Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 86

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Es ist heute schon auf die Inserate des Bauernbundes eingegangen worden. Einer solchen positiven Sensibilisierung nützen natürlich solche Inserate nicht, wenn da unter dem Bild von gepflegten Händen steht: Die einen machen ihr politisches Geschäft, und unter dem Bild von abgearbeiteten Bauernhänden: Die anderen sollen schauen, wie sie mit ihrer täglichen Arbeit überleben. – Solche Inserate tragen nicht gerade dazu bei, diese Sensibilisierung für das Leid der Tiere, für eine bessere Tierhaltung zu fördern. Ich glaube, da sollte auch der Bauernbund etwas umdenken. (Beifall bei den Freiheitli­chen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Natürlich gibt es Berufsgruppen, die ihren Lebensunterhalt aus der Tierhaltung erwirt­schaften, und diese sind eher geneigt oder auch der großen Gefahr ausgesetzt, dass sie ihre wirtschaftlichen Interessen über den Tierschutz stellen. Zu einem gewissen Grad sehe ich das auch ein, weil es ja um die Existenzgrundlage von vielen Bauern geht, aber deshalb muss ja ein Gesetz nachhelfen, muss strenge Bestimmungen schaffen, muss Standards schaffen, damit eben dieser individuelle wirtschaftliche Nut­zungsgedanke etwas in Schranken gehalten wird.

Ich bin auch der Meinung, dass dieses Gesetz mit seinen hohen Strafdrohungen von 2 000 € Mindeststrafe geeignet ist, dieses Bewusstsein zu steigern, und ich hoffe wirk­lich, dass, wenn solche Tierquälereien festgestellt werden, dieses Gesetz mit seinen strengen Strafbestimmungen tatsächlich Anwendung findet.

Auf der anderen Seite bin ich aber auch überzeugt davon, dass für die Bauern eine große Unterstützung geleistet werden muss, damit sie die Standards einhalten können, ohne wirtschaftlich zugrunde zu gehen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Ich glaube aber auch – und ich bin sehr froh, dass Herr Bundesminister Haupt das an­geschnitten hat –, wir müssen in Zukunft die Konsumenten viel mehr aufklären, woher die Lebensmittel kommen. Jetzt wissen wir überhaupt nicht, woher beispielsweise die Eier kommen. Da steht drauf „Freilandhaltung“ (Ruf bei der SPÖ: Von den Hennen!) – von den Hennen, ja; dieser Einwurf ist sehr „gescheit“ –, aber wir wissen nicht, aus welchem Land sie kommen. Ich habe erst auf Grund des Hühnerskandals in Asien er­fahren, dass wir Hühnerfleisch aus Thailand beziehen, und ich bin überzeugt davon, mit diesem Unwissen stehe ich nicht allein da. (Ruf bei der ÖVP: Eier auch!) Ja, Hüh­nerfleisch oder auch Eier. Ich bin dafür, dass wir eine ganz strenge Kennzeichnungs­pflicht einführen, Herr Bundesminister. (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Gibt es schon!) Ja, es gibt eine (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Noch mehr!), aber soviel ich weiß, bekom­men alle Tiere, die hier geschlachtet werden oder zu 50 Prozent aus Österreich stam­men, den Vermerk: Fleisch aus Österreich. (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Nein!) So ähnlich ist das! Sagen Sie nicht nein, so ähnlich ist das! Da muss man wirklich drauf­schreiben: Dieses Hühnerfleisch kommt aus Thailand, dieses Ei kommt aus Tsche­chien, aus der Käfighaltung und so weiter. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

Ich glaube, dass wir damit sehr viel zum Schutz unserer Bauern und auch zur Be­wusstseinsbildung unserer Konsumenten beitragen können.

Ein Wort noch zum Schluss. Ich bin wirklich sehr froh darüber, dass wir heute dieses bundeseinheitliche Tierschutzgesetz über alle Parteigrenzen hinweg geschaffen ha­ben. Ich finde es wirklich sehr schön, dass wir heute in den Genuss dieses seltenen Erlebnisses kommen, und ich fordere die Opposition auf, öfter mitzutun, wenn es dar­um geht, gemeinsame Gesetze zu schaffen. Es ist doch sehr schön, wenn wir applau­dieren, wenn die SPÖ etwas sagt, wenn die SPÖ applaudiert, wenn die ÖVP etwas sagt, wenn wir uns gegenseitig Anerkennung zollen.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite