Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 35. Sitzung / Seite 63

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Hallo, hallo! Was heißt denn das? Nehmen Sie das zurück! – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Das heißt genau das, was ich sage, Kollege Scheibner! Die Plakate der Freiheitlichen in Wien sehe ich noch ganz genau vor mir, als es darum ging, Stimmung zu machen gegen Ausländer, gegen Menschen, die nach Österreich gekommen sind, um hier um Asyl anzusuchen. Das war Ihre Politik, und zwar über Jahre hinweg! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Scheibner: Nehmen Sie das zurück! Das sind doch alles Unterstellun­gen!)

Sagen muss man in diesem Zusammenhang aber auch, dass es damals eine Bundes­regierung von SPÖ und ÖVP gegeben hat, die dem Druck, den die FPÖ relativ stark gemacht hat, nachgegeben hat, zumindest in Teilen. Wir von den Grünen haben damals schwere Auseinandersetzungen mit den Innenministern Löschnak und Schlögl geführt. Es waren also immer SPÖ/ÖVP-Regierungen, die da nachgegeben haben – und das haben wir massiv kritisiert. Ich nehme aber zur Kenntnis, dass es bei den Kol­legInnen von den Sozialdemokraten jetzt auch klar ist, dass es da eine Neuorientierung gibt und dass, insbesondere was das Asylrecht betrifft, von ihnen auch klar Kritik kommt. (Abg. Scheibner: Es ist Zeit, dass euch das langsam klar wird! – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Die Politik der ÖVP ist genau das Gegenteil: Sie segelt weiter mit in dem Wind, den die FPÖ gemacht hat – und für Österreich halte ich das für extrem bedauerlich. (Beifall bei den Grünen.)

Kommen wir zu Traiskirchen. Ich habe wahrscheinlich mehr Bezug zu Traiskirchen als die meisten hier in diesem Saal: Ich komme nicht nur aus dieser Gegend – ich wohne fünf Kilometer von Traiskirchen entfernt –, sondern habe immerhin auch elf Monate lang Zivildienst in der Flüchtlingsbetreuungsstelle Vorderbrühl, einer Außenstelle von Traiskirchen, geleistet. (Abg. Mag. Mainoni: Haben Sie den Rauschgifthandel auch gesehen?)

Wenn Bundesminister Strasser sagt, er werde nirgendwo eine Flüchtlingsbetreuungs­stelle errichten, wo die Bürgermeister dagegen sind, dann muss ich Sie schon fragen: Warum setzen Sie denn Maßnahmen dort, wo es Betreuungsstellen gibt, die massiv gegen den Willen der Bürgermeister und die Interessen der Bevölkerung gerichtet sind? (Bundesminister Dr. Strasser: Weil es einen Vertrag gibt?) – Ja, den Vertrag gibt es schon, aber den Vertrag, den Sie mit European Homecare geschlossen haben, hat Ihnen niemand „aufs Auge gedrückt“, sondern das war eine Entscheidung, die die Bun­desregierung getroffen hat. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Strasser.)

Zu den Auswirkungen dieses Wechsels. Wir waren ja auch in Traiskirchen, und da gibt es durchaus Dinge, die uns missfallen, insbesondere die Situation im Flüchtlingslager, in der Flüchtlingsbetreuungsstelle, und wir haben auch schon lange argumentiert und gefordert, dass man da neue Wege gehen sollte, dass ein Flüchtlingslager in der Größe jenes von Traiskirchen einfach nicht tragbar ist, dass die Zustände dort nicht tragbar sind und dass es wesentlich kleinere Einheiten geben sollte. (Abg. Scheibner: Deshalb schauen wir, dass eben wirklich Asylanten Unterstützung bekommen! – Wei­terer Zwischenruf bei den Freiheitlichen.)

Kollege Scheibner, ich war elf Monate lang in der Vorderbrühl. Ich weiß nicht, ob Sie schon irgendwann einmal öffentlich gehört haben, dass es ein Problem mit der Flüchtlingsbetreuungsstelle Vorderbrühl/Mödling gegeben hätte? – Ich habe in all den Jahren seither nie gehört, dass das auch nur ansatzweise thematisiert worden wäre. Diese Stelle wurde nie zum Problem gemacht – und wird auch nicht als Problem erlebt. Dort gibt es eben kein Problem! Eine Stelle mit etwa 130 Flüchtlingen, die dort unter-


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