Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 54. Sitzung / Seite 43

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nicht notwendig ist –, abgelöst werden muss durch die allerteuerste Lösung, die sich diese Republik und die Militärs nur vorstellen können!

Und damit komme ich zum Geld. Herr Bundesminister für Landesverteidigung und Herr Bundesminister für Finanzen: Ich frage mich, wie Sie all das, was Sie bestellen, finan­zieren wollen – beziehungsweise wie Sie sich vorstellen, dass Ihre Nachfolger und Nach­folgerinnen das in Zukunft finanzieren können.

Auf Grund des Rechnungshofberichtes und anderer Unterlagen kennen wir jetzt die verdeckten Kosten des Eurofighter-Kaufs. Es geht nicht um 2 Milliarden €, die aus dem Budget des Finanzministeriums gedeckt werden, sondern es geht um insgesamt 4,7 Milliarden €, die durch die Unterlagen des Rechnungshofes – jetzt unwiderruflich! – festgestellt worden sind. (Ruf bei der SPÖ: Richtig!)

Womit und wie werden diese 2,7 Milliarden € finanziert? Wollen Sie die Maastricht-Kriterien ignorieren? Wollen Sie sagen: Aus mit dem Nulldefizit!, wir halten uns nicht mehr an die europäischen Richtlinien – und nehmen Schulden auf, und zwar noch und noch, um die Eurofighter finanzieren zu können!? (Ruf bei der SPÖ: Tun sie ja auch!) – Das wird nicht gehen! Also werden Sie das Geld aus anderen Bereichen des Budgets nehmen müssen. Sagen Sie, Herr Finanzminister, woher dieses Geld kommen wird: von den Pensionen, aus dem Gesundheitsbudget, aus dem Bildungsbudget, aus dem Forschungsbudget? Woher wollen Sie dieses Geld nehmen? Das Geld muss es geben, es geht da immerhin um 2,7 Milliarden €.

Vorletzter Punkt: Wir müssen daran denken, auch einen – meiner Meinung nach sehr sinnvollen und sehr wichtigen – Reformprozess der österreichischen Landesverteidi­gung zu finanzieren. Die Mindestkosten dieses Reformprozesses – und jeder Über­gang, jede große Reform ist am Anfang teuer – liegen wahrscheinlich bei etwa 2 Mil­liarden €.

Das heißt: Zusätzliche Abfangjägerkosten plus Kosten der Bundesheer-Reform – das sind zusammen fast 5 Milliarden €, die nicht bedeckt sind. Wir wissen: Wenn wir die Reform des Bundesheeres, die sehr, sehr vernünftig und wichtig ist, ernst nehmen, dann werden wir sie nur finanzieren können, wenn wir auf die Eurofighter verzichten.

Sie, Herr Bundesminister für Landesverteidigung, werden die Entscheidung treffen müssen: Eurofighter – oder große Reform des österreichischen Bundesheeres! Beides zusammen gibt es nicht!

Und wenn Sie bei den Eurofightern bleiben, verzichten Sie auf die Bundesheerreform. Dann ist es aber auch sinnlos, die Bundesheerreformkommission – in der bis jetzt sehr konstruktiven Art und Weise – weiterarbeiten zu lassen. Wenn’s kein Geld gibt, wird jeder Vorschlag, den wir gemeinsam mit den Reform-Offizieren im Verteidigungs­minis­terium erarbeiten, schlicht und einfach sinnlos sein.

Allerletzte Bemerkung: Ich ersuche alle Damen und Herren der Regierungsparteien – selbstverständlich auch den Herrn Verteidigungsminister –, die Opfer der terroris­tischen Anschläge in Spanien nicht für die Beschaffung von Luftraumüberwachungs­flugzeugen in Österreich zu missbrauchen! (Abg. Scheibner: Das waren aber nicht wir, die das gemacht haben! – Abg. Ellmauer: Das hat der Cap gesagt!) Niemand von denen, denen wir hier im Nationalrat heute zu Recht unser Mitgefühl und unsere Sym­pathie ausgesprochen haben (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen), hat es sich verdient, dass seine Situation, seine Opfer, dass seine/ihre persönliche Situation für ein dubioses österreichisches Rüstungsgeschäft missbraucht werden! (Rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen: Redezeit!)

Ich ersuche Sie ...

16.36

 


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