Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 148

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kommt aber erst in den nächsten Jahren. Es gibt – ich beziehe mich hier wiederum auf den „Economist“ – eine Statistik über die Wachstums-Wettbewerbsfähigkeit, ein Index, in dem die Zukunft dieser Länder betrachtet wird. Da grundelt Österreich zwischen dem 17. und 18. Platz herum. Und das ist eigentlich das Dramatische an dieser Situation: Wir sind nachhaltig zurückgefallen!

Sie sagen, alles sei super, aber die Realität ist leider anders – und die Menschen in unserem Land spüren das täglich. Ich möchte noch den Arbeitsmarkt kurz betrachten:

Herr Minister! Wir haben Rekordarbeitslosigkeit: knapp 250 000 Arbeitslose! Das sind mehr, als Graz, unsere Heimatstadt, Einwohner hat. Dazu kommen noch 44 000 in Schulungen, sodass es fast 300 000 Arbeitslose gibt. Das ist eine dramatische Zahl! Dazu kommt aber noch etwas anderes: Es kommen auf eine offene Arbeitsstelle elf Arbeitslose! – Das zeigt die Dramatik der konjunkturellen Situation, angesichts deren hier nichts gemacht wurde.

Es gibt noch ein neues Phänomen auf dem Arbeitsmarkt: nicht nur die Jugendarbeits­losigkeit, sondern die dramatisch steigende Arbeitslosigkeit bei den Akademikern. Das Ausmaß der Akademiker-Arbeitslosigkeit beträgt in etwa drei Viertel der Arbeitslosig­keit jener Menschen, die keinen Schulabschluss haben. Also hier nähern sich die hoch Qualifizierten den ganz schlecht Qualifizierten – an den beiden Rändern des Arbeits­markt-Spektrums – im Hinblick auf die Arbeitslosigkeit an, und das ist eine dramatische Situation, die wir hier zu beobachten haben.

Jetzt zum eigentlichen Gesetz, zum Konjunkturpaket III, das ja mittlerweile nicht mehr Konjunkturpaket III heißt, sondern – durchaus in Selbsterkenntnis – in ein Wachstums- und Standortgesetz umgetauft wurde. Und da fragt man sich: Was steckt hinter diesem Wachstumsgesetz, hinter diesem Standortgesetz? – Wenig Neues! Ich wiederhole das: Wenig Neues! Es ist letztlich eine Bündelung und ein Aufblasen von bereits bekannten und vielfach angeführten Einzelmaßnahmen. Es ist kein Policy Mix erkennbar, es ist keine runde Sache, sondern dieses Paket, dieses Gesetz eiert von vorne bis hinten! Und das ist eigentlich aus unserer Sicht der wesentliche Punkt.

Herr Minister – oder beide Minister –: Was sind aus Ihrer Sicht – und ich möchte, dass das in diesem Hause einmal alle Abgeordneten hören können – die hinter diesen Maßnahmen stehenden Wirkungsmechanismen? Was haben Sie hier für Prognosen, was soll in Österreich in Zukunft mehr wachsen?

Ich habe es mir nicht leicht gemacht. Ich habe mir da eine Berechnung herausge­nommen und bin zu dem Ergebnis gelangt, dass wir, wenn man alles dazurechnet, ohne diese ASFINAG- und ohne diese Bahninvestitionen, die ja keine neuen sind, für das Jahr 2004 auf 480 Millionen € zusätzlich und für das Jahr 2005 auf 250 Millionen € zu­sätzlich kommen. Das ergibt im besten Fall – da gehe ich sehr großzügig mit einem Multiplikator von 1,5 um – ein zusätzliches Wachstum für 2004 von 0,3 Prozentpunkten und für das Jahr 2005 von 0,15 Prozentpunkten. Das ist also eigentlich nicht registrier­bar.

Was Österreich braucht, ist nicht eine solche Minimalpackung, sondern wir brauchen einen Vitaminstoß! Wir brauchen kein Placebo, wir brauchen auch kein Mogelpackerl – das brauchen wir nicht –, sondern wir brauchen eine ordentliche Wachstums­ma­schinerie! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich beobachte in den Reihen der Regierungsfraktionen, hier in diesem Bereich und auch in vielen Detailgesprächen, dass immer mehr Kolleginnen und Kollegen mit die­sem Kurs nicht mehr zufrieden sind, weil sie wissen, dass die Bundesregierung in diesem Bereich auf dem Holzweg ist. Daher bitte ich Sie: Hören Sie auf diese kriti­schen Leute in Ihren Reihen, denn schon Immanuel Kant sagte:

 


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