Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 64

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fährliche Drohung betrachten, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.) Denn zumindest in drei Bereichen war dieses Frühjahr von einem massiven Bruch der Wahlversprechen gekennzeichnet. Ich nenne nur drei Beispiele.

Erstens: Die ÖVP hat im vergangenen Herbst gesagt, bei den Pensionen müsse man nichts ändern, denn es gebe die Pensionsreform des Jahres 2000, das sei eine Jahr­hundertreform! – Was ist geschehen? In diesem Sommer erfolgte die größte Pensions­kürzungsreform, die es jemals gegeben hat. (Abg. Dr. Stummvoll: Pensionssiche­rungsreform!)

Zweiter Bruch des Wahlversprechens: Sie persönlich, Herr Bundeskanzler, haben im Herbst vergangenen Jahres gesagt, es werde für den Kauf der Abfangjäger kein Euro aus dem Budget genommen, das alles werde eine Wirtschaftsplattform bezahlen. (Iro­nische Heiterkeit bei der SPÖ.) Die Wahrheit ist: Jeder Euro für die Abfangjäger kommt aus dem Budget, und noch dazu auf Pump und für Flugzeuge, die nicht einsatztauglich sind, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Der dritte Bruch der Wahlversprechen war folgender: Eine Woche vor der Wahl sind Sie mit dem Finanzminister in einer Pressekonferenz aufgetreten und haben gesagt, es werde im Jahre 2004 die größte Steuerentlastung für alle Österreicherinnen und Öster­reicher geben. Alle werden um 1 000 € weniger Steuern zahlen müssen. (Abg. Mag. Wurm: Die Reichen!) – Doch was ist die Realität? Die Belastungspolitik der Bun­desregierung ist fortgesetzt worden, und von einer Steuersenkung kann keine Rede sein, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Daher kann ich Ihnen nur eines sagen: Wenn Sie Ihre Politik des Frühjahrs, des kon­stanten Bruches von Wahlversprechen fortsetzen, dann wird auch die österreichische Bevölkerung kein Vertrauen in diese österreichische Bundesregierung finden können! Sie haben in Wirklichkeit den Vertrauensvorsprung, den Sie bei der letzten Wahl ge­habt haben, in der Zwischenzeit zu hundert Prozent verspielt (Abg. Dr. Trinkl: Das wünschen Sie sich!) – durch den permanenten Bruch von Wahlversprechen, von Ihnen in diesem Frühjahr begangen, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich begrüße, dass es eine Einladung der Bundesregierung zur Zusammenarbeit gibt, und überall dort, wo das offeriert wurde, wie zum Beispiel in der Frage der Gesund­heitsreform oder in der Frage des Bundesheers, sind wir gerne bereit, an gemeinsa­men Lösungen mitzuarbeiten.

Herr Vizekanzler Haupt, wenn Sie von Einladungen zur Zusammenarbeit sprechen, dann sollten Sie auch zur Kenntnis nehmen, was es schon gibt, denn wenn Sie jetzt, im Jahre 2003, ankündigen, dass es ein Bundesheimgesetz geben wird, dann möchte ich Ihnen sagen: Es gibt einen von Experten ausgearbeiteten, komplett fertigen Entwurf für ein Bundesheimvertragsgesetz, und diesen haben die Sozialdemokraten bereits im Frühjahr 2000 hier im Nationalrat eingebracht. Dieser Entwurf wurde vor drei Jahren einem Unterausschuss zugewiesen und bis jetzt von den beiden Regierungsparteien nicht behandelt.

Wenn Sie uns zur Zusammenarbeit einladen und wenn Ihr Besuch heute hier im Parla­ment auch einen operativen Sinn haben soll, dann würde ich sagen, Herr Vizekanzler: Um Ihre Arbeit in diesem Herbst anzureichern, überreiche ich Ihnen gerne unseren Ge­setzentwurf als Zeichen der Zusammenarbeit, und ich hoffe, Sie werden ihn beherzi-


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