Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 55. Sitzung / Seite 151

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und den Freiheitlichen – Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen), das Verfahrens­garantien, die für alle Bürgerinnen und Bürger notwendig sind, im Strafverfahren inner­halb der Europäischen Union vorsieht, endlich umgesetzt werden sollte. Meine Damen und Herren, Sie nützen diese Debatte unzulässigerweise, um ganz andere Interessen zu verfolgen! (Abg. Mag. Regler: Die Sicherheit!) Das schmerzt mich, weil es nämlich letzten Endes einen breiten Konsens verhindert und weil es ineffizient bis zum Geht­nichtmehr ist, wenn es darum geht, den Terrorismus wirklich zu bekämpfen. (Beifall bei den Grünen.)

Ich nenne Ihnen ein anderes Beispiel: Der Europäische Haftbefehl wird von Ihnen in einer Art und Weise befürwortet, dass Verfahrensgarantien, Wertegarantien nicht mehr stattfinden können, nicht mehr integriert sind. Ich vermisse Ihr Engagement für Bürge­rInnenrechte auch auf europäischer Ebene.

Wenn Sie über die Beistandsklausel im Verfassungsvorschlag des Europäischen Kon­vents diskutieren, dann nehmen Sie nur die Teile heraus, die Ihnen passen, aber wenn es um all das geht, was demokratische Kontrolle, was die notwendigen Sicherheits­mechanismen gegen einen Missbrauch von Instrumenten beinhaltet, dann hört man von Ihnen kein Wort mehr.

Das zeigt mir eben, dass es Ihnen in Wirklichkeit mit diesen Menschenrechten nicht mehr ernst ist. Und das macht mich traurig, denn diese Werte, meine Damen und Herren, müssen wir verteidigen (Abg. Mag. Molterer: Sie haben nicht einmal ein Beispiel für diese Behauptungen! Kein einziges Beispiel für diese Behauptungen!), und das ist die wahre Verteidigung auch gegen den Terrorismus. Nur damit können wir gegen diese Welt bestehen! Nur damit können wir wirklich auch einen anderen Pol, als Sie das planen, meine Damen und Herren, auf globaler Ebene darstellen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Mag. Molterer: Kein einziges Beispiel!)

Sie vermischen in der Debatte ununterbrochen Terror, Kriminalität, Drogenkriminalität (Abg. Miedl: Das hat ja miteinander zu tun, Frau Kollegin Lichtenberger!) und so weiter, ohne sich über die Mechanismen, über die Details Gedanken zu machen. Ja zu einem europäischen Datenaustausch – aber dann, meine Damen und Herren, müssen Sie sich zuerst einmal überlegen, welche Daten, die Sie dann weitergeben, wie erho­ben werden. Ansonsten kommt es eben zu Situationen, in denen die „Mütter gegen Atomkraft“ unter Terrorvereinigungen subsumiert und irgendwohin weiter gemeldet werden. Leider hat es ja solche Vorfälle bereits gegeben, und das macht mich traurig.

Meine Damen und Herren! Sie brechen den breiten Konsens für eine Freiheit, für eine demokratische Struktur. Diese aber brauchen wir, um dem Terrorismus wirklich den Nährboden entziehen zu können. Das ist dringend notwendig! Ohne das ist alles andere nicht mehr machbar.

Herr Kollege Scheibner (Abg. Scheibner: Jetzt komme ich auch noch dran!), in Ihrer Analyse kann ich Ihnen weitgehend zustimmen. Sie haben das gesagt, was auch Villepin in der Konferenz der Außenminister gesagt hat, nämlich dass Terrorismus nur dann bekämpft werden kann, wenn man sich auch seinen Wurzeln zuwendet. Sie haben das sozialpolitische Umfeld sehr genau geschildert. Nur, Herr Kollege Scheib­ner: Ich wundere mich, warum Sie nicht zu anderen Schlussfolgerungen kommen. (Abg. Scheibner: Wieso?) Wenn Sie zu dieser Analyse fähig sind, warum ziehen Sie daraus nicht die Konsequenzen und arbeiten gemeinsam an einer Sicherung unserer Freiheiten, unserer demokratischen Rechte und gegen den Terrorismus, der genau jene bedroht (Abg. Scheibner: Wieso mache ich das nicht? Wieso kommen Sie auf die Idee, dass ich das nicht tue?), und nicht gemeinsam an einem Missbrauch der gesam­ten Terrordebatte – das tut mir auch emotional weh – dafür, Überwachungsmechanis­men einzuführen, die Sie gerne hätten? (Abg. Scheibner: Ich?)

 


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