Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 59

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darüber gegeben hat, aber nur einen sehr, sehr schwachen Kompromiss über eine Staatszielbestimmung Tierschutz und Umweltschutz. Im Ausschuss 1 hat Kollegin Lichtenberger einen sehr guten und viel weiter gehenden Vorschlag vorgelegt, der aber noch keinen Konsens gefunden hat.

Ich muss auch berichten, dass bislang die FPÖ die Position vertreten hat, überhaupt keine Staatsziele in der Verfassung zu verankern. (Abg. Scheibner: Das stimmt nicht!) Ich würde mich freuen, wenn man diese Grundsatzposition aufgibt (Abg. Scheibner: Das ist nicht richtig!) und nicht nur der Tierschutz – der ist jedenfalls unbestreitbar –, sondern auch viele andere Staatszielbestimmungen Eingang in eine neue Verfassung finden könnten. (Abg. Scheibner: Nein, das stimmt nicht!) Es stimmt, tut mir Leid. Sie haben diese Position vertreten. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Scheibner: Bin ich nicht FPÖ?)

Wir haben bezüglich dieser Staatszielbestimmung sehr konkrete Vorstellungen. Staats­ziele sind in einer Verfassung der Teil, bei dem die Werte zum Ausdruck kommen, der beschreibt, was über die politischen Spielregeln hinausgeht. Der Wertekatalog ist natürlich auch immer politisch-ideologisch bestimmt, aber für uns ist es eine Selbst­verständlichkeit, Umweltschutz und Tierschutz mit einer starken Formulierung in die Verfassung zu verankern, und wir werden das auch mit Nachdruck dort vertreten.

Nun komme ich zu einem Bereich, bei dem mich eine Formulierung von einem Vorred­ner ein bisschen erschreckt hat, und zwar ist das der gesamte Bereich mögliche wirt­schaftliche Beschädigungen der Landwirte. Sie haben von einem Friedensschluss ge­sprochen, Herr Kollege Grillitsch – jetzt ist er nicht mehr hier. (Rufe bei der ÖVP: Oh ja!) Ich hatte nicht den Eindruck, dass es vorher einen Kriegszustand gab, und ich fin­de, das ist auch ein völlig falscher Begriff. Es ist auch völlig falsch, jetzt mit solchen Begriffen – auch die Inserate gehören dazu – zu arbeiten. Das, was wir brauchen, sind Partnerschaften zwischen der Landwirtschaft und vor allem der Lebensmittelprodukti­on, der Lebensmittelindustrie. Da geht de facto sehr viel ungekennzeichnete Eierpro­duktion – das ist von den Konsumentinnen und Konsumenten nicht nachfragbar – über Großküchen, über die Lebensmittelproduktion über den Tisch, und da braucht man Partnerschaften für die Zukunft.

Um der historischen Wahrheit Genüge zu tun: Wir haben in den Verhandlungen mehr­fach versucht, einen Vier-Parteien-Entschließungsantrag zu erreichen, mit dem man eine finanzielle Unterstützung für die Umrüstung auf artgerechte Tierhaltesysteme ver­ankert hätte. Es war aber nicht möglich, hier einen Konsens zu finden – warum, weiß ich eigentlich nicht genau. (Abg. Mag. Molterer: Das steht im Gesetz!) – Einen Ent­schließungsantrag kann man immer verabschieden, Herr Kollege Molterer, das ist überhaupt kein Problem. (Abg. Mag. Molterer: Den haben wir schon eingebracht!)

Bei dieser Partnerschaft zwischen den Erzeugern, den Produzenten und dem Lebens­mittelhandel sind die KonsumentInnen das letzte Glied in der Kette. Da wird noch eini­ges zu tun sein, und auch im Kennzeichnungsbereich im Lebensmittelbereich kann man sicher noch unterstützend eingreifen etwa mit einem Tiergütesiegel et cetera.

Letzter Punkt, und damit bin ich am Schluss: Es ist ein Meilenstein und ein sehr großer Schritt. Es hat ewig lange, es hat sehr, sehr lange gedauert, aber es zeigt auch, dass Initiativen, wenn sie von der Bevölkerung kommen, wenn sie von 400 000 Menschen unterschrieben werden, sehr gut sind und dass wir öfters auf solche Initiativen zurück­greifen sollten. Ich nenne jetzt hier das Frauen-Volksbegehren oder auch das Gen­technik-Volksbegehren, die immer noch auf die Umsetzung warten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

 


11.36

 


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