Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 41. Sitzung / Seite 79

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kommt er in der Reihung der wichtigsten Bundesländerbahnhöfe gleich nach Linz und Graz und liegt noch vor Innsbruck und weit vor Klagenfurt.

Der EU-Beitritt Österreichs und die Aufhebung der Binnengrenzen innerhalb der EU haben seine Funktion nachhaltig verändert. Bisher ist die bauliche Infrastruktur vor allem von seiner Aufgabe als Österreichs wichtigster Grenzbahnhof geprägt: eine Reihe von Kopfbahnsteigen und sonstige bauliche Gegebenheiten zur Kontrolle der über die Landesgrenzen reisenden Fahrgäste haben dem Rechnung getragen.

Die Verkehrssituation für den Salzburger Hauptbahnhof stellt sich jedoch mittlerweile völlig anders dar.

Zum einen seine Rolle als zentrales Einfallstor für den Personenverkehr auf der Schie­ne von Westeuropa nach Österreich und in die Balkanländer. Zum Zweiten seine Funk­tion als zentrale Drehscheibe für den Nahverkehr im Großraum Salzburg und in der Europaregion Salzburg/Berchtesgadener Land.

Für diese neue Aufgabe ist der Salzburger Hauptbahnhof baulich rasch zu adaptieren. Dafür ist seine grundlegende bauliche und funktionelle Umgestaltung notwendig. Die vielen bisherigen Kopfbahnsteigen müssen zu einer größeren Zahl zu durchgehenden Bahnsteigen umgebaut werden. Nur so kann ein verstärkter Regionalverkehr auf der Schiene von Golling bzw. Straßwalchen nach Taxham/Freilassing und in den angren­zenden bayerischen Raum, für den Salzburg immer mehr in die Rolle eines Ober­zentrums hineinwächst, effizient und fahrgastfreundlich abgewickelt werden (NAVIS).

Dies alles wird unterstrichen durch die Ergebnisse der letzten Volkszählung. Die Ge­meinden um die Stadt Salzburg haben einen starken Zuwachs an Wohnbevölkerung erfahren. So beträgt bspw. der Zuwachs der Bevölkerung im Bezirk Salzburg Umge­bung rund 15 Prozent. Die Auswirkungen durch den zunehmenden Straßenverkehr (insbes. dem Pendlerverkehr) sind bereits täglich zu sehen. Neben den rein funktionel­len Umbauten im Gleisbereich ist auch eine bauliche Generalsanierung dringend ange­sagt. Diese ist ebenfalls für ein gut funktionierendes Nahverkehrszentrum notwendig.

Der derzeitige bauliche Zustand des Hauptbahnhofes Salzburg stellt außerdem kein Renommee, sondern eher eine Schande für die Festspielstadt Salzburg dar. Es darf daran erinnert werden, dass der Bahnhof in der Festspielstadt Bregenz bereits vor einigen Jahren neu gebaut wurde. Zur Zeit wurden bzw. werden zahlreiche Bahnhöfe in Österreich erneuert, nur nicht der der Landeshauptstadt Salzburg.

Die Situation am Arbeitsmarkt in Österreich entwickelt sich äußerst unerfreulich. Dies gilt besonders für die Baubranche. Aus- bzw. Umbauprojekte von Bahnhöfen würden für diese notleidende Branche wichtige Impulse bedeuten. Auch aus diesem Grunde sollten die vorgenommen Kürzungen der Gelder für die "Bahnhofsoffensive" neu über­dacht und rückgängig gemacht werden.

Absolut abzulehnen ist in diesem Zusammenhang auch die vorgesehene ÖBB-Finan­zierung 2003 – 2008.

Skurril und betriebswirtschaftlich bedenklich ist die ÖBB-Reform bzw. die Zweiteilung der Bahn-Infrastruktur in eine Neubau-AG und eine Betriebs-AG.

Laut Bundesregierung ist eine Neustrukturierung der Bahn nötig, um den enormen Zu­schussbedarf – derzeit angeblich 4,4 Mrd. Euro – zu senken. Hinter jedem erhaltenen Zuschuss steckt allerdings eine Leistung in Form des Infrastrukturerhaltes und Aus­baus (über 2,3 Mrd. Euro) bzw. in Form von gemeinwirtschaftlichen Leistungen (rol­lende Landstraße, ermäßigte Tarife für Jugendliche, Pendler und Senioren – insgesamt über 600 Mio. Euro) – zusammen mehr als 2,9 Mrd. Euro.

 


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