Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 251

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wickeln können und sollen. All jene, die selbst Eltern sind oder mit Kindern leben, wissen, dass sich die Kinder ja nicht immer so typisch männlich oder weiblich ver­halten, was insbesondere am Land dann auch regelrechten Stress auslöst, wenn etwa die Jungs lauthals weinen oder die Mädchen kräftig zuhauen im Kindergarten.

Es soll also die Möglichkeiten eröffnet werden, dass sich Menschen danach entwickeln können, wo sie wirklich ihre Schwerpunkte haben. Das ist bei Gender-Mainstreaming ein Schwerpunkt.

Kollege Wattaul hat mich darauf aufmerksam gemacht: Warum Gleichstellung nur auf dem Lande? Das ist doch überall notwendig! – Herr Kollege Wattaul, meine Vermutung ist, dass die Frauenfrage auf dem Land gelöst werden muss, und dann ist sie überall lösbar. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

22.22

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Schiefermair. 3 Minuten Redezeit. Restredezeit der Fraktion: 14 Minuten. – Bitte.

 


22.23

Abgeordnete Notburga Schiefermair (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Werter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Einer der interessantesten So­zialtheoretiker, Esping-Andersen, entwirft eine Art Modernisierungspolitik der dyna­mischen Lebenswelten. Er prägte den einfachen Satz: Gesellschaftssicherung beginnt mit Babies. – Klar ist, dass diese Verantwortung der Gesellschaftserhaltung aus biologischen Gründen den Frauen zukommt. Diese Verantwortung nehmen wir Frauen auch gerne wahr. Wir fordern aber dafür Anerkennung und Gleichbehandlung. Als Mitglied einer regierungsverantwortlichen Partei bekenne ich mich zur Familie und dazu, die dringend nötigen Maßnahmen und Rahmenbedingungen zu schaffen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Es geht darum, jeder Frau in unserem Land die Mehrfachbelastung zu vereinfachen und sie bei ihren Aufgaben zu unterstützen. Zahlreiche Förderungsprogramme wurden be­reits erfolgreich initiiert. Doch wir sollten einen Schritt weiter gehen. Ich möchte heute besonders auf die Chancengleichheit im ländlichen Raum, im Speziellen auf die der Bäuerinnen eingehen. Auf Grund meiner Tätigkeit als Trainerin werde ich mit zahlreichen guten Beispielen konfrontiert und möchte hier nur eines davon bringen.

Renate – sie ist verheiratet, betreibt mit ihrem Mann eine Landwirtschaft, sie haben drei Kinder. Renate hat ihr künstlerisches Talent entdeckt und ist heute als Malerin und Kalligraphin sehr erfolgreich. Sie hat ihr maßgeschneidertes Erfolgskonzept umgesetzt. Mir ist bewusst, dass es sich hiebei um einen Sonder- oder Glücksfall handelt, aber ich möchte mich weiter dafür einsetzen, dass es für alle, für Frauen wie für Männer maßgeschneiderte Möglichkeiten gibt, Familie und Beruf erfolgreich zu managen. Daher stehe ich für die Einbeziehung der besonderen familiären Anforderungen bei der Planung aller gesetzlichen Maßnahmen ein, wie zum Beispiel im Steuerrecht, bei der Bildung, bei sozialen und arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten, aber auch familien­situations­gerechte Kinderbetreuung, Förderung von Weiterbildung sowie die Unterstützung von Frauen als Meinungsbildnerinnen und vor allem auch als Entschei­dungsträgerinnen sind die Eckpfeiler einer erfolgreichen Familienpolitik, wie wir von der ÖVP sie verstehen.

Wir Bäuerinnen haben uns gerade im ländlichen Raum schon lange für die Chancen­gleichheit eingesetzt und viel erreicht. Bereits 30 Prozent der landwirtschaftlichen Be­triebe werden von Frauen geführt.

 


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