Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 54. Sitzung / Seite 11

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Parteien neu geordnet hat und immer wieder mit dem Nationalrat im Kontakt war. Zuletzt war er einer der Väter des einstimmig beschlossenen Sterbebegleitungs­geset­zes. Wir schulden ihm Dank, und auch ich bitte Sie nun, dass wir seiner in kurzem Schweigen gedenken. (Alle Anwesenden verharren einige Zeit in stummer Trauer.) – Ich danke Ihnen.

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Dr. Alfred Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bun­desminister für Landesverteidigung betreffend „Das Eurofighter-Debakel der Bundesregierung – ein Blindflug auf Kosten der österreichischen Steuerzahler“ (1566/J)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen nunmehr zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 1566/J.

Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch die Schriftführerin.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

Die militärische Notwendigkeit von Kampfflugzeugen ist umstritten, die Entscheidung für den Eurofighter als die teuerste Variante, die nur als Prototyp existierte, zusätzlich fragwürdig, die budgetäre Situation erlaubt keine derartigen Ausgaben und die österrei­chische Bevölkerung ist mit großer Mehrheit gegen den Ankauf von Kampfflugzeugen. Trotzdem wird diese Anschaffung mit all den damit verbundenen Konsequenzen von dieser Regierung „durchgezogen“. Wobei die jüngste Konsequenz darin besteht, dass zusätzlich zumindest 75 Millionen Euro (mehr als eine Milliarde Schilling) an Mietkos­ten für Uralt-Flugzeuge ausgegeben werden, um die Zeit zwischen der Ausmusterung des Draken und der (Vielleicht)Indienststellung des Eurofighter zu überbrücken.

Der Beschluss, zusätzlich 75 Millionen Euro auszugeben, fällt in eine Zeit, in der es massive Pensionseinbußen für Neupensionisten gibt und in der Mindestpensionen ge­kürzt wurden. Trotz massiver Proteste der Opposition und der Bevölkerung war die Re­gierung nicht bereit für eine (unzureichende) Reparatur dieser Kürzungen mehr als 30 Millionen Euro auszugeben – nicht einmal die Hälfte jenes Betrages, der für die F-5 ausgegeben wird. Es verfestigt sich daher immer mehr der Eindruck, dass massiven sozialpolitischen Einschnitten – vor allem im Bereich der Pensionen – unverant­wort­liche Verschwendung durch den Ankauf der Eurofighter gegenübersteht.

Der vergangene Woche vom Rechnungshof präsentierte Prüfbericht zu den Euro­fightern bestätigt die bisherige von der SPÖ geübte Kritik an diesem teuersten Be­schaffungsvorgang der 2. Republik. Die finanziellen Auswirkungen dieser Anschaffung (Stichwort Betriebskosten) wurden nicht berücksichtigt. Es ist unklar, ob und wann dieses Flugzeug jemals geliefert werden kann. Ebensolche Unklarheit besteht bezüg­lich der Einsatzfähigkeit dieses Prototyps, der niemals von österreichischen Piloten probe­geflogen wurde. Der Eurofighter entpuppt sich bezüglich seiner Kosten als ein Fass ohne Boden, die Entscheidung der Regierung für dieses Flugzeug als ein Blindflug auf Kosten der österreichischen Steuerzahler.

Begonnen hat die völlig unverantwortliche Vorgangsweise der VP/FP-Bundesregierung im März und April 2002, als wesentliche Ausschreibungskriterien während des laufen­den Verfahrens verändert wurden. Sogenannte „Mussforderungen" wurden in soge­nannte „Sollkriterien" umgewandelt, damit deren Nichterfüllung nicht zu einer zwingen­den Ausscheidung des Anbieters aus dem Verfahren führen.

 


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