Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 123

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„Es ist ein schwarzer Tag für Österreich und Europa.“ Und: „Zwei unverantwortliche Politiker, zerfressen von Machtstreben, verkaufen das Image, die politische Rolle und zum Teil auch wirtschaftliche Interessen Österreichs ...“

Das ist also „Patriotismus“, gelebt im Europaparlament durch den EU-Abgeordneten Swoboda, meine Damen und Herren! (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Das ist eine Frechheit! Der ist rücktrittsreif!) Was ist das? Wo ist da der Patriotismus?

Und weiters, so Swoboda: „Ich verstehe, dass Europa und die zivilisierte Welt“ – also im Gegensatz zu Österreich – „mit einer solchen Regierung möglichst wenig zu tun haben möchten.“

Und dann der Aufruf Swobodas: „Unterstützen Sie das österreichische Volk gegen diese Regierung!“ – Das, meine Damen und Herren, war der Aufruf eines EU-Abge­ordneten der SPÖ im Europaparlament gegen das eigene Land! Ein wirklicher Skan­dal, ein ungeheuerlicher Skandal! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Beschämend! – Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Dann wird ja noch gesagt, das wäre ja nicht gegen Österreich, denn man hat ja auch angesprochen, es gäbe auch ein „anderes Österreich“, und das sollten die EU-Mitgliedsländer unterstützen, meine Damen und Herren. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Wien!) Ich will jetzt gar nicht darüber philosophieren, ob Sie damit die gewaltbereiten Demonstranten gemeint haben. Aber, meine Damen und Herren: Wir sollten doch die­sen Konsens dahin gehend haben, dass es für uns als Vertreter Österreichs im Aus­land kein geteiltes Österreich gibt, dass es kein sozialistisches, kein sozialdemokrati­sches, kein konservatives, kein freiheitliches Österreich gibt, sondern nur ein Öster­reich mit einer Bevölkerung, die wir in Brüssel zu vertreten haben! Das würden wir uns von einem echten Patrioten erwarten! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Herr Kollege Cap, das ist keine Kriminalisierung des Herrn Swoboda, keine Diskreditie­rung, überhaupt nicht, sondern es geht uns um Folgendes: Wenn jemand hier antritt, die Interessen Österreichs in einer schwierigen Situation in Brüssel zu vertreten, dann wird er sich auch die Frage gefallen lassen müssen, ob er sich bei diesen Aktionen, wo wir wirklich die Unterstützung aller Kräfte in Österreich gebraucht hätten, dieser Ver­antwortung gestellt hat. – Ich sage: nein, meine Damen und Herren, und das sollen die Österreicher an einem Tag wie heute auch wissen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Wenn wir diskutiert haben über Sanktionsmechanismen in der Europäischen Union, dann muss man natürlich auch darüber diskutieren, wie die Europäische Union reagiert, wenn es außerhalb des Gebietes dieser Union zu Men­schenrechtsverletzungen kommt, wenn es außerhalb des Gebietes der Europäischen Union zu Verletzungen der Grundwerte und des Völkerrechtes kommt. Und da gibt es seit vielen Jahren eine wichtige Initiative in der Europäischen Union (Abg. Öllinger: Berlusconi!), Herr Kollege Öllinger, die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Diese Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik steckt allerdings leider noch in sehr kleinen Schuhen.

Wir haben oft – auch hier im Hohen Haus – darüber diskutiert und kritisiert, wie schwie­rig es für Europa gewesen ist, eine einheitliche, eine klare Linie etwa in der Balkan-Politik zu finden. 300 000 Toter hat es sozusagen bedurft, bis es endlich diese einheit­liche Linie Europas, der Europäischen Union gegeben hat – mit einigen Erfolgen, etwa der Stabilisierung Mazedoniens.

Ein weiterer Punkt in der Erfolgsgeschichte war das gemeinsame Agieren in Afghanis­tan, meine Damen und Herren. Auch – und das haben wir immer wieder vorangestellt – die Reaktion der Vereinigten Staaten auf den Terroranschlag vom September 2001


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