Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 43. Sitzung / Seite 26

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Lehrstellen gegenüber, das ist ein Minus von 20,4 % gegenüber dem Vergleichszeit­raum 2002.

Neben den arbeitsrechtlichen Verschlechterungen durch die BerufsausbildungsG-No­velle trägt dafür vor allem die Tatsache Verantwortung, dass die beruflichen Einstiegs- und Ausbildungschancen für Jugendliche sowohl inhaltlich als auch von der Anzahl her unzureichend blieben. Das Lehrstellenangebot weicht immer deutlicher von den Erfor­dernissen des Arbeitsmarktes ab und sinkt weiter. Gegengesteuert wurde in der letzten Legislaturperiode nicht: Weder war das Auffangnetz für lehrstellensuchende Jugend­liche quantitativ und qualitativ ausreichend, noch erfolgten sonstige strukturelle Ein­griffe etwa über die Schaffung überbetrieblicher Ausbildungseinrichtungen für Mangel­berufe oder ähnliche Maßnahmen.

Die Konjunkturentwicklung im Jahr 2004 wird zu keiner Entspannung auf dem Arbeits­markt führen. Es ist laut Wirtschaftsforschern ein 2,5% – 3%iges BIP-Wachstum not­wendig, bis es zu einer Reduktion der Arbeitslosigkeit in Österreich kommt. Das ist nach allen Prognosen für 2004 nicht zu erwarten.

Das Arbeitskräfte-Angebot in Österreich wird weiter steigen. Dafür sorgen die Demo­graphie, die trotz der Konjunkturkrise nach wie vor steigende Erwerbsneigung bei den Frauen, die Bundesregierung mit ihrer missglückten Pensionsreform-Politik und der ebenso verfehlten Reform der Altersteilzeit, ihrer Politik zur Erhöhung des auslän­dischen Arbeitskräfteangebotes vor allem durch die laufende Erhöhung der Saisonier­beschäftigung sowie die EU-Erweiterung, wodurch alleine auf Grund des Beitrittsver­trages bestimmte ArbeitnehmerInnen legal Zutritt zum Arbeitsmarkt haben.

Im AMS geht man davon aus, dass das Arbeitskräfteangebot im Jahr 2004 um weitere 15.500 Arbeitskräfte im Jahresdurchschnitt steigen wird. Das werden in erster Linie jugendliche MigrantInnen der zweiten und dritten Generation, Frauen sowie Ältere und Einpendler aufgrund der Übergangsregeln bei der Erweiterung sein.

Im Ergebnis wird die Arbeitslosigkeit in Österreich im Jahr 2004 weiter ansteigen und im Jahresschnitt die im Jahr 2003 erreichten traurigen Rekorde erneut brechen. Im Auftrag des AMS hat das Institut Synthesis-Forschung eine Studie erarbeitet aus der hervorgeht, dass die reale Gefahr besteht, dass im Jahresschnitt 2004 rund 10.000 Personen mehr arbeitslos sein werden als 2003 (um 7.000 mehr Männer und um 3.000 mehr Frauen, die Jugendarbeitslosigkeit wird um mehr als 3.000 Personen zunehmen, die der Männer im Haupterwerbsalter (25-49) um 5.400 Personen im Jahresdurch­schnitt). Damit wird die Arbeitslosenrate um weitere 0,3 % gegenüber 2003 zunehmen und auf 7,3 % im Jahresschnitt steigen.

Die von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen haben sich als unzureichend und wirkungslos erwiesen. Das gilt sowohl für die Auffangnetze für die Lehrstellen­suchenden oder die Sonderprogramme für die 19-24jährigen, welche die katastrophale Entwicklung bei der Jugendarbeitslosigkeit nicht verhindern konnten. Von den soge­nannten Konjunkturpaketen ging kein nennenswerter Impuls für die Schaffung zusätz­licher Beschäftigung aus. Die steuerlichen Entlastungen zu Beginn des Jahres 2004 reichen bei weitem nicht aus, die mit 2004 erhöhten Belastungen auszugleichen – eine Stärkung der Massenkaufkraft und damit der Binnennachfrage ist nicht in Sicht. Von der EU und der OECD wird die Bundesregierung scharf kritisiert, weil den vollmundi­gen Ankündigungen, lebenslanges Lernen zur für die Menschen lebbaren Realität zu machen, keine erkennbaren Strategien zur Umsetzung dieses Zieles gefolgt sind. Im Gegenteil, es wurde das Budget für Erwachsenenbildung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur neuerlich reduziert, es fehlen nach wie vor ausrei­chende Ausbildungsplätze für Lehrlinge und im berufsbildenden mittleren und höheren


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