Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll61. Sitzung / Seite 52

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letzten Sitzung ein Redner Ihrer Fraktion klipp und klar festgehalten. Es geht darum, dass die Frauen nicht so stark auf den Arbeitsmarkt drängen und dort den Männern zu viel Konkurrenz machen. Daher sollen sie lieber zu Hause bei den Kindern bleiben. (Widerspruch von Bundesminister Dr. Bartenstein.)

Nennen wir die Dinge doch beim Namen! Ich weiß schon, das passt in Ihren politischen „Neusprech“ nicht hinein. Faktum ist aber, dass Sie genau eine solche Politik be­treiben. (Abg. Steibl: Was politisch nicht passt, ist, wenn man wirklich das sagt, worum es geht!)

Oder sagen Sie mir doch einmal, wo Ihre Anreize dafür sind, dass Männer verstärkt Kinderbetreuungs- und Familienarbeiten wahrnehmen! Wo ist Ihr großer Fortschritt bei der Väterkarenz? Wo ist Ihr großer Fortschritt bei der Steigerung der Erwerbsquote von Frauen, insbesondere nach Kinderpausen? Wo sind die Maßnahmen, mit denen Sie Frauen und die wenigen Männer nach einer Karenzpause beim Wiedereinstieg in den Job unterstützen? – Nichts davon gibt es!

Und da komme ich jetzt zu dem Vorschlag, der heute vorliegt, wie diese Verein­barkeiten besser geregelt werden können. Auch da hat Kollegin Steibl es auf den Punkt gebracht. Sie hat gesagt, ein Vaterschutzmonat komme nicht wirklich in Frage; es wäre eine Demotivation für die Wirtschaft, Männer im fruchtbaren Alter einzustellen, wenn ich das richtig verstanden habe. (Abg. Steibl: Nein, das habe ich nicht gesagt!)

Ich glaube Ihnen sofort, dass Sie das so wahrnehmen, aber, Frau Kollegin Steibl, der Umkehrschluss ist auch eindeutig: Sie finden, Frauen sollen allein das Risiko tragen, dass sie keinen Job finden, weil sie vielleicht Kinder bekommen könnten. Einem Mann ist das nicht zumutbar, finden Sie. (Beifall bei den Grünen.)

Ich finde, Elternschaft ist eine geteilte Aufgabe von Vätern und Müttern, und beide sollten sowohl die Betreuungsaufgaben als auch das Risiko, das das auf dem Arbeits­markt offensichtlich für manche bedeutet, teilen können. Ich sehe beim besten Willen nicht ein, warum sowohl die Arbeit als auch das Risiko praktisch zu 95 bis 100 Prozent bei den Frauen abgelagert werden.

Das ist vielleicht Ihre Politik, aber das ist nicht mein Verständnis davon, wie moderne Familienpolitik ausschaut, und es ist ganz sicher nicht im Interesse der Frauen, die bis heute die Hauptlast von Kinderbetreuung und Familienarbeit zu tragen haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Abschließend noch zum Vaterschutzmonat. – Ich finde diese Bezeichnung ja ein bisschen verunglückt, denn ich möchte den Vater ja nicht schützen, ich möchte den Vater einbeziehen. Ich hätte gerne einen Väterbeteiligungsurlaub oder Vaterschafts­urlaub. Es geht jedenfalls darum, dass mit der Geburt des Kindes nicht nur die Mutter aktiv ihre Mutterrolle übernimmt, sondern der Vater auch aktiv seine Vaterrolle und das Familiengefüge sich neu strukturieren kann. Das kann natürlich nicht funktionieren, wenn ein Teil gezwungen ist, abwesend zu sein.

Ich finde es auch relativ merkwürdig, dass man für eine Übersiedelung mehr Tage Freistellung bekommt als für die Geburt eines Kindes. Das ist Ihre Familienpolitik: Wer übersiedelt, dem gesteht man mehr Aufwand an Arbeit zu, als wenn jemand Vater wird! (Abg. Großruck: Vater werden geht schneller als übersiedeln!)

Ich bin daher sehr heftig dafür, einen solchen Vaterschaftsurlaub einzuführen. Ich wür­de mir noch deutlichere Anreize wünschen, als im SPÖ-Antrag enthalten sind, um die Motivation der Väter zu erhöhen, damit sie diesen Monat auch tatsächlich in Anspruch nehmen. Und ich würde auf jeden Fall der Regierung vorschlagen, Flexibilisierungs­politik nicht nur dort zu betreiben, wo es ihren Wirtschaftsunternehmen passt, sondern auch dort, wo es den Familien, den jungen Eltern, den Männern und Frauen in diesem


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