Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 41. Sitzung / Seite 35

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Meine Damen und Herren! Umso verwunderter war auch ich, als ich feststellen musste, dass, aus welchen Gründen auch immer, am Montag alles anders war. Jedenfalls war der breite Konsens nicht möglich; ich bedauere das. Jedenfalls waren die Gespräche gut und konstruktiv; das hat mich gefreut. Ich bedauere es, wenn heute der Chef der großen Opposition dieses Vorgehen und das, was wir heute tun, mit einem Würstel­stand vergleicht. Er vergleicht das größte Unternehmen Österreichs mit einem Würstel­stand! Wenn ein Vergleich möglich ist, dann wäre ich geneigt zu sagen: Diese Regie­rung schaut, dass nichts mehr anbrennt. Es ist schon genug verbrannt. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Die Worte des Generaldirektors der SBB AG Dr. Benedikt Weibel wurden heute auch zitiert, die er bei einer Diskussionsveranstaltung der Arbeiterkammer Wien auf Einladung derselben unter dem Motto: Überzeugungen eines Bahnchefs: Keine Fahrt ins Blaue! gesagt hat. Die meisten haben ja normalerweise nichts gegen Fahrten ins Blaue, aber es braucht noch einige Zeit, bis man das mit den ÖBB kann, da stimme ich Ihnen auch zu, wir müssen dort noch für den Sonnenschein und den blauen Himmel sorgen. Noch sind einige dunkle Wolken über den roten ÖBB. (Abg. Dr. Jarolim: Sie fahren in die verkehrte Richtung, das ist das Problem!)

Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich auf die Ausführungen von Dr. Weibel nur kurz eingehen. Ich habe mit ihm gesprochen, ich habe mir auch seine Ausführungen in schriftlicher Form geben lassen, sehr genau angeschaut und studiert und stelle mir schon die Frage, ob da alle richtig zugehört haben oder ob da nur ein kleiner Teil, zu­gegebenermaßen ein kritischer Teil, herausgenommen wurde und daraus Schlagzeilen gemacht oder provoziert wurden.

Auch Weibel spricht davon, dass die zentrale Herausforderung für jedes Bahnmanage­ment das Gleichgewicht zwischen Qualität und Effizienz ist. – Das sagen wir auch. Ich darf Weibel wortwörtlich zitieren: Ich freue mich nämlich, dass der Vergleich mit der SBB gezogen wird und dass die SBB plötzlich so wichtig ist. Ich habe das in den Dis­kussionen der letzten Wochen und Monate auch immer getan, aus gutem Grund.

Weibel sagt: Effizienz des Mitteleinsatzes ist eine zwingende Notwendigkeit. Die öffent­lichen Mittel sind beschränkt, und die Bahnunternehmung tut gut daran, den Nachweis für den optimalen Einsatz dieser Mittel permanent zu erbringen.

Meine Damen und Herren! Es gibt noch viele Passagen, die hier zitierbar wären und die ich auch vollinhaltlich unterstütze, Passagen, die sich so mancher Kritiker (Abg. Dr. Jarolim: Das ist das Gegenteil von Ihrem Konzept!) – horchen Sie bitte zu! – noch einmal genauer anhören sollte. Weibel spricht beispielsweise vom Sozialvertrag der SBB-Führung mit der dortigen Gewerkschaft, wo das Unternehmen einerseits zu­sichert, keine Entlassungen aus wirtschaftlichen Gründen vorzunehmen, weil sie das Gefühl haben, es geht uns eh gut, wenn alle an einem Strang ziehen, die Arbeitnehmer sich im Gegenzug jedoch zu beruflicher und geographischer Mobilität verpflichten. Eine Basis für diesen Vertrag bildet die gemeinsame Einsicht, sagt er, dass eine effiziente SBB die beste Garantie für eine langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen bildet. – Das­selbe gilt in Österreich.

Erlauben Sie mir zu dieser Passage jetzt noch ein Zitat von Weibel, das sehr gut ist und wirklich nur unterstrichen werden kann: Wir standen damals vor einer groß ange­legten politischen Bahnreform mit einer fundamentalen Umgestaltung sämtlicher Grundlagen. Ich war immer überzeugt, dass die Position der SBB in diesem Prozess umso glaubwürdiger ist, je besser wir den Beweis haushälterischen Umgangs mit öffentlichen Mitteln erbringen können. – Dasselbe gilt für Österreich, und solche Worte erwarte ich auch vom Vorstand der ÖBB. Ich bin mir sicher, dass ich meine Erwartun­gen auch erfüllt bekommen werde.

 


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