Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 46. Sitzung / Seite 158

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Nicht nur, dass diese Arbeitsgruppe aufgelöst worden ist, haben wir hier im Rahmen dieses Unterfangens auch ein Expertenhearing gehabt, in dem wir Experten darüber befragt haben, ob das, was vorgesehen ist, wirklich auch das Beste ist, ob man hier also tatsächlich all jene Maßnahmen wieder findet, die dem Jugend- und Kinderschutz nützen. Dort haben uns Experten darauf hingewiesen, dass es eben nicht so ist, sondern dass es sehr viele unbestimmte Begriffe gibt und dass es hier auch Gefahren gibt.

Das ist das, was mir persönlich außerordentlich missfällt, nämlich dass wir hier sogar Jugendliche erfassen, die miteinander in einer Beziehung leben, die Zuneigung zueinander haben. Und, meine Damen und Herren, Handys hat heutzutage jeder, Fotohandys hat auch jeder, und wir leben eben in einer Welt, in der Kommuni­ka­tionsmittel wie SMS von den Jugendlichen besonders angenommen werden. Die Fra­ge, die hier im Raum gestanden ist und noch immer steht (Abg. Dr. Fekter: ... wenn wir das wirklich haben!), Frau Kollegin Fekter, war letztlich die, ob es wirklich strafbar sein soll und darf und ob es sinnvoll ist, wenn sich zwei Jugendliche, die miteinander in Beziehung stehen, ein Foto von sich selbst schicken – jeder von uns kennt das (Abg. Dr. Fekter: Es geht um Pornos! Pornos!) –, auf dem sie sich selbst darstellen in einer Weise (Abg. Dr. Fekter: Es geht um Pornographie!), die dann strafrechtlich ahndbar ist. (Abg. Dr. Fekter: Sagen Sie dazu, dass Sie Pornos haben wollen!)

Was heißt „Pornos“, Kollegin? – Das ist ja eine absolut perfide Entgegnung, die Sie da unternehmen. Das ist grotesk! (Abg. Dr. Fekter: Es geht um Pornographie!) Sie sind wieder einmal an sich gegen jeden wirklich am Kinder- und Jugendschutz ausge­richteten Experten und versuchen hier, diese eigenartige Moralisierung aufzusetzen (Abg. Dr. Fekter: Es geht um Pornos!), wie wir sie teilweise auch aus Diskussions­beiträgen des Herrn Präsidenten Khol kennen, meine Damen und Herren! Sie werden zur Kenntnis nehmen müssen, dass das der Jugend nicht nützt, sondern schadet! Da nützt Ihnen die gesamte Argumentation, der ja jegliche sachliche Rechtsgrundlage fehlt, überhaupt nichts. (Beifall bei der SPÖ.)

Wissen Sie, das besonders Scheinheilige an der ganzen Diskussion ist Folgendes: Wir alle wissen seit langem – keiner von uns freut sich darüber, aber wir sind damit kon­frontiert –, dass es im Bereich der Seelsorge massive Probleme gibt. (Abg. Neudeck: Massive nicht!) Es gibt welche, man muss sich jedenfalls damit auseinander setzen. Ich freue mich nicht, ich sage das nicht. (Abg. Dr. Fekter: Bei Ihren sozialistischen ...! – Abg. Dr. Trinkl: Portugal!) Ich habe nur gesagt: Setzen wir uns auch mit dem Thema auseinander, nachdem bereits in der Behandlung des Entwurfs darauf hingewiesen worden ist, dass zwar Ärzte, Psychotherapeuten und alle möglichen Gruppen genannt werden, aber diese Gruppe sehr wohl nicht!

Wenn ich mir das hier anschaue – ich möchte nicht die Geschichte Groer nennen –: Missbrauchsvorwürfe, Priester, Sellrain, Pfarrskandal, am 17. Dezember 2003. Wir kennen den Fall aus Boston, wo es um Bischöfe geht. „Steirischer Pfarrer unter schwerem Tatverdacht“, am 12. Juni 2002. Immer wieder gibt es großen Widerstand innerhalb der Kirche, sich damit auseinander zu setzen.

Ich bin darüber nicht glücklich, und es sind auch die Kirchenvertreter darüber nicht glücklich. Es gibt auch seitens der Kirchen durchaus den Vorschlag, dies mit hereinzu­nehmen und anzusprechen, dass dies ebenfalls Gegenstand dieser Schutznormen sein muss. Meine Damen und Herren, ich verstehe nicht, warum Sie sich hier nicht dazu aufraffen können, klare Worte zu finden und zu sagen (Abg. Dr. Fekter: Die Experten haben gesagt ...!): Wir schützen, aber es gibt nicht Grenzen dort, wo wir mit Scheinheiligkeit argumentieren, und nehmen daher die Seelsorger nicht aus. (Abg. Dr. Fekter: Die sind nicht ausgenommen! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite