Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 183

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Aber es liegt mir ein Bericht aus dem Bundesland Tirol vor, wo Bewohnerinnen und Bewohner von Heimen nur fünf Mal im Jahr hinauskommen, wo sie keine großen Mög­lichkeiten zur Körperpflege et cetera haben. Diese Vorfälle in Tirol werden nicht wahr­genommen und nicht bearbeitet. (Abg. Wittauer: Das ist erstmalig, dass ich das höre! Wenn es so ist, werde ich es ...!)

In der Anfragebeantwortung der Frau Ministerin steht: „Der Umgang mit behinderten Menschen, mit Alten und Kranken ist der Gradmesser für das soziale Gewissen einer Gesellschaft.“ – Das sind schöne Sätze an einer Fassade. Hinter der Fassade ist bei der ÖVP-FPÖ-Bundesregierung die soziale Wüste. Diese Scheinheiligkeit der Fassade ist ein Kennzeichen der ÖVP-Regierungspolitik. (Abg. Großruck: Ihr habt einen Skan­dal, aber die anderen haben Schuld!) Das sind Zeichen, dass scheinheilige und hohle Phrasen die Politik bestimmen. Dahinter bestimmen Sozialabbau, Maßnahmen beim Gesundheitsabbau wie die Einführung von Selbstbehalten, Unfallrentenbesteuerung und Pensionsanpassungen unter der Inflationsrate die Wirklichkeit für sehr, sehr viele Menschen in unserem Land. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Dieser Scheinheiligkeit will ich mich ein bisschen stärker widmen.

So wurde hier davon gesprochen, dass es wichtig ist, dass mehr Pflegepersonal zur Verfügung gestellt wird. Und dieses Pflegepersonal kann in Wien nicht gefunden werden, weil von Seiten dieser Bundesregierung eine restriktive Zuwanderungspolitik gemacht wird. (Abg. Mag. Molterer: Mein Gott, na! – Abg. Scheibner: Das ist unge­heuerlich!) Pflegepersonen werden nicht als Schlüsselkräfte tituliert und können daher nicht berufstätig sein und nicht die Pflege übernehmen. (Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Wien gibt 405 Millionen € für Pflege und Betreuung aus. (Abg. Mag. Molterer: Aus­reden!) Der Bund gibt das Dreifache davon aus, hat aber ein wesentlich größeres Budget. In Wien – und das werden Sie, werte Kolleginnen und Kollegen, nicht wissen – werden Angehörige nicht zur Finanzierung der Pflege ihrer Familienmitglieder herange­zogen. Es gibt, glaube ich, nur noch ein weiteres Bundesland in unserem Staat, in dem das so ist. (Abg. Großruck: Auch in Oberösterreich nicht!)

Sie erkennen daran: Die Scheinheiligkeit von Seiten der Bundesregierung lässt sich leicht aufdecken! (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Das soziale Wien ist nach wie vor fest. (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte Sie auf eine skandalöse E-Card auf der Homepage der ÖVP-Wien hinweisen, auf der steht, dass alte Menschen in Pflege­heimen wie Tiere behandelt werden. Das ist der Gipfel der Geschmacklosigkeit und ein weiteres Beispiel für die Scheinheiligkeit der ÖVP! Ziehen Sie das zurück, und kehren Sie zur sachpolitischen Diskussion zurück! (Lebhafter Beifall bei der SPÖ. – Zwischen­rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Ruf bei den Freiheitlichen: Pfui!)

17.54

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Partik-Pablé. Redezeit ebenfalls 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


17.55

Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé (Freiheitliche): Sehr geehrte Damen und Herren! Wie wir jetzt eindeutig gesehen haben, wird die Methode der sozialistischen Mehrheit im Wiener Rathaus hier fortgesetzt. Es wird so getan, als ob es überhaupt keinen Skandal gäbe, als ob alles in Ordnung wäre. Es wird gesagt: Die Familien sollen gestärkt werden, Hilfe für die Angehörigen und so weiter. Aber dass einmal Kritik an der eigenen SPÖ-Fraktion drüben im Rathaus geübt wird, das geschieht hier ganz einfach nicht! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 


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