Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 45. Sitzung / Seite 118

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ich halte das deshalb für erwähnenswert, weil das einer der reparaturbedürftigen Punkte ist – im Hinblick auf die nächste Geschäftsordnungsreform, wer immer sich da­mit beschäftigt –, wenn man diese Untersuchungsausschüsse ernst nehmen will. Es braucht auch in der Abwicklung einer Untersuchung bestimmte Minderheitsrechte, sonst haben wir dort immer ein Patt, das zu nichts führt. Und seien wir uns doch ehr­lich: Machen wir lieber vielleicht ein paar Untersuchungen weniger, die aber anständig, sodass auch eine Minderheit damit etwas anfangen kann! Man könnte sich ja auch auf einen Kompromiss einigen, wenn die Angst besteht, dass dann alle paar Monate irgendein anderes Thema mit „Gewalt“ – unter Anführungszeichen – dahergezerrt wird.

Das Problem, das wir hier wieder vorgefunden haben, ist nur – ich komme nicht umhin, es festzustellen, Kollege Hornek, ich kann Ihnen überhaupt nicht beipflichten –: Wir haben es mit Obstruktion zu tun gehabt. Wir haben es damit zu tun gehabt! Die Mehr­heit im Ausschuss hat etwa verhindert, dass beispielsweise bestimmte Fragen vom Finanzminister zu Ende beantwortet wurden. (Abg. Hornek: Aber nicht von der Oppo­sition, Herr Kollege!)

Es ist sogar so weit gegangen, dass vorgefertigte Fragen an den Finanzminister verle­sen wurden, die ganz offensichtlich dem Finanzministerium vorher bekannt waren, weil der Herr Bundesminister für Finanzen dann elendslange Zeit dafür verwendet hat, um auf diese vorgefertigten Fragen etwas zu verlesen.

Damals ist es ihm in dieser politischen Auseinandersetzung nicht so gut gegangen wie heute. Da hat er sich – sonst tut er es ja selten – an ein ganz langes Kommuniqué gehalten und wortwörtlich vorgelesen. Wen es interessiert: Schauen Sie in den Proto­kollen Ihrer Kollegen nach! – Ich halte das für einen Tiefpunkt in einem Aufklärungs­ausschuss. So kann man nicht arbeiten! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.) Das tut letztlich auch Ihnen nicht gut.

Trotzdem ist es gelungen, ein paar Dinge ans Licht zu bringen. Ich werde gleich darauf eingehen, darf aber zuvor noch einen Aspekt, der gerade heute wieder so besonders relevant geworden ist, hervorheben: Viele Auskunftspersonen, die sich eigentlich prak­tisch von sich aus aufgedrängt haben befragt zu werden, haben Sie mit Ihrer Mehrheit daran gehindert, dort auszusagen – sagen wir es einmal zurückhaltend –, unter ande­rem – ich nenne jetzt nur einen von ihnen – den Kabinettchef des Herrn Finanzminis­ters, Herrn Matthias Winkler, und das, obwohl der Untersuchungsgegenstand dieses Ausschusses ja das Finanzministerium selbst war, mithin der Finanzminister, wie Sie sehen können, wenn Sie den Prüfauftrag lesen. Trotzdem wurde mit Mehrheit verhin­dert, dass dieser Kabinettchef dort aussagen musste – und das vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Herr Bundesminister bei wesentlichen Teilen des Prüfgegen­standes immer gesagt hat: Ja ich nicht!

Herr Bundesminister, Sie sind der unbeteiligte Dritte. Beteiligt ist Herr Matthias Winkler. Diesen dürfen wir aber nicht befragen, weil Sie das verhindert haben. – Einigen Sie sich einmal auf irgendetwas! Das nenne ich Obstruktion! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Damit gehe ich auf die Resümees zu den inhaltlichen Punkten ein. Eines passt genau dazu: Herr Bundesminister, Sie haben sich, was die Nichtbeantwortung – wiederum die Nichtbeantwortung – zur so genannten Homepage-Affäre im Ausschuss betrifft, damit verantwortet (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Geh Kogler! Du hast schon bei der Steuerre­form nichts Gescheites gesagt!), das gehe – ich kürze jetzt ab – den Ausschuss nichts an, und zwar mit der Begründung, dass das ja kein Akt der Vollziehung sei, dass das im Wesentlichen mit dem Öffentlichen nichts zu tun habe, dass das irgendwo in der privateren Sphäre angesiedelt sei und sich deshalb nicht nur nicht als Untersuchungs­gegenstand eigne, sondern sich geradezu der Befragung entziehe. – Wieder ist offen-


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite