Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 45. Sitzung / Seite 55

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Mag. Molterer: Das haben Sie sehr gelobt! Das haben Sie begrüßt!) Wenn das alles ist, was Sie bisher paketiert haben, wenn Sie davon erwarten, dass das auf dem Post­weg höheres Wachstum bringt, dann gute Nacht! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Im Bereich Forschung und Entwicklung – das wissen Sie ebenso gut wie ich – ist ge­meinsames Ziel aller vier Parlamentsparteien: 2,5 Prozent bis zum Jahr 2006. Das sind noch zwei Jahre, und es fehlt ein halber Prozentpunkt des BIP. Das hört sich so wenig an, aber – nur für die Zuhörer – das ist 1 Milliarde € pro Jahr! Und Sie schenken den Kapitalgesellschaften einfach so 1 Milliarde durch Senkung der KöSt!? (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Wissen Sie, was ich gemacht hätte? Ich hätte gesagt: Okay, Leute, reden wir über die Senkung der Körperschaftssteuer. Aber was ist mit eurem Beitrag für die Forschungs- und Entwicklungsausgaben? Was ist zweitens mit dieser Kampagne der Industriellen­vereinigung gegen die Kyoto-Ziele? Stellt ihr das endlich ein oder nicht? – Darüber hätte ich eine Vereinbarung mit der Industriellenvereinigung getroffen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Die Verwirklichung der Kyoto-Ziele, das heißt das Klimaschutzabkommen, kostet die Industrie vielleicht 10 Millionen € im Jahr, und sie bekommt 1 Milliarde € im Jahr durch die Senkung der Körperschaftssteuer. Gibt es da irgendeine Vereinbarung, dass das eine vielleicht auch berücksichtigt werden wird? – Nein, die gibt es nicht. (Abg. Mag. Molterer: Das stimmt ja nicht!)

Man fragt sich schon, wie die Industriellenvereinigung jetzt mit einem gewissen Recht sagen kann, diese 280 000 € – soweit wir heute wissen, vielleicht wird es ja noch mehr – für die Homepage des Finanzministers waren die best rentierende Investition in der Geschichte der Industriellenvereinigung. Das steht fest, das kann ich nicht einmal bestreiten. Solche Renditen gibt es sonst nirgends. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Sie, Herr Kollege Molterer, haben heute so nebenbei angedeutet – gestern stand es auch in der APA –, dass die Steuerbetrugsbekämpfung auch Teil dieses Steuerreform­programms sein wird. – Gut, schön, ich bin gespannt darauf und unterstütze das natür­lich zunächst einmal a priori. In Deutschland wird der Steuerausfall allein bei der Um­satzsteuer durch systematischen Steuerbetrug auf 20 Milliarden € geschätzt. Bei der üblichen Umrechnung bedeutet das 2 Milliarden € in Österreich. Selbst nur die Hälfte davon ist immer noch 1 Milliarde €.

Hinter mir sitzt aber auch jemand, der seit sieben Monaten jede Aufklärung darüber schuldig bleibt, wie er es mit seinen steuerpolitischen Erklärungen hält, mit seinen eigenen Steuererklärungen und mit den Steuererklärungen des „Vereins der Freunde des Weihrauchs für Karl-Heinz Grasser“. (Beifall bei den Grünen.) Seit sieben Monaten warten wir auf eine Aufklärung dieser Affäre. Herr Kollege Scheibner von der FPÖ! Karl-Heinz Grasser war einmal einer von Ihnen, aber das kümmert Sie null.

Karl-Heinz Grasser steht im Verdacht, persönlich Abgaben verkürzt zu haben, im Wege der Vorträge bei Banken und anderen Institutionen, und dieser Verein, dessen Chef bekanntlich sein Kabinettschef ist und dessen Rechnungsprüfer der höchste Steuerbeamte des Finanzministeriums ist, ist schenkungssteuerpflichtig. (Abg. Watt­aul: Sind Sie Richter?) Das sagt die Mehrheit der Richter des Verwaltungsgerichtshofs, der Steuerrechtler und so weiter, nur Herr Finz sagt, alles sei in Ordnung; Herr Finz, der uns neuerdings als Kandidat für das Amt des Rechnungshofpräsidenten serviert wird. (Abg. Dr. Puswald: Um Gottes willen!)

 


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