Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 30. Sitzung / Seite 84

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Sollten Sie dann noch im Nationalrat sein, sagen Sie bitte nie wieder, Sie hätten davon nichts gewusst! Zuerst sollten Sie also zuhören! Die Kontrollpolitik in Österreich war ja noch nie so gestaltet, dass es die Opposition, die dieses – ich würde durchaus sagen – Geschäft demokratisch sinnvollerweise natürlich in erster Linie zu betreiben hat, leicht gehabt hätte. – Sagen wir es einmal so. Was sich allerdings unter Schwarz-blau einge­schlichen hat, hat es vorher nicht gegeben.

Zwei Beispiele: Erstens der letzte Tag vor Tagungsende: Es gibt einen so genannten kleinen Untersuchungsausschuss zur Affäre Grasser. – Zu diesem Zeitpunkt durfte man schon „Affäre Grasser“ sagen. Zeitgleich erklärt der weisungsgebundene Staats­sekretär Finz vor der Presse der schon staunenden Öffentlichkeit, diese ganze Kon­struktion von der Industriellenvereinigung über den Verein bis zum Herrn Minister persönlich, diese ganze Kaskade an Überweisungen, die bis heute nicht einmal ganz transparent ist, sei so gestaltet gewesen, dass keine Steuerpflicht anfällt. (Abg. Dr. Jarolim: Aber die Erklärung war sehr unseriös!)

All dies fand unter abenteuerlichsten Verrenkungen des Herrn Staatssekretärs Finz statt, der es als ehemaliger Rechnungshofbeamter viel besser wissen müsste – aber da sieht man, was ein ÖVP-Obmann alles machen kann, wenn er nur Länderobmann von Wien werden darf (Ruf bei der ÖVP: Vorsicht!) –, wider besseres Wissen und unter Beugung ganz zentraler steuerlicher Richtlinien, die Finz und Grasser selber herausge­geben haben. (Abg. Großruck: Es geht um die Abfangjäger, nicht um den Grasser!) – Ja, wir sind gleich dort. Wir reden über den kontrollpolitischen Notstand, der mittler­weile hier in Österreich herrscht. (Abg. Großruck: Es geht um Abfangjäger, nicht um Grasser!)

Zeitgleich mit diesem Untersuchungsausschuss darf das dort passieren. Wissen Sie, was das Pikante war? – Ich will Sie ja nicht länger mit diesen Finz’schen Argumen­tationskaskaden aufhalten. Das hat ja zum Schluss ohnehin schon kultischen Charak­ter gehabt, als er dann sagte, das ganze Konstrukt gilt natürlich für den Herrn Finanz­minister, und auf die Frage, ob das jetzt jeder machen kann, den Zeigefinger erhoben hat. – Das werden wir später noch oft sehen. Über diesen Auftritt werden noch unsere Enkelkinder lachen, aber so ist der Zustand. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

Das Ernste an der Sache ist ja, dass zeitgleich mit der Behauptung des Staatssekre­tärs Finz, dass das Ganze deshalb auch für den Finanzminister persönlich nicht steuer­pflichtig sei, weil er das in Ausübung seiner politischen Tätigkeit mache, der Finanz­minister selbst – das haben wir noch nicht ganz heraußen, vermutlich zur gleichen Minute – dem Untersuchungsausschuss erklärt hat, das Ganze sei völlig privat gewe­sen: Der Verein sei ein privater, seine Tätigkeit sei eine private, was die Eigen-PR be­trifft, und die Homepage sei ebenso eine private. (Abg. Großruck: Abfangjäger, nicht Finanzminister! – Abg. Auer: Zur Sache!)

Also was stimmt jetzt? Besser hätte man es nicht auf den Punkt bringen können. Nicht einmal so weit waren Sie abgestimmt, aber: Auch in dieser Causa ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, darauf können Sie Gift nehmen, Herr Kollege! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Großruck: Deshalb brauchen wir Abfangjäger, damit wir das aufklären!)

Im Fall der Abfangjäger – wenn Sie das schon einmahnen – ist es ja um keinen Deut besser. Am Donnerstag nach Tagungsende – welch Zufall! – bekommt der Herr Vertei­digungsminister, wie wir später rekonstruiert haben, den so genannten Rohbericht des Rechnungshofes zugestellt. Freitag zu Mittag lässt sein Sprecher im Übrigen noch verkünden – in der APA nachzulesen –, den Rohbericht gebe es nicht, zumindest nicht im Hause des Verteidigungsministers; was auch immer das Motiv dafür war.

 


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