Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 114

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Im Übrigen möchte ich erwähnen: Wenn man alle Anträge Revue passieren lässt, dann muss man sagen, ist das ein Eingeständnis des Scheiterns der Regierungs- und der Außenpolitik, auch ein Eingeständnis, dass man sich auf den Erweiterungsprozess nicht vorbereitet hat, der jetzt startet und real wird, und ein Eingeständnis für die bisherige außenpolitische Konzeption. – Das hat man hier netterweise auch gleich schriftlich zusammengefasst. Man hat all diese Versäumnisse, die man längst hätte erledigen sollen und nicht erledigt hat, noch einmal zu Papier gebracht, diese werden noch einmal beschlossen, und wahrscheinlich wird die Regierung, so wie sie bisher gearbeitet hat in diesem Bereich, wieder nichts zustande bringen.

Das ist die Begründung dafür, warum wir diesen Anträgen nicht unsere Zustimmung geben können, aber sehr wohl eigene Anträge eingebracht haben, die unsere Redner heute sehr gut begründet haben und für die ich werben möchte, dass Sie diese un­terstützen. (Beifall bei der SPÖ.)

14.30

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Glawischnig. – Bitte.

 


14.31

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig (Grüne): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Es ist erstaunlich, dass jetzt im Rahmen dieser Diskussion über die Erweiterung plötzlich die Anträge von den Regierungsfraktionen „daherpurzeln“, bei denen es um inhaltliche Probleme geht, die wir eigentlich in den letzten 15 Jahren in Angriff nehmen hätten sollen wie zum Beispiel das Transitproblem. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: So lange sind wir noch gar nicht dabei!)

Ich möchte kurz zu diesen zwei Anträgen Stellung nehmen und unser Abstim­mungs­verhalten dazu begründen.

Zum ersten Antrag, zum Transitantrag: Es bleibt schon der schale Beigeschmack, dass es sich dabei ausschließlich um ein Placebo, um eine Beruhigung handelt – gerade weil der Antrag im Zusammenhang mit der Erweiterungsdiskussion eingebracht wor­den ist –, um die Zustimmung der Freiheitlichen in irgendeiner Form sicherzustellen. Aber es ist wenigstens ein konkreter Punkt enthalten, und das erweckt zumindest bei uns die Hoffnung, dass Sie zumindest Selbstbindungen ernst nehmen, und das ist die Klage. Allerdings bleiben Sie auf der inhaltlichen Ebene bezüglich Wegekostenrichtlinie bemerkenswert unkonkret. Aber trotzdem werden wir diesem Antrag zustimmen, und wir hoffen, dass Sie diesen Entschließungsantrag diesmal ernst nehmen und er nicht wie­derum einer jener Entschließungsanträge ist, die dann in den Schubladen des Parlaments verschwinden und nie umgesetzt werden. (Beifall bei den Grünen.)

Anders ist es beim zweiten Antrag, bei dem es um die Politik Österreichs gegenüber Tschechien betreffend das AKW Temelín geht. Eines möchte ich zur Vorgangsweise sagen: Es hat immer – das ist gute Tradition in diesem Haus – eine gemeinsame Ba­sis, einen Entschließungsantrag gegeben, auf den die österreichische Anti-Atom­politik aufgebaut hat und auf der gegenüber unseren Nachbarstaaten versucht wurde, Mit­teleuropa atomkraftfrei zu machen oder zumindest in diese Richtung zu arbeiten. Bis jetzt hat es das jedes Mal gegeben, dieses Mal jedoch nicht.

Das ist den Regierungsfraktionen zuzuschreiben, die es mittels ihrer Vorgangsweise auch heute wiederum geschafft haben, uns nicht zu informieren, obwohl wir heute über diese Vier-Parteien-Entschließung verhandelt haben und der gemeinsame Fahrplan ge­lautet hat: Im Jänner gibt es einen Unterausschuss, und im Jänner-Plenum werden wir versuchen, ein gemeinsames Ergebnis zu verabschieden. Was machen Sie? – Sie informieren uns nicht, Sie bringen einfach einen Antrag ein, der weit hinter dem


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