Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 16

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meiner Fraktion, sondern auch Angehörige anderer Fraktionen im Europäischen Parla­ment eine allgemein anerkannte politische Arbeit leisten, die meiner Meinung nach auch absolut herzeigbar ist. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP und der Grünen.)

Herr Bundeskanzler! Für mich gilt das nicht nur in den fünf Jahren zwischen Wahlen, sondern für mich gilt das auch in den Wochen vor einer Wahlauseinandersetzung. In dem Zusammenhang finde ich es etwas bedrückend, wenn trotz der guten Leistung der Abgeordneten wenige Wochen vor der Wahl eine Kampagne gegen einen allgemein anerkannten Abgeordneten, nämlich gegen den Abgeordneten Swoboda, inszeniert wird. Sie sind der Meinung, sein Verhalten ist wirklich empörend, die Kollegen der Frei­heitlichen Partei haben noch tiefer in die Schublade gegriffen, was dazu geführt hat, dass sich der anerkannteste österreichische Europa-Politiker, Kommissar Fischler, ge­nötigt sah, in dieser Wahlauseinandersetzung das Wort zu ergreifen und zu sagen, er finde die Angriffe gegen Hannes Swoboda ungeheuerlich und unter jeder Kritik. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Öllinger.)

Ich sage Ihnen, Herr Bundeskanzler, es wäre für das politische Klima und für das Verhältnis zwischen der österreichischen Bevölkerung und der Europäischen Union bedeutend besser, wenn Sie sich im politischen Stil am Beispiel Franz Fischlers und nicht an dem Jörg Haiders orientieren würden. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

In der Tat, die Fragestellungen, die vor uns und vor der Bevölkerung liegen, sind von ganz, ganz gravierender Bedeutung, und ich halte es nicht für gut, wenn man in einer Art Panikreaktion wenige Tage vor der Wahl das Niveau der Debatte dermaßen zu senken versucht. Ich finde, das haben Sie nicht notwendig, denn ich sage Ihnen ganz offen: Ihre heutige Rede hat ein gutes Niveau gehabt (Abg. Großruck: Geh, hör auf! Wirklich wahr?), bietet eine Einladung zu einer Auseinandersetzung, die fair geführt werden kann, die sich unterscheidet vom politischen Stil der ÖVP in den letzten Wo­chen. (Abg. Dr. Fekter: Der SPÖ!) Ich sage Ihnen: Bleiben Sie so, wie Sie heute sind, und machen Sie es nicht so, wie es Ihnen der Herr Lopatka vorschreibt! (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn Sie, Herr Bundeskanzler, davon ge­sprochen haben, dass wir als Österreicher in Brüssel erfolgreich sind und auch erfolg­reich sein können, und die Abgeordneten erwähnt haben, jene, die im EU-Konvent tätig waren und gute Arbeit geleistet haben, dann würde ich sagen, ja, ziehen wir die Bilanz weiter. Sie sind verantwortlich für eine Bundesregierung, Sie sind verantwortlich für Minister, die natürlich in der Europäischen Union eine ganz große Bedeutung haben, weil nach wie vor in den Ministerräten Bedeutendes entschieden wird.

Wie können Sie es als Bundeskanzler zulassen, dass die Präsenz der österreichischen Minister in Brüssel zu einer der geringsten aller Mitgliedsstaaten gehört? Ich verstehe nicht: Wie soll sich Österreich Gehör verschaffen, wenn Ihre Kollegen in der Regierung größtenteils zu den Sitzungen nicht einmal hinfahren? Wie sollen da österreichische Interessen eingebracht und durchgesetzt werden?

Herr Bundeskanzler, sorgen Sie dafür, dass Ihre Regierungsmitglieder ihre Aufgabe erfüllen und nicht Brüssel dauernd schwänzen, denn nur dann wird es uns gelingen, auch österreichische Interessen dort durchzusetzen! (Beifall bei der SPÖ.)

In der Tat, wir stehen an einem Scheideweg in Europa, in welche Richtung das neue, erweiterte Europa gehen wird: Wird es ein Europa, wo die Menschen das Gefühl haben, dass über sie drübergefahren wird, wo die Entfernung zu den Entscheidungs­zentralen wächst – oder wird es ein Europa, wo der Gemeinsinn dieser neuen Sicher­heitsgemeinschaft auch tatsächlich gelebt wird?

 


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