Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 29. Sitzung / Seite 178

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Die Bundesregierung wird aufgefordert, den Privatisierungsauftrag an die Österreichi­sche Industrieholding AG (ÖIAG) betreffend die Voestalpine AG dahin gehend abzu­ändern, dass zumindest 25 Prozent plus eine Aktie als Sperrminorität vorerst von der ÖIAG nicht verkauft werden.

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So viel zum Thema voest. (Beifall bei den Grünen.)

Es gibt eine ganze Reihe anderer Punkte, in denen Verwicklungen und Unverein­bar­keiten festgestellt wurden, aber ich werde mir ersparen, all das jetzt wieder aufzu­zählen, denn es ist in der Dringlichen Anfrage der SPÖ gut aufgelistet. (Abg. Scheib­ner: Gehen Sie darauf ein, was der Herr Minister klargestellt hat!)

Ich meine, all das, was das zeigt, all diese Unvereinbarkeiten und Verwicklungen, das ist das Sittenbild des Herrn Finanzministers. Dass das zu einem Sittenbild der Republik wird, daran haben Sie, sehr geehrte Damen und Herren von den Regierungsfraktionen, einen großen Anteil. Sie weigern sich nämlich standhaft, sowohl einem Untersuchungs­ausschuss zuzustimmen als auch einen Unvereinbarkeitsausschuss einzuberufen. Das heißt, das, was Sie immer vorwerfen, nämlich: Das sind nur Anschuldigungen, das entbehrt jeder Grundlage, das sind alles nur Verdächtigungen! weigern Sie sich, zu untersuchen, untersuchen zu lassen, und verhindern mit Ihrer Mehrheit im Parlament, dass das endlich einmal klargelegt wird. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Vielleicht muss man einen Schritt zurückgehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, warum das alles passiert. Man kann einen Schritt zurückgehen bis zur National­rats­wahl oder zum Wahlkampf und kann sich anschauen, wie eigentlich die Rolle des Karl-Heinz Grasser im Nationalratswahlkampf war. Er war nämlich sozusagen der Sunny­boy des Bundeskanzlers Schüssel, den dieser auch für seine Wahlkampfmaschinerie eingesetzt hat, um Wählerinnen und Wähler auch von den Freiheitlichen abzuziehen.

Ich finde es ganz amüsant, als Hinterbänklerin ein bisschen in die Reihen der Freiheit­lichen zu schauen und zu sehen, dass im Laufe der Woche eigentlich immer weniger Freiheitliche mitklatschen, wenn die ÖVP völlig euphorisiert dem Finanzminister ap­plaudiert. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Habt Ihr euer Spitzelsystem auf das Parlament aus­gebaut?) Er hat letztlich auch von Ihnen Stimmen abgezogen.

Das heißt, es ist für mich völlig nachvollziehbar, dass der Herr Finanzminister nicht so leicht zurücktreten kann. So leicht geht das eben nicht, wenn der Bundeskanzler nicht will, dass er zurücktritt. Der hat nämlich wirklich etwas zu verlieren. Der hat zu befürch­ten, dass seine große strategische Tat, dass er den Minister Grasser hereingeholt hat, jetzt wie eine Seifenblase zerplatzt, weil sich herausstellt, dass er kein Politiker ist, son­dern eben eine Hülle, die dann zerplatzt, wenn man ein bisschen fester draufdrückt. Deswegen kann der Finanzminister nicht so einfach zurücktreten, weil es der Bundes­kanzler verhindern will.

Das heißt, ich appelliere jetzt nicht an den Finanzminister ...

 


Präsident Dr. Heinz Fischer (das Glockenzeichen gebend): Bitte um den Schlusssatz!

 


Abgeordnete Michaela Sburny (fortsetzend): Ja. – Ich appelliere nicht an den Finanz­minister, zurückzutreten; ich appelliere an Sie, an die Abgeordneten der Regierungs­fraktionen, einem Untersuchungsausschuss zuzustimmen und endlich den Unverein­barkeitsausschuss einzuberufen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

18.00

 


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