Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 35. Sitzung / Seite 48

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Hohes Haus! Die Entstehung des Asylgesetzes ist nicht so, wie sie der Herr Bundes­minister dargestellt hat, sondern sie war von eklatanten Säumigkeiten und Nachlässig­keiten begleitet, denn schließlich war es doch so, dass Sie zuerst versucht haben, diesen Entwurf vor dem Sommer durch das Parlament zu peitschen (Abg. Dr. Partik-Pablé: „Peitschen“? – Mit Experten geredet!), ohne dass der Innenausschuss die Gele­genheit gehabt hätte, mit NGOs oder mit Verfassungsexperten und den Betroffenen darüber zu reden.

Sie haben, Herr Bundesminister, die Novelle zu spät ins Parlament gebracht (ironische Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP), und wir mussten Sie erst dazu zwingen (Abg. Wattaul: Der Märchenonkel!), dass die Parlamentarier die Gelegenheit bekamen, mit Verfassungsexperten und mit den betroffenen NGOs über dieses Gesetz zu reden. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie sind ja überhaupt nicht mehr in der Lage, den Vorsitz im Ausschuss zu führen! Sie werden ja immer lächerlicher!) Dabei hat sich herausgestellt, dass es in diesem Asylgesetzentwurf zu eklatanten Mängeln gekommen ist. Statt dass Sie, Herr Minister, die massive Kritik des UNHCR, der NGOs und der Verfassungsex­perten aufgenommen hätten, sich diese zu Herzen genommen hätten, versuchten Sie im Innenausschuss am 14. Oktober, ohne ein Begutachtungsverfahren, ohne dass Sie wiederum die Experten gehört hätten, eine Änderung des Bundesbetreuungsgesetzes hineinzuschmuggeln, und zwar eine Änderung, die schlussendlich die Entscheidungen des OGH ausgehebelt hätte und die zu einer kalten, rückwirkenden Enteignung der NGOs und der Länder geführt hat. Das ist in Wirklichkeit eine ungeheuerliche Vor­gangsweise dieses Ministers! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Mainoni, ironisch lachend: Künstliche Aufregung! – Abg. Dr. Partik-Pablé: Legen Sie den Ausschussvor­sitz zurück! Sie sind ja nicht in der Lage, diese Funktion auszuüben!)

Es ist empörend, wie Sie mit den besorgten NGOs, etwa der „Volkshilfe“, der Caritas und der Diakonie, und mit anderen engagierten Menschen, die Ihre Säumigkeiten, Herr Bundesminister, durch unermüdlichen Einsatz für die Ärmsten der Armen abgefedert haben, umgehen.

Herr Bundesminister! Ich möchte mich – und ich meine das ganz ehrlich (ironische Heiterkeit des Abg. Wattaul) – an dieser Stelle bei den engagierten Menschen der Zivilgesellschaft herzlich für ihre Tätigkeit bedanken, aber auch bei den Ländern und Gemeinden, die Ihre Versäumnisse abgefedert haben. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Mandak.)

Frau Partik-Pablé! Auch die Sozialdemokraten sind dafür, dass Asylverfahren in erster oder in zweiter Instanz beschleunigt werden – es ist ja schon davon gesprochen worden –, aber eines steht fest: So wie mit dieser Regierungsvorlage – das kann ich Ihnen versichern – wird das nicht funktionieren!

Diese Regierungsvorlage ist nicht nur menschenrechtswidrig (Abg. Großruck: „...ver­achtend“ – das wissen wir alles!), verstößt gegen die Genfer Konvention und ist verfas­sungswidrig, sondern sie wird auch zu einem massiv erhöhten Verwaltungsaufwand führen, und es wird nicht zu einer Verkürzung des Verfahrens, sondern zu einer Ver­längerung der Verfahren kommen, und das steht im Gegensatz zu dem, was wir eigentlich anstreben. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Die einzige zielführende Maßnahme wäre, dass man die Zahl der Mitarbeiter beim Bundesasylamt und beim Bundesasylsenat, aber auch bei der Fremdenpolizei entsprechend erhöht (Abg. Großruck: Ach so!), denn so wie im Bereich der Sicherheit gilt auch da eines: Man kann nicht mit weniger Personal, mit weniger Mitarbeitern mehr Sicherheit erzeugen, und man kann nicht mit weniger Personal, mit weniger Mitarbeitern Verfahren beschleunigen! Das ist eindeutig!

 


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