Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 48. Sitzung / Seite 77

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Herr Klubobmann Scheibner, nehmen Sie den Antrag der SPÖ zur Hand: ein halbes Dutzend Punkte, alles Gegenstände, die aufgeklärt werden müssen. (Abg. Scheibner: Sie sagen, wir kennen die Zitate, aber wir kennen sie nicht! Können Sie einmal flexibel auf Zwischenrufe reagieren?)

Zur Homepage: Bundeskanzler Schüssel hat heute gemeint, diese Angelegenheit sei erledigt. – Mitnichten! Meine Damen und Herren! Wo ist das Geld? Was ist mit diesen Scheingeschäften? Was ist mit diesem Reptilienfonds?

Meine Damen und Herren! Glauben Sie, dass der Finanzminister und sein Adlatus mit diesem 240 000 €-Homepage-Schmäh durchkommen, wenn selbst die Außenministe­rin schon sagt, ihre Homepage habe 18 000 € gekostet? (Ruf bei den Freiheitlichen: SPÖ-Homepage!)

Weitere Punkte sind die Honorare als Vortragender oder die Finanzierung der Regie­rungswerbung. Morgen in der Früh werden sich die Pensionisten schön bedanken, wenn sie die kostspieligen Inserate in der „Kronen Zeitung“ und im „Kurier“ sehen. Schämen Sie sich dafür! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Scheibner: Wenn Sie nicht sagen, welche Zitate das sind!)

Oder der Vollzug des ÖIAG-Gesetzes: Auch darauf werde ich noch zurückkommen. Meine Damen und Herren! Es sind jede Menge Dinge zu untersuchen. Ich weiß, Sie freuen sich auch schon auf den „kleinen Untersuchungsausschuss“ zur Landwirtschaft. (Abg. Neudeck: ... Plakate in der Steiermark!) Meine Damen und Herren! Ein bisschen Geduld, einmal noch schlafen gehen! Morgen erfolgt die Konstituierung, und wir können dann auf Teufel komm raus bis in die Bezirkskammern hinunter kontrollieren, wie die Mittel in der Landwirtschaft verwendet und wie die Milchkontingente aufgeteilt werden. (Ruf bei der ÖVP: Korrekt!) Kollege Molterer freut sich schon ganz besonders auf diese Sache. (Abg. Neudeck: Wer zahlt Ihre Plakate in der Steiermark?)

Kollege Neudeck, heute reden wir aber noch ein bisschen von den Privatisierungen des Finanzministers. (Abg. Neudeck: Zeigen Sie uns die Taferl!) Stichwort ÖIAG, Voest und „Minerva“. (Abg. Scheibner: Wir beide wollen die Taferl sehen!) – Kollege Scheibner! Sie haben beschlossen, dass der gesamte Prüfkomplex Grasser bis ins letzte Detail offen gelegt worden ist und somit auch keine Fragen unbeantwortet geblie­ben sind. Das ist schon ein einigermaßen starkes Stück. (Abg. Scheibner: Kollege, Sie haben ein Taferl vergessen!)

Ich blende zurück: Damals im März 2000 hat Karl-Heinz Grasser als FPÖ-Minister vor dem Unvereinbarkeitsausschuss erklärt, dass er strengstens allfällige Befangenheits­gründe achten wird. – Das hat er hier im Parlament erklärt.

Nicht viel später, im Juli 2002, hat er seinen Freund Siegfried Wolf, Magna-Europa-Chef, zum ÖIAG-Aufsichtsrat bestellt. In dieser Position hat Wolf natürlich allerbesten Einblick. Im Unterausschuss des Rechnungshofausschusses hat Herr Heinzel aus der Schule geplaudert und gesagt, Herr Wolf sei zu ihm gekommen und habe gesagt – es muss irgendwann Ende April 2003 gewesen sein –, er wolle wissen, was das Privati­sierungsvorhaben sei, um zu prüfen, ob Magna Interesse habe.

Richtigerweise ist daraufhin der Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl einiger­maßen ausgeflippt. Am 25. Juni hat er das laut einer APA-Meldung als „ungeheuerliche Vorgänge“ bezeichnet und zu diesem „Projekt Minerva“ gesagt, die unter dem Namen „Minerva“ eingeleitete Geheimaktion sei merkwürdig und verstoße gegen die gerade bei großen Privatisierungsvorhaben nötigen Prinzipien von Transparenz und Fairness.

Meine Damen und Herren! Transparenz und Fairness! Am nächsten Tag ist der Finanzminister herbeigeeilt und hat gesagt, er glaube trotzdem, dass die ÖIAG absolut korrekt gehandelt habe, aber vielleicht nicht besonders gescheit.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite