Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 117

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und sich auch sicher fühlen können. Der Sicherheitsapparat, den Strasser übernom­men hat, hat jahrzehntelang dafür gesorgt, dass Österreich das sicherste Land der Welt war. Die Politik Strassers hat leider dazu geführt, dass sich das drastisch geän­dert hat. Im internationalen Vergleich gibt die sogenannte „Häufigkeitszahl“ Aufschluss über die Kriminalitätsbelastung in den einzelnen Staaten. Hier liegt Österreich mit 7.274 Straftaten pro 100.000 Einwohner deutlich hinter Ländern wie der Schweiz (5.865), Portugal (3.781), aber auch EU-Erweiterungsstaaten wie Polen (3.634) und Ungarn (4.144). Lediglich in Deutschland ist die Häufigkeitszahl und damit die Krimi­nalität etwas höher (7.893), hier wurde aber bereits einiges getan, um diesen Trend umzukehren (So werden beispielsweise in Bayern 1.400 neue Sicherheitsbeamte eingestellt).

Nun steht der oben erwähnten Steigerung der Kriminalität um 20% bei der Gesamtzahl der strafbaren Delikte seit 1999 laut den Sicherheitsberichten für 1999 und 2002 auch eine um 20% gesunkene Aufklärungsquote gegenüber. Das heißt, es steigt nicht nur die Zahl der Delikte, sondern auch die Zahl der ungeklärten Fälle. Insofern sind Strassers Zahlenspiele (wie zuletzt in der Pressestunde am 9. November) mit einer angeblich steigenden Aufklärung eine Verdrehung der Wahrheit. Die unaufgeklärten Fälle z.B. in Wien im Bereich der strafbaren Handlungen gegen fremdes Vermögen sind von 72.486 Fällen im Jahr 1999 auf 139.052 Fälle im Jahr 2002 gestiegen, haben sich also fast verdoppelt. In Prozenten ausgedrückt: Die Aufklärungsquote hat sich in Wien von 34,9% 1999 auf 17,14% halbiert. Auf Bundesebene, wo seit 1999 eine Stei­gerung um 28% in dieser Deliktsgruppe zu beobachten ist, ist die Aufklärungsquote in diesem Bereich im selben Zeitraum um 29% gesunken.

Die mittlerweile für 2003 bekannt gewordenen Zahlen zeigen, dass eine Verbesserung der Situation nicht in Sicht ist. Schon jetzt ist klar, dass im Bereich der Eigentumskrimi­nalität eine weitere Steigerung der Deliktszahl gegenüber 2002 von mindestens 13% zu erwarten ist. Bei Diebstahl, Einbruchsdiebstahl und bei der Straßenraubkriminalität werden die Zuwächse noch beträchtlicher sein. Wieder hat Wien dank Strasser den unrühmlichen ersten Platz: Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres gab es in Wien um 30% mehr Diebstähle als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Auf diese Zahlen angesprochen – so wie in der Pressestunde am Sonntag – nennt der Minister Phantasiezahlen von gestiegener Aufklärung und bedient sich dabei eines Zahlen­tricks. Es ist aber klar, dass in absoluten Zahlen bei gestiegener Deliktshäufigkeit auch die ausgeforschten Tatverdächtigen steigen. Mit anderen Worten: In einem vollen Teich ist leicht Fischen. Aussagekräftig ist aber in dem Zusammenhang lediglich die Aufklärungsquote und die wird auch im Jahr 2003 weiter sinken. Für die Wienerinnen und Wiener ebenfalls spürbar: Mehr als 24.000 zusätzliche Fälle, die nicht aufgeklärt wurden.

Diese Zahlen machen deutlich, dass Minister Strasser der Aufrechterhaltung der inne­ren Sicherheit keine prioritäre Bedeutung in seinem Handeln eingeräumt haben kann. Das einst sicherste Land der Welt mit der höchsten Aufklärungsquote von strafbaren Delikten ist auf dem besten Weg, in die Mittelmäßigkeit abzusinken bzw. innerhalb der EU auch hier vom Spitzenvertreter zum Schlusslicht zu werden.

In Anbetracht der Änderungen im Melde- und Fundwesen und der Auslagerung des verkehrsrechtlichen Zulassungswesens an die Versicherungen, erhebt sich die Frage, wie Strasser die dadurch frei werdenden Kapazitäten genutzt hat. Durch den Wegfall dieser Aufgaben hätte eine Konzentration auf die Kernbereiche der inneren Sicherheit erfolgen können. Minister Strasser hat aber seine bisherige Amtszeit hauptsächlich da­mit verbracht, politisch motivierte Versetzungen und Besetzungen im Innenministerium durchzuführen, um seine Parteigänger in hohe Positionen zu bringen. Dazu hat er unzählige hochqualifizierte Beamte versetzt oder in den Ruhestand geschickt, ohne auf


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