Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 184

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ich gebe schon zu, Frau Abgeordnete Lapp, Sie haben einen außerordentlich schwe­ren Stand, denn solche Missstände zu verteidigen, wie sie in Lainz, noch dazu unter einer sozialdemokratischen Regierung, passiert sind, das ist natürlich etwas, was wirk­lich sehr, sehr weh tut! Sie wollen ja immer die Sozialen sein! Sie behaupten ja immer, die Bundesregierung hätte die „soziale Kälte“ ausgerufen. Tatsächlich sind aber Sie es, welche die soziale Kälte verursachen! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe gestern, wie vielleicht auch einige von Ihnen, im „Report“ ein sehr interessantes Experiment gesehen: Pfleger und Kran­kenschwestern haben eine Simulation gemacht. Ein Teil der Pfleger ist in die Rolle der Alten und Kranken geschlüpft, ein anderer Teil der Pfleger hat die Rolle des Pflegers, und zwar des negativen Pflegers, übernommen. Die alten Menschen, die nicht mehr gehen konnten, haben schroffe Befehle erhalten, es ist mit ihnen geredet worden, als ob sie wirkliche Tschapperln wären. Sie sind aufgefordert worden, Dinge zu machen, die sie ganz einfach nicht machen können – und all das in einem sehr, sehr rüden Ton.

Ich habe mir wirklich sehnlichst gewünscht, dass Bürgermeister Häupl, Frau Stadträtin Pittermann und auch noch andere, die in Wien für das Pflegewesen verantwortlich sind, einmal bei einer solchen Simulation mitmachen. Im Übrigen habe ich mir das auch schon gewünscht, wenn ich mit dem Rollstuhl durch Wien gehe, dass nämlich einmal der Bürgermeister einen solchen Rollstuhl durch Wien schiebt. Dann würde er nämlich sehen, was das soziale Wien den Alten, den Kranken und den Behinderten wirklich bietet, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Sie würden endlich einmal sensibilisiert werden für die große Aufgabe, die Sie haben, für die Aufgabe, jenen alten Menschen, die niemanden mehr von der Familie haben, der sie pflegen könnte, ein menschenwürdiges Leben in den Altenheimen zu ermög­lichen. Dann würden Sie einmal sehen, was die Menschen wirklich wollen!

Um aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, noch einmal auf diese Simulation zurückzukommen: Ich glaube, man darf die vielen hunderten oder sogar tausenden Pfleger, die ordentlich ihre Arbeit machen, nicht mit den negativen Auswüchsen in einen Topf werfen. Es gibt viele Pfleger, die den vielen Menschen in den Altersheimen trotz schwierigster Bedingungen ein menschenwürdiges Dasein ermöglichen.

Was mich aber wirklich erschüttert hat, nicht nur jetzt hier im Parlament, sondern auch in der gesamten Debatte seit der Aufdeckung des Skandals, ist, dass, als die ersten Anzeichen wahrzunehmen waren, dass sich wieder so ein Skandal anbahnt, weder Frau Stadträtin Pittermann noch Landeshauptmann Häupl, der ja die höchste Kompe­tenz für die Pflegeheime hat, reagiert haben. (Abg. Mag. Molterer: Unwahrschein­lich! – Abg. Dr. Stummvoll: Skandal!) Sie haben die vielen Aufforderungen, die vielen Anfragen auf Rathausebene ganz einfach nicht beachtet, sie wurden arrogant wegge­wischt, genauso arrogant, wie heute Frau Abgeordnete Lapp das ganze Thema behan­delt hat. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Die wirkliche Krönung ist, dass Frau Stadtrat Pittermann gestern gesagt hat, es wollen ihr die Politiker der anderen Parteien, die sie kritisiert haben, das Gesundheitssystem kaputt machen, und sie würden alles nur aufbauschen! Also da muss man sich schon fragen: Haben die Rathaussozialisten wirklich den Sinn für die Realität verloren? Da muss man wirklich einmal nachfragen. (Abg. Mag. Molterer: Ja, das haben sie!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Besonders groß ist ja die Schuldzuweisung an den Bund. Genauso wie Frau Abgeordnete Lapp hat auch Frau Stadträtin Pitter­mann gesagt, die strikte Zuwanderungspolitik der Bundesregierung sei schuld daran, dass man keine ausländischen Arbeitskräfte habe. Hier, in dieser Zeitung (die Redne­rin hält ein Dokument in die Höhe), bieten sich, ich glaube, zwölf ausgebildete Heim-


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite