Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 138

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Fördermaßnahmen gegeben hat, sozusagen zu behalten, zu festigen, zum Teil umzu­schichten. Diese 2 000 Stellen wurden explizit erwähnt und festgeschrieben in diesem Papier.

Ich habe das damals so interpretiert: Wenn man 2 000 Stellen hineinschreibt, dann meint man, es sollen mehr werden, gerade im Bildungssektor. Bekanntlich tut ja diese schwarz-blaue Bundesregierung jetzt alles für unsere Jugend – mit dem Mund, aber nicht mit Taten, sage ich dazu!

Und was ist jetzt? – Vor zwei oder drei Tagen habe ich gehört, wie Frau Bundes­ministerin Gehrer gesagt hat: Die 1 300 Förderlehrer dieses Landes sind nicht in Frage gestellt. Jetzt frage ich mich: Wo sind die 700 zwischen 1999 und 2003 hingekommen? In Österreich machen jetzt um 700 Lehrer weniger diese Art von Unterricht. Fast jede Volksschule ist davon betroffen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Amon: Das ist genau die Zahl, ...!)

Vor allem fehlen sie genau dort – jetzt wiederhole ich das, was schon gesagt wurde –, wo es besonderen Förderbedarf gibt! Dort gibt es sie nicht mehr, dort wurden und wer­den die Lehrer abgezogen. Aber genau das war und ist das Positive, das Besondere und das Wertvolle am österreichischen öffentlichen Schulsystem. (Abg. Gaál: Das wird vernichtet!)

Auch wenn wir Grünen und die Sozialdemokraten, die Opposition – und das ist unsere Pflicht –, die Lücken und die Mängel in dem System, die es noch gibt, aufzeigen, bekennen wir uns zum öffentlichen Schulsystem und zu dem, was in den letzten Jahr­zehnten geleistet wurde. Man kann es verbessern. Aber das, was Sie machen, ist Obstruktionspolitik von den konstruktiven Maßnahmen, die in den letzten Jahren ge­setzt wurden! (Abg. Donabauer: Reg dich nicht so auf!) Bewusst und willentlich!

Herr Donabauer! Ich rege mich deshalb auf, weil es mich rührt – und wenn jetzt alle ihre Geschichten auspacken, tue ich es auch –, wenn mir mein Sohn sagt: Mama, die Frau Lehrerin Ülkü ist jetzt so im Stress! – Dann frage ich: Wieso ist sie jetzt so im Stress? – Weil die Frau Lehrerin Katt nicht mehr da ist, und sie hat jetzt viel mehr Arbeit!

Wissen Sie, was es bedeutet, dass eine ganze Lehrerin von dieser Schule weg ist? (Abg. Donabauer: Eine halbe Lehrerin auch? – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Und nächste Woche kommt noch eine Lehrerin von der Schule weg.

Keine Rede davon, dass man jungen LehrerInnen eine Chance gibt! Gar nicht! Das ist beinhartes Sparen auf dem Rücken der Bildung, der österreichischen Kinder, und das hat diese blau-schwarze Regierung zu verantworten! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Und deshalb, Herr Kollege Donabauer, muss ich mich aufregen. Sie alle sind ja ver­meintliche Vertreter und Vertreterinnen der „kleinen“ und der „großen“ Leute. Nur: Die „großen“ Leute können sich artikulieren, die haben ja die Möglichkeit, ihre Kinder in fei­ne Privatschulen zu schicken und feine Lehrer zu finanzieren. Aber diejenigen, die es am dringendsten bräuchten, die in Deutsch Probleme haben, weil sie aus einem an­deren Land nach Österreich gekommen sind, die Legastheniker sind, die Förder­maß­nahmen bräuchten, weil sie aus sozialen Schichten kommen, wo das einfach not­wendig ist, die vertreten Sie nicht!

Ich würde Ihnen von den Regierungsparteien vorschlagen: Die Kinder sollen einmal kommen und Ihnen erzählen, was sie haben wollen, denn Sie alle haben leider schon lange keine Schule von innen gesehen! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

15.59

 


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