Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 30. Sitzung / Seite 25

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Schließlich sehen auch Politiker in allen Parteien die Notwendigkeit, durch sofortige Steuersenkung ab 2004 Konjunkturimpulse zu setzen. Allein Schüssel und Grasser wollen stur und halsstarrig diese Notwendigkeit nicht einsehen.

Und die Steuersenkung ist im Jahr 2004 leistbar. Jedenfalls nicht mehr oder weniger leistbar als im Jahr 2005. Denn auch 2005 wird die Steuersenkung von Schüssel und Grasser mit höheren Defiziten finanziert. Das Defizit wird 2005 mit Steuerreform 1,5 % des BIP betragen und damit um 1,3 % des BIP oder fast 3 Milliarden Euro höher sein als ohne Steuerreform.

2005 ist nach Ansicht der allermeisten Experten allerdings der falsche Zeitpunkt, um die Steuern zu senken. Denn erstens sollte die Konjunktur dann schon laufen und auch nach den Maastricht-Verpflichtungen die Haushalts-Defizite wieder sinken und nicht steigen, wie das Schüssel und Grasser wollen. Das ist wahltagsorientierte Konjunktur­politik, die kurz vor den Wahlen Wahlzuckerl verteilt, ohne der Wirtschaft wirklich zu helfen. Und das wird auch in den Gremien der EU schwer zu erklären sein.

Eine spürbare Steuersenkung schon 2004 kann dagegen nicht nur rasch mehr Massenkaufkraft zur Verfügung stellen und die Konjunktur ankurbeln, wie das in ande­ren EU-Ländern auch gemacht wird und sich das auch die österreichische Wirtschaft wünscht. Sie würde sich auch den Verpflichtungen der EU gegenüber besser Rech­nung tragen, die höhere Defizite in wirtschaftlich schlechten Zeiten erlauben, welche diese aber wieder in Zeiten guter Konjunktur wieder zurückgefahren werden müssen. Bei einer Steuersenkung 2004 würde das Defizit eben 2004 höher ausfallen und 2005 bei besserer Konjunktur bereits wieder sinken.

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Herrn Bundesminister für Finan­zen folgende

Anfrage:

1. Wie erklären Sie als Finanzminister die höchste Arbeitslosigkeit, die je in der 2. Republik im Juli zu verzeichnen war?

2. Wie können Sie als Finanzminister verantworten, dass Österreich seit 2000 in den letzten drei Jahren in sämtlichen wichtigen Indikatoren laut jüngster Frühjahrsprognose der Europäischen Kommission bzw. Eurostat – z.B. beim Wachstum, dem BIP pro Kopf, der Reallohnentwicklung, den öffentlichen Investitionen, der Abgabenbelastung usw. – nachhaltig immer weiter hinter dem EU-Durchschnitt und laut jüngsten Progno­sen für 2004 selbst hinter Deutschland zurückbleibt? Ist es richtig, dass im Vergleich dazu die Werte im Durchschnitt der aller Jahre von 1970 bis 1999 über dem vergleich­baren EU-Durchschnitt lagen?

3. Welche Maßnahmen setzen Sie jetzt über die völlig unzureichenden Maßnahmen der Konjunkturpakete I und II und des Budgetbegleitgesetzes zu den BFG 2003 und 2004 hinaus, um die Konjunktur anzukurbeln, Investitionen, Wachstum und Beschäfti­gung zu unterstützen und der höchsten Abgabenbelastung der Österreicherinnen und Österreicher entgegenzuwirken?

4. Wie rechtfertigen Sie es als Finanzminister, dass angesichts des notwendigen Auf­holbedarfs bei der Abgabensenkung, den Investitionen in Forschung, Entwicklung, Technologie, Infrastruktur, Aus- und Weiterbildung in dieser schwierigen Situation Geld für die teuersten Kampfflugzeuge zur Verfügung gestellt (bzw. durch die Unterzeich­nung des Kaufvertrages als Vorbelastung künftiger Budgets – somit „auf Pump“ – ver­ausgabt) wird?

 


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