Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 135

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

kein Chaos an den österreichischen Schulen, auch nicht an den Wiener Schulen. (Abg. Dr. Fekter: Das ist nur in Wien ein Problem! Missmanagement in Wien ist es! – Wei­tere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Zum Glück gibt es kein Missmanagement, sondern das Regelschulwesen ist weiter intakt, aber – und das, werte Kolleginnen und Kollegen, ist das Bittere – irgendwann nur mehr das Regelschulwesen.

Dass die Junglehrer jetzt eine Chance bekommen, stimmt ja nicht. Das ist eine Mär! Denn diese Stellen werden nicht durch neue Lehrer nachbesetzt, sondern durch Um­schichtungen, indem ganz wichtige Stützsysteme zurückgefahren werden, indem wir bald nur mehr das Regelschulwesen haben und keine Stützungen mehr für Kinder, die eine Stützung besonders dringend brauchen, zum Beispiel Kinder mit nicht deutscher Muttersprache, die zusätzlichen Deutsch-Unterricht brauchen, zum Beispiel Kinder in Integrationsklassen, die zusätzliche Betreuung brauchen, und so weiter. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Die legasthenischen Kinder sind auch schon angesprochen worden.

Die Nachhilfekosten werden künftig in die Höhe schnalzen. Die Frage wird künftig sein: Die Eltern welcher Kinder können sich die zusätzliche Stützung leisten? Welche Eltern können sich das nicht mehr leisten? – Und ich weiß nicht, welches Gesellschaftsbild Sie hier verfolgen. Was ist das Ziel dieser Maßnahmen? Sie fahren das Bildungs­system herunter, jahrzehntelange Aufbauarbeit, Stützungsarbeit, viele zusätzliche Insti­tu­tionen und Möglichkeiten werden zerstört, und Sie reden vom Hin- und Herschieben der Verantwortung!

Übrigens: Ein Drittel – ein Drittel! – der in Frühpension gegangenen Lehrerinnen und Lehrer ist in Wien in Frühpension gegangen. Sie sehen also, dass hier eine besondere Betroffenheit entstanden ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Es gibt in der jetzigen Situation, sehr geehrte Damen und Herren, nur mehr zwei Möglichkeiten: die eine ist, dem gesetzlichen Auftrag nicht mehr nachzukommen – und noch haben wir den gesetzlichen Auftrag zur Integration! –, oder wir brauchen mehr Lehrer, um dem gesetzlichen Auftrag nachzukommen. Also: Sie müssen sich ent­scheiden, welche politische Linie Sie hier verfolgen. Ich hoffe doch, dass es in diesem Haus noch den politischen Konsens gibt, dass der gesetzliche Auftrag zur Integration aufrechterhalten werden soll.

Weil Sie Wien ansprechen: Wien nimmt diesen Auftrag besonders ernst, und Wien will diesen Auftrag auch weiter erfüllen. In Wien gibt es 626 Integrationsklassen, in an­deren Bundesländern sind es 20 oder 30. Wien will auch den Auftrag, Ganz­tages­klassen zu führen, weiter erfüllen – in Wien gibt es den politischen Willen dazu. Es gibt 1 398 Ganztagesklassen – im restlichen Österreich insgesamt 55. In Wien gibt es natürlich einen höheren Anteil an Kindern mit nicht deutscher Muttersprache – und in Wien gibt es den politischen Willen, diese Kinder zu integrieren, und dieser politische Wille wird weiter bestehen, und daher brauchen wir in Wien natürlich in einem höheren Ausmaß die entsprechenden Stützlehrer. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir unterstützen natürlich den Fristsetzungsantrag der grünen Fraktion, aber es gibt in der Debatte zur 2. Dienstrechts-Novelle 2003 auch die Möglichkeit, den Abände­rungs­antrag des Kollegen Niederwieser zu unterstützen; er wird ihn dann ausführlich be­gründen. Ergreifen Sie diesen Rettungsanker, es den Lehrern – und es gibt viele –, die, wenn sie die Möglichkeit bekämen, zum Ende des Schuljahres unter gleichen Bedin­gungen in Pension zu gehen, das machen würden, zu ermöglichen. Damit hätten Sie keinen Gesichtsverlust, das könnten Sie machen, die Lehrer könnten etwas tun, was sie freiwillig tun wollen. Wir würden in der Schule eine viel bessere Situation haben,


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite