Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 48. Sitzung / Seite 74

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rung handelt, aber ein Betrag von 5.000 Euro. Unbekannt ist, ob bzw. wohin einbe­zahlte Beträge des KHG-Fonds geflossen sind.

Fremdfinanzierte Regierungswerbung

Am 12. Juni 2003 hat der Bundesminister für Finanzen Mag. Karl-Heinz Grasser im Rahmen einer Dringlichen Anfrage auch Fragestellungen zum Problemkreis der Finan­zierung von Schaltungen eines am 7. Juni 2003 in verschiedenen Tageszeitungen ver­öffentlichten Aufrufs von Universitätsprofessoren für eine „rasche Beschlussfassung über Reformen unseres Pensionssystems“ beantwortet und führte dazu wie folgt aus:

„Sie fragen mich: wer hat das bezahlt? – ich darf die zweite tatsächliche Berichtigung durchführen: Sie unterstellen in Ihrer dringlichen Anfrage, wenn Sie sie gelesen haben, dass das 190.000 Euro gekostet hätte und das Bundesministerium für Finanzen hätte es bezahlt. Richtig ist aber vielmehr, meine Damen und Herren, dass selbstverständ­lich kein Cent, kein Euro aus dem Bundesbudget kommt, vom Steuerzahler, aus dem Bundesministerium für Finanzen oder von sonst irgendwoher. Das wird nicht mit öffent­lichem Geld bezahlt! Damit habe ich Ihnen auch die ersten beiden Anfragen beantwor­tet. In der Dritten fragen Sie mich nach den Kosten und nach der geographischen Dar­stellung. Meine Damen und Herren! Da ich nicht der Auftraggeber bin, kann ich Ihnen auch nicht sagen, wer es bezahlt hat und von wem die Graphik gemacht worden ist. Aber nehmen Sie zur Kenntnis: das ist eine unabhängige Initiative von fast 50 Profes­soren, denen unser Land und die Zukunft dieses Landes ein Anliegen sind.“

Auszuschließen ist, dass diese Werbeeinschaltungen aus dem Privatvermögen des Finanzministers finanziert wurden. Seit kurzer Zeit steht auch fest, dass diese regie­rungsfreundlichen Inserate unter dem Titel „Jetzt handeln – für die Zukunft“ auch nicht von den unterzeichneten Professoren bezahlt wurden, sondern teilweise durch die Industriellenvereinigung sowie mehreren Unternehmen bezahlt wurden. Die Inseraten­aktion kostete 135.000 Euro ohne Umsatz- und Anzeigensteuer und wurde von der Dr. Hochegger Kommunikationsagentur abgewickelt. Peter Hochegger, ein persön­licher Freund von Karl-Heinz Grasser und Matthias Winkler, initiierte diese Inseraten­aktion auf Betreiben des Finanzministeriums. Unklar ist, ob die im Inserat namentlich aufgezählten Professoren über die vom BMF gewählte Vorgangsweise informiert wur­den. Laut NEWS vom 5.2.2004 wurden die Kosten von 2 Sponsoren-Gruppen getra­gen: von der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer Österreich (die eine Hälfte) – sowie von einem Geldinstitut, einem Energieunternehmen und 2 börsen­notierten Privatfirmen (die andere Hälfte). Inklusive Steuern und Abgaben seien auf die Industriellenvereinigung und die Wirtschaftskammer Österreich je rund 50.000 Euro entfallen.

Fest steht, dass durch entsprechende Geldzuwendungen für regierungsfreundliche Werbeeinschaltungen bewusst die Unabhängigkeit der Regierungsmitglieder unterwan­dert wird und dadurch eine objektive Amtsführung nicht mehr gewährleistet ist.

Berater und Werbeaufträge

Durch den Bundesminister für Finanzen wurden seit 4.2.2000 mehr als 27 Millionen Euro für Selbstdarstellung und Reklame verschleudert. Bei dieser Summe handelt es sich um die höchsten Ausgaben für externe Dienstleister – veranlasst durch ein einzi­ges Ressort – seit 1945. Nicht nur für Reklame, sondern vor allem für die Auslagerung von ressortinternen Aufgaben an externe Berater wurde Steuergeld in exorbitanter Höhe verschwendet. Viele Indizien und einzelne Aufträge deuten klar darauf hin, dass durch diesen intensiven Einsatz von Beratern vor allem einem Zweck gedient wird: der Persönlichkeitswerbung von Finanzminister Grasser. Diese erreichte ihren Höhepunkt in einer ganzseitigen Einschaltung samt Foto des Ministers in der Financial Times am 30.11.2001 und einer als KMU-Dialog getarnten Imagekampagne des Finanzministers.

 


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