Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 41. Sitzung / Seite 20

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könne eine Eisenbahnreform nicht funktionieren, dann ist in der Tat Nervosität ange­sagt! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn man eine Debatte mit sachlichen Argumenten nicht mehr bestreiten kann, dann greift man gern zu jenen Mitteln, zu denen Sie heute offensichtlich greifen, nämlich in aller Geschwindigkeit ein Gesetz durch den Nationalrat zu peitschen, damit ja keine lange öffentliche Diskussion darüber stattfindet. (Abg. Wittauer: Wir haben einen Unterausschuss gehabt, wir haben Experten gehabt!) Das beste Zeichen dafür ist, dass die Fristsetzung von den beiden Regierungsparteien mit einem Kunstgriff erfüllt werden muss, damit heute überhaupt debattiert werden kann, denn Sie wollten ja schon in der letzten Nacht dieses Gesetz in einer Nacht- und Nebelaktion durch den Nationalrat bringen. (Abg. Scheibner: Das war Ihr Wunsch, dass man das verschiebt!)

Soll ich Ihnen dazu etwas sagen? – Das ist Diskussions- und Demokratieverweigerung, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Scheibner: Das war Ihr Wunsch, dem wir nachgekommen sind! Bleiben Sie bei der Wahrheit!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! In Zeiten steigender Arbeitslosigkeit, in wel­chen rund 300 000 Menschen in unserem Land Arbeit suchen, eine Reform zu be­schließen, mit der jeder vierte Eisenbahner in Zukunft seinen Arbeitsplatz verlieren wird, mit der 12 000 Menschen bei der Eisenbahn abgebaut werden (Zwischenrufe bei Abgeordneten der ÖVP und der Freiheitlichen), das ist kein Beitrag zur Beschäfti­gungspolitik in unserem Land, sondern das führt in eine noch höhere Arbeitslosigkeit, für die Sie die politische Verantwortung zu tragen haben, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien! Es ist der falsche Weg! Es sollte investiert und nicht abgebaut werden. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald.)

Sie werden mit dieser so genannten Reform der Österreichischen Bundesbahnen keine erfolgreiche Weiterentwicklung des bisher erfolgreichen Güterverkehrs bewirken, und – was das Allerschlimmste ist! –, man sieht schon heute: Mit den Auswirkungen dieser Reform in finanzieller Hinsicht wird in Zukunft die Wirtschaft höhere Tarife für den Gütertransport zu zahlen haben und werden die Passagiere höhere Preise im Per­sonenverkehr zu zahlen haben.

Die Zeche zahlen also am Ende die Passagiere und die Wirtschaft. Das ist der falsche Weg! Es sollte der öffentliche Verkehr im Wettbewerb besser gestellt werden und nicht durch Preiserhöhungen schlechter, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Der Weg ist vorgezeichnet. Herr Staatssekretär Kukacka nimmt ja immer eine Anleihe (Abg. Dr. Jarolim: An der Unvernunft!) an der Reform der britischen Eisenbahnen. Diese Reform ist gründlich gescheitert! Es ist die Bahn in Großbritannien heute nicht imstande, die Sicherheitsstandards zu erfüllen, diese Bahn ist auch nicht imstande, den öffentlichen Verkehrsauftrag durchzuführen. (Zwischenrufe bei Abgeordneten der ÖVP und der Freiheitlichen.)

Aber was sie auf jeden Fall ist: Sie ist bedeutend teurer als unsere Bahn! – In Öster­reich kostet nämlich eine Monatskarte für einen Pendler, der zum Beispiel von Melk nach Wien fährt, also für 90 Kilometer, 111 €. Für dieselbe Strecke zahlt ein Pendler in Großbritannien 487 €! (Abg. Großruck: In England gibt es keinen Euro!)

Das ist die Zukunftsperspektive des Bahnkonzeptes à la Kukacka – und das ist der falsche Weg für die Verkehrspolitik in unserem Land! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe bei Abgeordneten der ÖVP und der Frei­heitlichen.)

Meine Damen und Herren! Eine Reform der Österreichischen Bundesbahnen mit einer positiven Zielsetzung hätte unsere Zustimmung gefunden (Geh-Rufe bei den Freiheit-


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