Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 179

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Also waren die Kärntner Schülerinnen offenbar weniger überlastet; da war es nicht notwendig. Aber die Problematik hat sich schon gezeigt: Wenn man wirklich von einer Überlastung der Schülerinnen spricht, die in Teilbereichen durchaus gegeben ist – dar­auf können wir uns durchaus verständigen –, aber dann nicht darauf Rücksicht nimmt, dass es schlicht und einfach skurril ist, im Sportbereich, im musischen Bereich Stunden zu kürzen, dort, wo sozusagen ein bisschen etwas anderes in der Schule auch stattfin­den kann, dann muss man schon sagen: Daran ist ersichtlich, dass der Anspruch und die Wirklichkeit bei den Regierungsparteien nicht wirklich zusammenpassen!

Aber ich glaube auch, dass es im Übrigen nicht damit getan ist, allein über Turnstun­den zu reden – sei es eine Stunde, die von allen als katastrophal eingeschätzt wird, seien es zwei Stunden. Faktum ist: Es ist im jetzigen Schulsystem in der Regel sehr wenig an Bewegung möglich.

Man wird schon darüber nachdenken müssen, ob das allein mit dem Turnunterricht zu lösen ist oder ob das nicht völlig andere Tagesabläufe braucht; ob es nicht so ist, dass man überlegen muss, wie man den Schulalltag gestalten kann, um einfach mehr Be­wegung möglich zu machen.

Selbst die in weiter Ferne liegende tägliche Turnstunde – von der sind wir in der Regel in den meisten Schulen sehr weit entfernt! – löst das Bewegungsproblem nicht wirklich.

Ich glaube, dass es dringend notwendig ist, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass auch kognitives Lernen gefördert wird, also man irgendetwas anderes macht, als die ganze Zeit in einer Bank zu sitzen, also sozusagen eine solche Art von Unterricht zu pflegen. Da ist eigentlich sehr viel möglich.

Damit komme ich zu dem Problem, das ich immer wieder anspreche. Ich glaube, dass gerade in den Volksschulen sehr viele Möglichkeiten gegeben wären. Es bedarf aber einer Veränderung in der Ausbildung. Es ist, glaube ich, in den wenigsten Fällen so, dass die Lehrerinnen unwillig wären, sondern oft kommt eben dieser Teil der Ausbil­dung der Volksschullehrerinnen zu kurz, und sie sind sich gar nicht dessen bewusst, welche Maßnahmen sie setzen könnten. Da könnte man durch entsprechende Maß­nahmen wirklich einiges zum Besseren verändern.

Meine Frage: Was ist denn da im „Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport“ pas­siert? Gibt es irgendetwas vorzuweisen, was im Bereich der Ausbildung, im Bereich des Schulalltags wirklich verändert worden wäre? Die Lyrik der Frau Bildungsministerin kennen wir, die erleben wir immer wieder, aber wenn man die Realität anschaut, muss man sagen – so ehrlich werden wir alle miteinander sein –: Es hat sich da auch heuer wenig verändert!

Abschließend: Schön, dass wir darüber reden konnten, Kollege Lichtenegger. Mut ist auch eine Kategorie – nicht nur im Sport, sondern auch in der Politik. Aber schauen wir vielleicht doch, dass wir in Zukunft auch irgendetwas Substanzielles zustande bringen. (Beifall bei den Grünen.)

18.12

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zum Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. – Anträge wurden keine gestellt. Die Debatte ist geschlossen.

Fortsetzung der Tagesordnung

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Ich nehme die Verhandlungen über die Punkte 3 und 4 der Tagesordnung wieder auf.

 


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