kontakt aufnimmt. Bei Saab und Lockheed Martin beschränkt sich die Kommunikation auf lose diplomatische Anlässe.

20. Juli 2001: Das Finanzministerium moniert in einem Schreiben an das Verteidi­gungsressort, die von den Militärs angepeilte Ausschreibungsfrist von 120 Tagen sei zu kurz. Relevant ist das vor allem für den Eurofighter, der als Letzter - und völlig überraschend - gegen die favorisierte Konkurrenz von Saab (Gripen) und Lockheed Martin (F-16) ins Rennen geschickt wird.

August 2001: Das Finanzministerium will die Ausschreibungsfrist auf bis zu sechs Monate ausweiten und bringt eine neue Stückzahl für die Abfangjäger ins Spiel. Statt der 24 ein- und sechs zweisitzigen Maschinen, die das Verteidigungsministerium for­dert, schlägt es vor, nur achtzehn Stück mit einer Option auf weitere sechs zu kaufen.

14. September 2001: Das Verteidigungsministerium hält in einem Aktenvermerk fest, das Finanzministerium habe "in Übereinstimmung mit § 43 Abs. 2 Bundes­haushalts­gesetz" von seiner "Richtlinienkompetenz Gebrauch" gemacht und Bedingungen für die Ausschreibung gestellt. Die lesen sich so:

"1. Im Zuschlagsverfahren muss es möglich sein, dass das in der Angebotseinholung vorgeschriebene Mengengerüst 24 Einsitzer neu und 6 Doppelsitzer optional auf eine geringere Anzahl von Luftraumüberwachungsflugzeugen, z. B. 18 Einsitzer neu und 6 Doppelsitzer neu optional geändert bzw. reduziert wird.

2. Die Angebotsfrist hat bis 18. Jänner 2002 zu betragen.

3. Den Bietern muss die Möglichkeit eingeräumt werden, sowohl Alternativangebote als auch Vorschläge für eine Übergangslösung in allen Richtungen hin völlig offen zu gestalten."

 


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