Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 105

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wurde den Leuten aber gesagt, dass es schon Hubschrauber auf Mallorca gebe, aber nur dafür, um Golfspieler von einem Platz zu einem anderen zu fliegen.

Wir in Österreich haben flächendeckend 20 Hubschrauberstationen, und ich würde sagen, wir sind diesbezüglich Weltspitze. Ich glaube, das ist vorsorgliche Gesundheits­politik. Dafür müssen wir den Vorgängern von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat danken, denn hätten wir das nicht, könnten wir die Versorgung nicht sicher­stellen.

Heute ist ein Bericht erschienen, der besagt, dass in Österreich leider oder tragischer­weise 180 bis 220 Kinder pro Jahr an Kinderkrebs erkranken. Zu meiner Zeit, als ich zu studieren angefangen habe, war das absolut tödlich. Heute können 75 Prozent der Kinder gerettet werden. Man arbeitet daran, 80 Prozent oder sogar 85 Prozent retten zu können. Man arbeitet aber nicht nur an der Überlebensrate, sondern man schaut auch, was es für die Kinder bedeutet, Monate lang praktisch einen heldenhaften Kampf überstehen zu müssen. Was bedeutet es für die Eltern, was bedeutet es für die Ange­hörigen? – All das ist Inhalt einer Willenserklärung dieser Patientencharta.

Meiner Meinung nach ist der entscheidende Punkt in der Patientencharta Artikel 4, in dem steht: Jeder hat zweckmäßig und angemessen behandelt zu werden, und zwar jeder, unabhängig – das ist entscheidend – vom Alter, vom Einkommen und nach dem letzten Stand der Wissenschaft. Dass das auch eine massive Bedeutung für die Kosten und für die Entwicklung des ganzen Systems hat, das muss uns klar sein.

Heute ist im „New England Journal of Medicine“, der berühmtesten Medizinzeit­schrift, ein Artikel über eine neue Behandlungsmethode mit Letrozol-Femara für Frauen, die eine Brustkrebserkrankung positiv überstanden haben, erschienen. Diese senkt die Mortalität dieser Frauen noch einmal um 30 Prozent – und das heißt natürlich mehr Behandlung, mehr Kosten, aber ich glaube, es sind dies positive Kosten.

Wir müssen uns in der Gesundheitspolitik überhaupt Facts in Erinnerung rufen: 20 Pro­zent der Menschen brauchen 80 Prozent der Leistungen, und das wiederum sind in der Regel ältere Menschen, und da hauptsächlich Frauen.

Es nützt Österreichs Patienten nichts, wenn Leute, die es sich leisten können, in die Mayo-Klinik fahren, die Behandlung muss für die Leute hier stattfinden.

Krankheiten sind bekanntlich nicht planbar – das ist kein leeres Gerede und absolut nicht selbstverständlich, das zeigt England mit seinen 1,3 Millionen Patienten auf der Warteliste für eine Operation, die teilweise nach Deutschland und Frankreich geschickt werden. In England musste sich Tony Blair letzte Woche dafür verantworten, dass die Überlebensrate bei Krebsbehandlung in England so schlecht ist. Österreich hat bei dieser Studie den ersten Platz eingenommen.

Es wurde gesagt, dass das gesamte Geld, das derzeit in England in das Ge­sundheitswesen gebuttert wird, verpufft, denn es fehlen 100 Spitäler, 15 000 Ärzte, 25 000 Schwestern und medizinisches Fachpersonal. Man braucht dort zirka zehn Jahre, um das System wieder in Ordnung zu bringen.

Vor wenigen Wochen durften wir uns darüber freuen, dass Kardinal König mit 98 Jah­ren einen Schenkelhalsbruch derart gut überstanden hat – ich möchte sagen: überlebt hat.

Ich als Wiener Hausarzt kann Ihnen sagen – viele von euch leben Gott sei Dank in der Gnade, gesund zu sein, ihr seid Gott sei Dank nie schwer krank gewesen –: Es ist für mich immer wieder eine Freude, in Meidling auch für ärmere Leute die gleiche Versorgung wie für Kardinal König sicherzustellen. Ich kann das mit gutem Gewissen sagen. (Beifall bei der ÖVP.) – Das ist für uns alle eine Verpflichtung.

 


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